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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Die Kellerman-Wahlkampfleitung hat Personenschutz abgelehnt. Die trauen niemandem aus Washington. Die denken, dass wir alle auf der Gehaltsliste des Vizepräsidenten stehen. Deswegen wehren sie sich auch gegen unsere Ermittlungen. Also bin ich privat hier. Keine Kollegen, kein Durchsuchungsbefehl, aber ich weiß, dass der einzige Mann, der Galileo stoppen kann, heute hier ist. Ich brauche nur fünf Minuten mit ihm.“
    „Galileo und Kellerman“, wiederholte Esme.
    „Und das bringt mich zurück zu meiner Frage, Tom: Wie dringend wollen Sie hinein?“
    Rafe spürte den fragenden Blick seiner Frau auf sich. Sie hatte keine Ahnung, was in seinem Kopf vor sich ging. Manchmal unterschätzte sie ihn. Das war in Ordnung. Es machte Momente wie diesen umso aufregender.
    „Woran denken Sie?“, wollte Tom wissen.
    „Ganz einfach. Ich spreche in meinen Einführungsseminaren darüber. Man nennt es ‚Relativwert‘. Was für Sie unbezahlbar ist, könnte für mich vollkommen wertlos sein. Wir haben Einladungen, weil wir hierher gehören. Wir mussten niemanden darum bitten oder uns als Tellerwäscher engagieren lassen oder irgendetwas. Damit werden wir für das, was wir sind, belohnt. Sie reisen durchs Land und kämpfen gegen die Bösen und haben das Gefühl, der Gute zu sein. Das ist Ihre Belohnung. Was ich Sie also frage, Tom, ist Folgendes – würden Sie etwas, das Ihnen sehr wichtig ist, aufgeben, um zu bekommen, was Sie wollen?“
    Esme öffnete den Mund, sagte aber nichts. War sie schockiert? Verwirrt? In gewisser Weise ging es ja gerade um sie, und Rafe hätte zu gern gewusst, was sie dachte. Aber er hielt sich im Zaum. Er durfte jetzt keine Schwäche zeigen. Er musste die Kontrolle bewahren.
    Tom zog seine Brieftasche hervor, doch Rafe schlug sie ihm einfach aus der Hand.
    „Ich will kein Geld, Tom. Seien Sie nicht albern! Ich habe Geld. Gibt es etwas, das Ihnen wichtig ist und das ich nicht habe? Etwas, das Sie zu opfern bereit sind?“
    „Ich habe Ihre Frau nicht geopfert.“
    „Ach nein?“, fragte Esme auf einmal.
    Tom blinzelte. „Wie bitte?“
    All die Abneigung, die sich in den vergangenen Wochen in ihr aufgestaut hatte, platzte aus ihr heraus. „Ich will dich gar nicht kritisieren, Tom, aber lass uns realistisch bleiben: Als du mich nach Texas hast einfliegen lassen, kanntest du das Risiko. Versteh mich nicht falsch – ich kannte es auch. Es war genauso meine Entscheidung wie deine. Aber du hattest die Leitung. Es war deine Verantwortung. Darcy Parr war deine Verantwortung.“
    „Nicht …“
    „Ich werfe dir nichts vor“, fügte sie schnell hinzu. „Galileo hat abgedrückt. Galileo ist der Verbrecher. Du bist nur … der fahrlässige Elternteil, der es nicht verhindert hat.“
    In diesem Moment wollte Rafe seine Frau unbedingt küssen, doch er stopfte nur die Hände in die Taschen. Später. Sie würden später feiern. „Was sind Sie bereit zu opfern, Tom?“
    Tom antwortete nicht. Esmes Worte hatten ihn sprachlos gemacht. In seinem Kopf drehte sich alles, doch seine Augen blickten einfach nur in die dunkle Nacht.
    Endlich sprach er. „Nennen Sie Ihren Preis.“
    Und das tat Rafe. Tom nickte. Sie ließen Esme neben dem Haus stehen und gingen nebeneinander auf die Straße, wo die Parkwächter die Luxuswagen Stoßstange an Stoßstange parkten. So langsam ging ihnen der Platz aus. Auf halbem Weg den Hügel hinunter fanden sie, wonach sie gesucht hatten.
    „Haben Sie was zu schreiben?“, fragte Tom.
    Rafe griff in seine Tasche. Sein Vater hatte ihm beigebracht, immer auf alles gut vorbereitet zu sein. Währenddessen schloss Tom das hintere Fach an seinem Motorrad auf, fischte ein blaues Stück Papier heraus und unterschrieb auf der Rückseite. Dann legte er es wieder hinein und wollte gewohnheitsmäßig den Schlüssel in die linke Tasche seiner Lederjacke stecken. Doch er hielt mitten in der Bewegung inne, um stattdessen Rafe den Schlüssel hinzuhalten.
    „Was werden Sie damit machen?“
    Rafe kassierte den Schlüssel. „Spielt das eine Rolle?“
    „Ja.“
    „Vielleicht verkaufe ich es. Bestimmt gibt es irgendwo einen Hells Angel, der diese Dreckskarre gern hätte. Oder ich lasse sie einfach in meiner Garage stehen, unbenutzt, unberührt, als Staubfänger. Ich weiß es noch nicht.“
    Rafe begann leicht zu grinsen. Er konnte sich nicht länger zurückhalten. Der Sieg – der Triumph – fühlte sich einfach zu gut an.
    „Nun“, sagte er. „Dann bringen wir Sie jetzt mal auf diese

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