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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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die kahlen Stellen gekämmt, die Augen hinter eine unförmigen Brille übermäßig vergrößert. Sein Jackett war aus hundert Prozent Polyester.
    Nun, genau das war der Typ Mann, der in so einer Wohnung leben würde.
    Die Tüten fielen aus seinen Armen. Überwiegend Fertiggerichte. Zwei Schachteln Twinkies. Die neueste Ausgabe von „People“.
    „Auf den Boden!“, befahl Starkey.
    Der Mann drückte sein Gesicht auf die Zeitschrift. Der Wellensittich kreischte. Während einer der anderen Agenten Handschellen hervorzog, schlenderte Norm zu dem Mann und fasste in seine Gesäßtasche, in der unübersehbar ein dicker Geldbeutel steckte. Er öffnete ihn, nahm den Führerschein heraus, seufzte und rief Tom an.
    „Wir haben ein Problem.“
    Im Dachgeschoss von Bellum Velum hörte sich Tom geduldig die schlechten Neuigkeiten an.
    „Dürfte nicht sonderlich schwierig gewesen sein“, schloss Norm. „Unser Mann sucht sich einfach jemanden in der Gegend, der denselben Namen trägt, und schon hat er eine Adresse, die er angeben kann.“
    „Während seine richtige Adresse überall sein könnte.“ Tom lehnte sich an die Wand. Um ihn herum durchsuchten Cofers Agenten die Unterlagen von Bellum Velum. Die meisten Daten waren in den Computern gespeichert. Der Finanzvorstand, Mr Yates, den Roberta trotz seiner „Erkältung“ ins Büro gebeten hatte, versorgte Agent Cofer mit all den nötigen Passwörtern. Yates war über sechzig, hatte aber die Statur eines Riesen-Lkws, die von seiner braunen U.S.-Army-Trainingsjacke kaum kaschiert wurde.
    „Danke, Norm! Befragt ihn trotzdem. Vielleicht weiß der Einfaltspinsel ja doch was. Das bezweifle ich zwar, aber momentan haben wir nichts zu verlieren.“
    Tom legte auf. Natürlich hatte er nicht erwartet, dass alle Puzzleteile auf ihren Platz fielen, aber doch zumindest ein paar. Irgendetwas Wichtiges musste doch wohl hier zu finden sein, oder nicht? Galileo hatte für diese Firma gearbeitet. Es musste irgendeine Verbindung zwischen seinem Job und seinen aktuellen Aktivitäten geben.
    „Erzählen Sie mir von Booth“, forderte er Roberta auf. Sie arbeitete mit den Agenten zusammen, zeigte ihnen, wo alles war und wie man bestimmte Aktenschränke öffnete. Belllum Velum sah wahrscheinlich wie jedes andere Büro in Baltimores Stadtmitte aus, nur bezweifelte Tom, dass es in anderen Firmen Tresorräume mit automatischen Waffen, kugelsicheren Westen und dem Plastiksprengstoff C-4 gab (wovon alles natürlich auf legale Weise beschafft worden war, das konnte Roberta belegen).
    Sie lächelte ihm zu. Sie war noch genauso ruhig und höflich wie zuvor. Gut, unten in der Lobby, als die Agenten hereingestürmt waren, hatte sie kurz ein wenig erschrocken gewirkt, dann jedoch rasch ihre Fassung wiedergewonnen. Vielleicht war dieses stählerne Selbstvertrauen doch nicht nur aufgesetzt. Vielleicht fühlte sich Roberta Watson tatsächlich dermaßen wohl in ihrer eigenen Haut.
    „Ich würde ja gerne sagen, dass ich jeden unserer Mitarbeiter gut kenne, Agent Piper, aber dem ist nicht so. Ich kann mich daran erinnern, Henry Booth bei den Weihnachtsfeiern gesehen zu haben, aber das war’s dann auch schon. Wie ich bereits sagte, bleiben unsere Leute gern für sich, wenn sie gerade keinen Auftrag haben.“
    „Wie es nun mal in Ihrer Branche in der Natur der Sache liegt.“
    „Ganz genau.“
    Tom ging hinüber zu Yates. Sein Büro war karg eingerichtet. Offenbar blieb auch er eher für sich, wobei er bestimmt in anderen Ländern ebenfalls Büros hatte.
    „Kennen Sie Henry Booth?“
    „Selbstverständlich“, brummte Yates, der gerade Agent Cofer etwas auf dem Bildschirm zeigte. „Er arbeitet schließlich für mich, nicht wahr?“
    „Nun, Sie sind nur der Finanzchef. Ich weiß nicht, inwieweit Sie …“
    „Mir gehören vierzig Prozent dieser beschissenen Firma.“
    „Mmmhmm.“
    „Roberta sagte, Sie hätten vorher angerufen. Wieso das? Hat der Richter darauf bestanden, dass Sie erst auf friedliche Art und Weise versuchen, Informationen von uns zu bekommen, bevor er Ihnen einen Durchsuchungsbefehl ausgestellt hat? Gut zu wissen, dass manche Richter in diesem Land tatsächlich noch die Bill of Rights lesen, bevor sie sie als Toilettenpapier benutzen.“
    „Wo ist Henry Booth?“
    „Schauen Sie bei ihm zu Hause nach.“
    „Das haben wir.“
    Yates zuckte mit den mächtigen Schultern. „Das war übrigens echt clever von Ihnen, Piper.“
    „Was denn?“
    „Zu warten, bis Sie hier waren, bevor Ihre

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