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Herr Lehmann

Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Finger auf seine Schulter. Der Tag ist noch lang.”
    “Ja”, sagte er und wollte noch etwas hinzufügen, aber er wußte nicht was, und sie war schon wieder in der Küche verschwunden.
    Herr Lehmann seufzte und trank sein Bier aus. Dann bestellte er sich einen Kaffee. Der Tag war noch lang. Er hatte sich verliebt.

    Kapitel 4

    MITTAGESSEN

    Herr Lehmann bekam seinen Schweinebraten kurz vor zwölf Uhr von seinem besten Freund Karl mit den Worten “Mit bestem Gruß von der schönen Köchin” serviert, und kurz danach setzte sich die schöne Köchin selbst wieder an seinen Tisch und sah ihm beim Essen zu. “Ist es okay, wenn ich rauche?” fragte sie.
    “Ja sicher.”
    “Sollte man eigentlich nicht machen.”
    “Seh ich nicht so eng.”
    “Und, wie ist er, der Schweinebraten?”
    “Ja, ist sehr gut, super, wirklich.”
    “Dann ist ja gut.”
    “Ja, ist super. Der beste, den ich hier je gegessen habe.”
    “Du brauchst hier nicht gleich rumzuschleimen.”
    “Ich schleim nicht rum. Mach ich nie.”
    “Dann ist ja gut.”
    “Ja. Seit wann arbeitest du eigentlich hier?”
    “Das ist jetzt meine zweite Schicht.”
    “Hat Erwin dich eingestellt?”
    “Der Typ, dem das hier gehört? So einer mit langen, dünnen Haaren?”
    “Ja. Schon etwas schütter, möchte ich sagen.” Es ist immer gut, über Erwin zu sprechen, dachte Herr Lehmann, da kann man nicht viel falsch machen.
    Ja, der hat mich eingestellt. Komischer Typ.”
    “Wieso?”
    “Weiß nicht … irgendwie komisch.”
    “Soso.”
    “Weiß auch nicht.”
    “Naja, er hat schon was Spezielles”, räumte Herr Lehmann ein. “Erwin ist Schwabe, die halten hier alles am Laufen. ”
    Kennst du Karl eigentlich schon lange?”
    “Wir sind irgendwie alte Freunde. Wir haben mal zusammen gewohnt.
    “Am Anfang, als ich nach Berlin kam. Du kommst aber auch nicht von hier, oder?”
    Wieso?”
    “Naja, du klingst eher so, als ob du aus meiner Gegend kommst.”
    “Was meinst du mit klingen?”
    “Naja, so halt.”
    “Was ist denn deine Gegend?”
    “Bremen und so.”
    “Ich komm aus Achim. Wenn du das kennst.”
    “Achim, das ist doch Richtung Verden, ist da nicht auch der Grundbergsee?”
    “Nicht eigentlich.”
    “Da waren wir mal auf dem Campingplatz. Ich meine, meine Eltern und mein Bruder und so. Als ich klein war.”
    Auf dem Campingplatz? Am Grundbergsee?”
    “Ja.”
    “Klingt nach einer tollen Jugend, das muß ich schon sagen. Camping am
    “Grundbergsee, sehr glamourös. Das hat Klasse.”
    “Sehr witzig, hm? Tolle Sache, da kann man als Landei so richtig drüber ablachen, oder was?”
    Vorsicht, Vorsicht.”
    “Für uns war das Spielen mit Kuhfladen wenigstens eine Abwechslung, nicht wie bei euch in Achim.”
    Was weißt du schon von Achim. Du weißt ja nicht mal, wo das liegt.”
    “Immerhin habe ich am Grundbergsee schwimmen gelernt.”
    “Das ist natürlich viel wert.”
    “Unbedingt.”
    “Am Grundbergsee schwimmen gelernt, Wahnsinn.”
    “Irgendwo muß man’s ja lernen.”
    “Sicher, klar, ganz toll.”
    “Und es ist schwieriger, im Süßwasser schwimmen zu lernen als im Salzwasser, da hat man nicht so viel Auftrieb.”
    Logisch. Sehr gut beobachtet.”
    “Und arschkalt war’s auch.”
    “Das macht die Sache dann noch schwieriger.”
    “Ja.”
    “Dann ist ja gut.”
    “Und wie wird man Koch, wenn man in Achim wohnt?”
    “Köchin!”
    “Okay, okay, wie wird man Köchin, wenn man in Achim wohnt?”
    “Habs in Bremen gelernt. Im Ibis-Hotel.”
    “Im Ibis-Hotel?”
    “Ja, verdammt noch mal, im Ibis-Hotel. Sprech ich irgendwie undeutlich, oder was?”
    Nein. Aber das ist auch nicht gerade superglamourös, im Ibis-Hotel kochen lernen.”
    Du bist ja wohl die Art Typ, die von allem was versteht, was? Vom
    “Schweinebraten, vom Grundbergsee, von Achim, vom Schwimmenlernen, von Süßwasser und Salzwasser, von Hotels, vom Kochlernen … - da bist du überall Experte, oder was? Da kannst du locker mitreden.”
    “Ich hab mit dem Quatsch nicht angefangen, glamourös. Und wer über den Grundbergsee lästert, sollte dies bedenken: Das Ibis-Hotel an sich ist praktisch der Grundbergsee unter den Hotels.”
    “Soll ich jetzt das Scheiß-Ibis-Hotel hier verteidigen, oder wie? Außerdem habe ich über den Grundbergsee nicht gelästert. Über den Grundbergsee kann man gar nicht lästern, der ist einfach bloß da. Ich kenn den Grundbergsee überhaupt nicht, wenn du es genau wissen willst.”
    “Aha!”
    “Was machst du denn

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