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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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weiterhin auf das Haus zukrochen.
    „Also, als ich endlich den Mund wieder zugeklappt hatte, posierten Carly und ich für die unvermeidlichen Fotos. Dann hockten wir uns in den Wagen und fuhren zu dem alten Hotel. Einige meiner Freunde teilten sich eine Limousine, aber mein Dad hatte mir geraten, nicht mitzufahren, weil er das zu kindisch fand.“
    „Ja, logisch! So eine Luxuslimousine wäre echt kindisch.“
    Rafe lachte. „So ist mein Dad eben.“
    „Ja, allerdings.“
    „Esme, es ist nett von ihm, dass er zu uns kommt, um auf Sophie aufzupassen und all das.“
    Esme war anderer Ansicht, aber sie ging nicht darauf ein. Es lohnte sich nicht, diesen Moment zu verderben. Außerdem waren sie jetzt nur noch zehn Wagen vom Parkplatz entfernt.
    „Ich bog zum Hotel ein, und dort sah es ganz ähnlich aus wie hier. Eine ganze Schlange Autos. Wir mussten also warten. Ich auf dem Fahrersitz, die schweißnassen Hände am Steuer, und Carly neben mir fummelte am Radio herum. Es war Mai, es war heiß, und sie bestand darauf, die Fenster zu öffnen. Ich dachte, ich würde meinen brandneuen Smoking durchschwitzen. Aber zumindest kam eine leichte Brise durchs Fenster, und ich roch Carlys Parfüm, das half etwas.“
    „Wonach hat sie gerochen?“
    „Nach Äpfeln.“
    Das dreistöckige Haus kam in Sicht. Piekfein gekleidete Männer und Frauen stiegen aus ihren Hybridwagen oder Hummer und spazierten über den kurzen Steinweg zur Veranda. Tausende winzige weiße Lichter waren um die Marmorsäulen geschlungen. Wie Weihnachten im April. Esme wischte ihre feuchten Hände am Sitz ab. Sie musste an Hundezungen denken.
    „Weiter!“, bat sie ihren Mann.
    „Okay, irgendwann hatten wir endlich den Parkplatz erreicht. Also, ich war sechzehn und hatte von Tuten und Blasen keine Ahnung, aber ich war ein kluges Kerlchen. Es ging immerhin um den Abschlussball, und Carly McGuiness duftete nach Äpfeln, als also der Parkwächter zu meiner Tür kam und Hallo sagte, reichte ich ihm den Schlüssel. Dann stieg ich aus und lief vorn um den Wagen herum, um Carly die Tür zu öffnen, aber der Wagen rollte noch …“
    „Er rollte noch?“
    „Nicht schnell, aber schnell genug, um direkt gegen meinen Hintern zu prallen.“
    Esme kannte die Geschichte, sie kannte auch ihr Stichwort. „Ach Gott, Rafe, hattest du vergessen, auf Parken zu schalten?“
    Sie lachte und er lachte, und sie gelangten eine weitere Autolänger näher an das Lieb’sche Haus. Jetzt waren sie die Vierten in der Schlange. Über ihnen glühte der Mond wie ein Katzenauge.
    „Wie auch immer, ich gab vor, die ganze Sache so geplant zu haben, öffnete Carlys Tür und sagte: ‚Das Boot bewegt sich noch. Soll ich Sie vielleicht an Land tragen, Madam?‘“
    „Das hast du nicht!“
    Rafe hob die Hand. „Ich schwöre! Zum Glück waren wir Freunde. Sie schaltete also auf Parken, verpasste mir einen Stoß in die Rippen und stieg selbst aus. Der Parkwächter starrte mich an wie einen Marsmenschen. Und das war erst der Anfang des Abends.“
    „Und hast du sie flachgelegt, du Hengst?“ Das hatte Rafe ihr bisher nie verraten, sie hatte allerdings auch noch nie gefragt. Aber jetzt war sie neugierig. Sie fand ihren Ehemann im Augenblick so großartig, dass sie ihn am liebsten an Ort und Stelle vernascht hätte.
    „Nein.“ Rafes Lächeln verblasste ein wenig. „So wie ich total auf Hannah Draper stand, war Carly hinter Dale Dougherty her. Das Einzige, was von Carly in dieser Nacht mit mir im Bett landete, war ihr Apfelparfüm an meiner Wange.“
    Esme streichelte seinen Handrücken. „Das tut mir leid.“ Sie nahm sich vor, beim nächsten Einkauf einen Apfelduft zu besorgen. Hier hegte jemand Fantasien, die ihm ausgetrieben werden mussten.
    „Guten Abend“, sagte einer der Parkwächter. „Und willkommen.“
    An diesem Abend arbeiteten drei Parkwächter. Es waren professionelle Parkwächter. Esme war nicht klar gewesen, dass so ein Beruf überhaupt existierte, aber so war es, und sie hatte Amy geholfen, sie für die Veranstaltung zu engagieren. Sie trugen schwarz-goldene Uniformen, die so steif waren, dass sie genauso gut aus Hartplastik hätten sein können.
    Esme tippte auf Rafes Hand, dann zeigte sie auf den Schalthebel. „Nicht vergessen“, zog sie ihn auf.
    „Harr, harr, harr.“ Er stellte den Motor ab, schaltete mit großem Gewese (ihr zuliebe) auf Parken und übergab den Schlüssel. Dann kletterte er aus dem Wagen, und bevor Esme nach dem Griff gelangt hatte, öffnete er

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