Herr Klee und Herr Feld | Roman
Augenblicks nicht bewusst. Geht in euch, denn ihr seid dem Tode geweiht.
Mark kam auf ihn zu.
Ich mach dich platt, du alter Wichser!, schrie er.
Unseliger!, rief Alfred, ich bin unsterblich! Und damit stürzte er sich auf Mark, der kleiner war als er. Alfred schlug auf ihn ein, versuchte ihn zu beißen, wie er es tausend Mal beim Film getan hatte. Er konnte seinem Gegner nicht wehtun. Zuerst war Mark überrascht, solch eine Attacke hatte er nicht erwartet. Dann begann er, auf Alfred einzuprügeln. Auch Alex beteiligte sich.
Beide trieben Alfred mit Schlägen und Tritten vor sich her. Noch ein, zwei Schläge, dann krümmte sich Alfred am Boden. Mark wollte Alfred gerade einen Tritt verpassen, als Moritz mit der Polizei in der Tür stand!
Die zwei Beamten hatten Mark und Alex im Nu überwältigt und ihnen Handschellen angelegt.
Alfred erhob sich. Er stöhnte. Blutete aus dem Mundwinkel. Zamira kam und kümmerte sich um ihn.
Sie sind verhaftet, sagte der erste Beamte. Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung, schwere Körperverletzung …
Und Raub, sagte Moritz.
Raub?, meinte der Polizist.
Die spinnen, die zwei Alten, sagte Mark.
Ich vermisse den Schmuck meiner Frau, sagte Moritz, sie haben ihn schon zum Auto gebracht. Ich habe es gese- hen.
Der zweite Beamte machte sich auf den Weg.
Glauben Sie ihm kein Wort! Der lügt, dieser Saujude.
Beleidigung, sagte der Beamte und notierte es.
Erstatten Sie Anzeige?, fragte der Polizist.
Ja, sagte Zamira, die noch neben Alfred kniete, der jetzt auf dem Boden saß, Körperverletzung und Menschenraub!
Menschenraub!, schrie Mark, du hast doch einen an der Waffel! Das ist meine Frau!
Wir leben in Scheidung, sagte Zamira. Ich bin aus Berlin hierhergeflohen, weil er mich nicht in Ruhe ließ! Mein Leben ist bedroht.
Der zweite Beamte kam und hielt eine Schmuckschatulle in der Hand.
Ist das der Schmuck Ihrer Frau?, wollte er von Moritz wissen.
Ja, sagte der.
Du Drecksau!, rief Mark.
Erstatten Sie Anzeige?, wollte der Beamte von Moritz wissen.
Unter einer Bedingung würde ich darauf verzichten, sagte der.
Und das wäre?, fragte der Beamte.
Dass sich diese Männer niemals mehr hier sehen lassen.
Das lässt sich bestimmt machen, sag ich mal, meinte der erste Polizist, der Mann bekommt vermutlich ein richterliches Annäherungsverbot, was seine Frau betrifft.
Ich werde nicht hierbleiben, sagte Zamira.
Doch, sie wird, sagte Alfred. Wer einmal dieses Schloss betreten hat, wird es nie mehr lebend verlassen!
Als Mark nach draußen geführt wurde, drehte er sich noch einmal um:
Das werdet ihr noch bereuen! Alle!
Zamira weinte. Alfred nahm sie in den Arm. Moritz kam hinzu und strich ihr übers Haar. Da machte sie sich los und lief nach oben.
Alfred hatte ein Pflaster auf der Wange. Moritz reichte ihm ein Tablett voller Gläser mit Erdbeermarmelade, nahm sich ein zweites und so gingen sie in den Keller. Dort stellte Moritz die Gläser gewissenhaft ins Regal.
Du warst große Klasse, sagte Moritz plötzlich.
Bist du krank?, wollte Alfred wissen.
Warum?
Weil du mich noch nie gelobt hast, meinte sein Bruder.
Es gab ja auch bisher keinen Anlass, konterte Moritz.
Punkt für dich, sagte Alfred.
Er schaute auf die Uhr.
Wir sollten mal nach ihr sehen.
Machst du dir Sorgen?, fragte Moritz.
Ja, ein wenig. Das war schon hart vorhin.
Zamira lag auf ihrem Bett und weinte. Es klopfte an der Tür.
Moritz und Alfred schauten ins Zimmer. Zamira drehte sich zu den beiden Männern um.
Verzeihen Sie, Zamira, aber wir …
Er hatte sagen wollen, wir machen uns Sorgen, aber bevor er das tat, hatte Alfred gesagt:
… wir haben Hunger!
Moritz nahm die challe und legte das Deckchen drüber.
Zamira kam und stellte Gläser auf den Tisch.
Alfred saß am Tisch, wie unbeteiligt.
Moritz nahm die Schabbesleuchter und stellte sie in die Mitte des Tisches.
Zamira?, sagte er.
Ja?
Würden Sie mir einen Gefallen tun und die Kerzen anzünden …
Gern.
Sie nahm die Streichhölzer.
Einen Augenblick. Bei uns setzt man eine Kopfbedeckung auf, wenn man mit Gott … korrespondiert.
Er nahm eine Serviette und legte sie Zamira über den Kopf.
So. Jetzt.
Sie zündete ein Streichholz an und dann die Kerzen.
Sie machte es feierlich und sah dabei wie eine jüdische Madonna aus.
Moritz beobachtete sie.
Auch Alfred schien beeindruckt.
Das Kerzenlicht beleuchtete ihr schönes Gesicht.
Sie lächelte die Männer an.
Ein bisschen wie bei Mom, findest du nicht, sagte
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