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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Sie ein großer Musikfan sind. Wie wäre es, wenn Sie eine Band für die Veranstaltung aussuchen?“
    „Äh …“
    Amy öffnete die blaue Mappe. „Hier drin ist eine Liste von Bands, die in den letzten sechs Jahren für die Demokratische Partei aufgetreten sind. Ich wusste nicht, wie ich sie ordnen sollte, deswegen bin ich einfach nach dem Alphabet gegangen. Bands, die mit ‚The‘ anfangen, sind unter ‚The‘ aufgeführt, aber ansonsten stehen Künstler zuerst unter ihrem Vornamen. Auf jeder Seite finden Sie die Kontaktinformationen und alles andere Wichtige. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, ich bin im Arbeitszimmer. Ich habe um drei eine Telefonkonferenz mit unserem Kandidaten.“
    „Sie haben um drei eine Telefonkonferenz mit Bob Kellerman?“
    „Und seinem Wahlkampfmanager. Bei uns findet die erste Veranstaltung nach seinem Urlaub nächste Woche statt. Wenn Sie Hallo sagen wollen, dann kommen Sie doch so gegen zehn nach drei herein. Er ist sehr zugänglich.“
    „Selbst übers Telefon?“
    „Vor allem übers Telefon! Oh, und Esme, ich bin so froh, dass Sie es sich noch mal anders überlegt haben. Ich weiß ja, wie kritisch Sie der Veranstaltung gegenüberstehen. Das hat sich herumgesprochen. Aber ohne Sie wäre es einfach nicht dasselbe.“
    Amy winkte ihrer Truppe zu und tänzelte zu ihrer Dreiuhrverabredung mit dem möglichen künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten.
    Das ist jetzt meine Welt, dachte Esme. Sie setzte sich an den Tisch und blätterte die Mappe durch. Private Telefonnummern von John Mellencamp, Bruce Springsteen, jedem Mitglied von R.E.M. (sogar von Bill Berry). Das ist jetzt meine Welt. Natürlich war das schon die letzten sieben Jahre ihre Welt gewesen, eine Welt, in der sich alles um Ansehen und Beziehungen drehte. Bisher hatte sie sich so etwas immer vom Halse gehalten. Aber was war so schlecht daran? Amy Lieb nutzte ihre Verbindungen und ihre Stellung nicht etwa, um sich den neuesten Ferrari zu kaufen oder eine schicke Villa am Mittelmeer, sondern um einem (nach allem, was man hörte) anständigen Mann dabei zu helfen, der Anführer der freien Welt zu werden. Das war doch zumindest lobenswert, oder etwa nicht?
    „Sie sind diese Frau, oder?“
    „Was für eine Frau?“
    „Sie wissen schon … die aus den Nachrichten.“
    „Rachel …“ Eine wasserstoffblonde Frau stieß ihre Freundin in die Seite. „Ich möchte mich für Rachel entschuldigen. Sie ist als Baby auf den Kopf gefallen. Mehrfach. Aus hoher Höhe.“
    „Halt die Klappe, Cassie! Ich frag doch nur.“
    „Und ich bitte dich nur, dich um deinen eigenen Kram zu kümmern“, entgegnete Cassie.
    „Ist schon okay.“
    Beide drehten sich zu Esme um.
    „Ja, ich bin die Frau aus den Nachrichten.“
    Es wurde still im Raum. Offenbar hatten die anderen mitgehört und abgewartet.
    „Also haben Sie ihn sozusagen kennengelernt?“
    Die meisten Mädchen und ein paar der jungen Männer saßen ungezwungen im Schneidersitz auf dem Boden. Esme konnte sich an Zeiten erinnern, in denen sie genauso beweglich gewesen war. Jetzt konnte sie kaum ihre Schuhe zubinden, ohne dass in ihrem Rücken ein Höllenfeuer losbrach. Aber sie erholte sich, ganz langsam.
    „Wie war er?“, fragte Cassie.
    „Nun …“ Esme sah sich ihr Publikum an. Ihr junges Publikum. Sie fragte sich, ob sie das Zusammentreffen herunterspielen oder vielleicht sogar komplett verleugnen sollte. Auf Anrufe von wütenden Müttern konnte sie nämlich gut verzichten.
    „Hatten Sie Angst?“
    „Ja“, antwortete Esme, ohne zu zögern. „Ich hatte schreckliche Angst.“
    „Mein Onkel ist Rettungssanitäter“, meldete sich einer der Jungen zu Wort. „Ich habe gehört, wie er mit meinen Eltern gesprochen hat. Letzte Woche, mitten in seiner Nachtschicht, haben sie einen Notruf reinbekommen. Jemand hatte die Leiche eines Obdachlosen auf der Straße gefunden. Mein Onkel sagte, dass keiner den Einsatz machen wollte. Niemand wollte da rausfahren und den armen Kerl einsammeln, der wahrscheinlich an einer Alkoholvergiftung oder einer Überdosis Drogen gestorben war. Sie haben die Leiche bis zum nächsten Morgen liegen lassen.“
    „Wieso?“
    „Wegen Galileo“, erklärte Rachel. „Sie dachten, es könnte sich um eine Falle handeln wie in Atlanta.“
    „Ich wette, dass so was momentan oft passiert. Polizisten und Feuerwehrleute und Lehrer haben alle Angst, zur Arbeit zu gehen. Niemand spricht darüber, aber wisst ihr noch, wie das war nach Santa Fe? Eine Woche

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