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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Schon wieder. Dieser verdammte graue Star! Er rieb sich die Augen und versuchte die Brünette scharf zu sehen, als sie zurückspazierte und kurz anhielt, um eine Seite in ihrem Buch umzublättern.
    Joey gähnte. Laut.
    Nach dem großen Finale, nach den Verbeugungen und den stehenden Ovationen, nachdem Joey um eine weitere Zuckerwatte gebettelt hatte, verließen sie das Zelt. Der Zirkus hatte einen kleinen Jahrmarkt zwischen Zelt und Parkplatz aufgebaut. Kinder zerrten ihre Eltern zu den Schießbuden, wo gigantische Teddybären baumelten und auf ihre neuen Besitzer warteten. Vor dem Riesenrad und dem Karussell hatten sich bereits Schlangen gebildet. Links tauchten Grundschüler ihre Köpfe in ein Fass mit schwarzem Wasser, um nach verborgenen Preisen zu suchen. Rechts strömten ältere Schüler in die Geisterbahn, begierig darauf, vor Entsetzen laut zu kreischen. Der Mond wachte über sie, groß und ungerührt.
    „Ich will einen weißen Bär!“
    Joey deutete auf eine Reihe plüschiger Eisbären. Donald fügte sich seinem Schicksal.
    „Für einen bekommst du fünf Schüsse, für zwei fünfzehn“, verkündete der Standbesitzer.
    Donald reichte ihm einen Dollarschein, woraufhin der Mann ihm ein Gewehr gab.
    „Ich will schießen! Ich will schießen!“
    „Klar willst du das“, murmelte Donald. Das Ziel war eine Pyramide aus sieben Milchflaschen in etwa drei Metern Entfernung. Joey versuchte zu zielen, doch das Gewehr wog fast so viel wie er selbst. Donald stützte das Gewicht mit einem Finger ab. „Okay, und jetzt hol tief Luft!“
    Joey holte tief Luft.
    „Mach ein Auge zu.“
    Joey machte ein Auge zu.
    „Und jetzt abdrücken.“
    Joey drückte ab. Plopp! Die oberste Milchlasche fiel hinunter ins Netz.
    „Ich hab eine, ich hab eine!“
    „Noch vier Schüsse, Joey.“
    Joey atmete erneut tief ein und kniff ein Auge zu. Donalds Aufmerksamkeit wurde abgelenkt. Jemand stand nahe neben ihnen. Hatten sie Zuschauer?
    „Hallo, Mr Chappell.“
    Plopp! Eine andere Milchflasche kippte ins Netz.
    „Tom Piper, nicht wahr? Was für eine nette Überraschung.“ Donald ließ das Gewehr los, um Tom die Hand zu schütteln, und das Gewehr knallte auf die Theke.
    „Opa!“
    „Oh. Tut mir leid, Joey.“ Donald legte wieder den Finger an seinen Platz.
    Joey holte Luft und schloss ein Auge.
    „Der Trick ist, auf die unterste Reihe zu zielen“, erklärte Tom. „Wenn du die triffst, fällt die ganze Pyramide zusammen.“
    Donald spürte, wie Joey das Gewehr ein paar Zentimeter sinken ließ, was er mit seiner Hand ausglich. Plopp! Eine der untersten Milchflaschen fiel um, und die übrigen vier folgten ihr ins Netz.
    „Wir haben einen Gewinner!“, schrie der Standbesitzer.
    Während jemand Joey einen Eisbären überreichte, wechselten die beiden Erwachsenen ein paar Sätze und Blicke.
    „Joey“, sagte Donald. „Wir gehen jetzt zum Auto, damit dieser nette Herr und ich uns über etwas Geschäftliches unterhalten können. Einverstanden?“
    „Kann ich noch eine Zuckerwatte haben?“
    Donald kaufte seinem Enkel eine letzte Zuckerwatte. Dann gingen sie zum Parkplatz, wo Joey sich auf den Rücksitz des schwarzen Buick plumpsen ließ. Der Bär saß auf seinem Schoß. Donald schloss die Tür. Der Junge würde ihre Unterhaltung so nicht hören können, und selbst wenn, würde er sie nicht verstehen, und selbst wenn, dann hatte er noch seine Zuckerwatte und seinen Eisbären.
    „Also, Tom, wie kann ich Ihnen helfen? Ich nehme mal an, dass Sie nicht in den Zirkus wollen.“
    „Nein, Sir.“
    „Wie schade! Jeder liebt doch den Zirkus. Oder sollte es zumindest.“ Eine leichte Brise zauste Donalds Haar, das so weiß war wie das Fell des Eisbären. „Was kann ich für Sie tun?“
    „Henry Booth.“
    „Henry Booth? Wer ist das?“
    Tom nickte. „Das werde ich Ihnen sagen. Es ist nämlich eine interessante Geschichte, und jeder liebt interessante Geschichten – oder sollte. Henry Booth ist ein gottesfürchtiger Mann. Er wuchs im ländlichen Maryland auf. Bekam einen Job bei der CIA, einen guten Job im Übrigen, doch mit der Zeit machte ihn die Arbeit fertig, und so wechselte er in die private Wirtschaft. Er begann für eine Sicherheitsfirma in Baltimore namens Bellum Velum zu arbeiten.“
    Donald starrte in die Ferne. „Bellum Velum ist ein interessanter Name.“
    „Ach ja?“
    „Lateinisch. Er bedeutet in etwa ‚Krieg zum Verkauf‘.“
    Donald fing Toms Blick auf. Er hatte den Agenten überrumpelt. Sehr gut. „Bitte fahren

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