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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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zehn Jahren etwa, als er einen Dreh in Milano hatte und überraschend bei ihr anrief. Sie lebte damals in der Via Montaldi nach wie vor mit Umberto zusammen. Sie hatte eine schwere Zeit hinter sich. Ihre erste Schwangerschaft, über die sich beide so sehr gefreut hatten, musste abgebrochen werden. Die Ärzte hatten einen Tumor an der Gebärmutter entdeckt. Als Alfred sie besuchte, hatte sie die Bestrahlung hinter sich und war noch sehr schwach.
    Sie gestand ihrem alten Freund, dass sie die Absicht hatte, sich von Umberto zu trennen. Nur die Aussicht darauf, doch noch Eltern zu werden, hatte die Verbindung wieder gekittet. Umberto, der ein erfolgreicher Agent geworden war, wurde permanent von jungen Künstlerinnen umgarnt und sie war davon überzeugt, dass er sie hinterging. Heute lebte sie allein und hatte nur noch wenige Auftritte im Jahr. Es machte ihr Spaß, junge Leute zu unterrichten und ab und zu einen Liederabend zu veranstalten. Sie sah großartig aus, aber als Alfred ihr das sagte, hielt sie es für Schmeichelei.
    Eine Garderobiere war gekommen und hatte beiden eine Gazpacho und Brot, Salz und Olivenöl gebracht. Während sie aßen, fragte Alfred, warum sie gekommen sei. Natürlich freute er sich, aber war doch überrascht, nach all den Jahren.
    So berichtete sie, dass sie vor ein paar Wochen einen Film mit ihm im Fernsehen gesehen hatte, einen Horrorschinken, in dem er den Anführer von einer Bande von Zombies gegeben hatte, die den Vatikan besetzten, um, wie konnte es anders sein, die Weltherrschaft zu übernehmen. Und als er am Ende getötet wurde, musste sie weinen, denn ihr wurde klar, wie anders ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie zusammengeblieben wären. Ja, sie hatte ihn geliebt und liebte ihn immer noch. Und sein letzter Blick in diesem schrecklichen Film galt ihr. Ein Blick voller Erstaunen, voller Sehnsucht und voller Traurigkeit. Und als sie es ihm erzählte, begann sie wieder zu weinen und Alfred nahm sie in den Arm. Irgendwann fanden sich ihre Lippen und sie küssten sich. Mit der gleichen Leidenschaft wie damals in Davids Wohnung. Als sie fast noch Kinder waren.
    Nach dem Ende der Dreharbeiten verbrachten sie ein paar Tage in Madrid. Sie wohnten im Plaza und fühlten sich wie in den Flitterwochen. Tagsüber besuchten sie die Museen, bewunderten Goya und Velázquez. Oder sie standen vor Picassos Guernica. Nachts zogen sie durch die Tavernen der Altstadt, aßen Tapas und tranken Rioja. Irgendwann fielen sie ins Bett. Beide hatten im Laufe der Jahre Erfahrungen gemacht, Routine gewonnen. Alfred war nicht mehr der aufgeregte Gymnasiast und Clara nicht mehr seine Lehrmeisterin. Trotzdem war da noch diese Neugier. Carla sagte sofort Ja, als er ihr anbot, mit ihm nach Rom zu gehen.
    Hier verlebten sie himmlische und harmonische Wochen. Er konnte ihr seine Stadt zeigen, sie lernte seine Freunde kennen. Sie lebten wie ein Ehepaar und Alfred hatte große Freude daran.
    Sie brachte ihm Glück, so schien es ihm, denn er bekam die Hauptrolle im berühmtesten Vampirfilm von Ramon Polinsky. Die Dreharbeiten fanden zum Teil in England statt und sie versprach, ihn zu besuchen, nach einem Kurztrip nach Milano zu ihrem Hausarzt. Sie hatte abgenommen in den letzten Wochen.
    Sie beruhigte ihn am Telefon, die Untersuchungen verzögerten sich. Bald wäre sie wieder bei ihm. Er wartete. Aber sie kam nicht und rief auch nicht mehr an. Er versuchte, sie zu erreichen, aber sie meldete sich nicht. Alfred nutzte eine längere Unterbrechung des Films, es gab einen Umzug in die Dolomiten, und flog nach Milano.
    Er fuhr zu ihrer Wohnung, aber sie war nicht da. Er rief Umberto an, der nur wusste, dass sie im Krankenhaus sei. Alfred fuhr zur Klinik. Er fragte nach Signorina Lombardi.
    Sie ist heute Nacht verstorben, sagte die Schwester, sind Sie ein Verwandter?
    Professor Matteo war äußerst mitfühlend und nahm sich Zeit, als er Alfred in sein Büro bat.
    Bauchspeicheldrüsenkrebs, sagte der Arzt, absolut tödlich. Sie hatte keine Chance. Und sie wollte auch nicht mehr. Nach der Diagnose sagte sie zu mir, Professore, ich weiß, dass ich nur noch wenige Monate habe. Und die will ich leben!
    Noch in der Eingangshalle ging Alfred in eine Telefonzelle und rief Umberto an.
    Falls es dich interessiert – sie ist tot. Ciao.

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    13
    Zamira verließ den Supermarkt durch die automatische Eingangstür, links die Korbtasche, rechts eine Plastiktüte. Sie ging bis zur Ampel und wartete auf Grün.
    Den Wagen mit dem Berliner

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