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Herr Tourette und ich

Herr Tourette und ich

Titel: Herr Tourette und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pelle Sandstrak
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Seite kaue, die rechte ist außer Funktion, es zieht und zuckt, wenn die Rippchen zufällig mal die Zähne berühren, als würde eine Nähnadel in ein offenes Loch gesteckt, und wahrscheinlich ist es auch so. Aber ich überlebe. Die Zähne gehören zur Zukunft. Ich ziehe die Kleider an, und es dauert nicht länger als fünfundvierzig Minuten. Ein sehr guter Start in den Tag. Ich betrachte mich im Spiegel, die Pflaster sitzen noch, wo sie hingehören, Hemd und Hose und Mantel auch. Ich habe eine Reihe neuer roter Wunden im Gesicht, wahrscheinlich ist dies die Reaktion der Haut auf das Zusammentreffen mit sauberem warmem Wasser. Aus den Haaren ragen einzelne Büschel heraus, vielleicht vom Shampoo gestern. Ich nehme die Schere und schneide das Schlimmste weg. Dann sammele ich meine Sachen zusammen, lege sie in die Ledertasche, ziehe ein neues Paar Handschuhe an, rolle die Schlüssel in eine Plastiktüte und verlasse das Zimmer. Zum Glück sitzt niemand an der Rezeption, also lege ich die ganze Plastiktüte auf den Tresen, dann werfe ich die Handschuhe in den Papierkorb und verlasse die Pension.

    Ich beschließe, in der Citykonditorei zu frühstücken. Aus irgendeinem Grund gelingt es mir, die meisten Türschwellen in dieser Stadt in zehn bis fünfundvierzig Minuten zu überqueren, was wirklich sensationell gut ist. Ich bin wieder guter Dinge, bin inspiriert, etwas mit meinem Leben anzufangen, und diesmal richtig. Zum Frühstück gibt es eine Kanne Kaffee, zwei Zimtschnecken und ein mitgebrachtes Knäckebrot. Das Personal scheint heute freundlicher, als würden sie meinen, hier käme ein potentieller Stammkunde.

    Vor mir liegt die Lokalzeitung. Ich blättere sie durch, während ich meinen Kaffee trinke. Dann drehe ich sie um. Ganz unten finde ich unter der Rubrik »Ausbildung« eine Anzeige:

    »Larsens Nordische Theaterakademie sucht Schüler für eine zweijährige Schauspielausbildung.

    Keine weiteren Vorkenntnisse außer dem dreijährigen Gymnasium erforderlich.

    Alle skandinavischen Mitbürger sind eingeladen, sich zu bewerben.

    Nehmen sie mit der nächsten Arbeitsvermittlung, Abtlg. Ausbildung für Info/Bewerbungsformulare Kontakt auf.«

    Ich lese die Anzeige noch einmal – keine weiteren Vorkenntnisse außer …

    Die Zeitung ist alt, die Aufnahmegespräche sind schon nächste Woche, morgen ist Bewerbungsschluss. Theater. Schauspiel. Das muss einer der leichtesten Berufe der Welt sein. Auf einer Bühne stehen, drauflosplaudern, Ehre und Ruhm einheimsen, abgesägt und verhöhnt werden, aber Geld kriegt man doch auf jeden Fall dafür. Der Chefproduzent der Nationalen Tontechnikerschule in Oslo hat mir schließlich empfohlen, auf einen Beruf zu setzen, bei dem ich meine große Klappe einsetzen kann. Außerdem habe ich ganz gute Noten in mündlicher Mikrofontechnik erhalten, hatte einen gewissen Erfolg mit Ben bei Radio Nova, und dann bin ich auch noch in der Schlange vor der Würstchenbude von einem Headhunter angesprochen worden und habe eine eigene Sendung bei Radio O bekommen. All das müsste doch reichen, um sich zu bewerben, und außerdem habe ich das Gymnasium besucht. Und auch wenn ich mental nicht anwesend war, so habe ich doch rein physisch die drei Jahre definitiv durchgemacht, das dürfte also gewertet werden.

    Ich werde mich übers Telefon melden müssen. Auf dem Weg aus dem Café hinaus entdecke ich am Schwarzen Brett einen Zettel.

    »Mitarbeiter für sofort gesucht:

    Bauernhof. Diverse körperliche Arbeiten. Kartoffelernte, Erdbeerernte, Heu einfahren, Traktor fahren.

    Drei Wochen. Platen anrufen. Tel.: XXX «

    Ich habe keinen Stift, deshalb nehme ich den Zettel mit und beschließe, von der Arbeitsvermittlung aus anzurufen. Etwas zusätzliches Geld würde gut kommen, denn vielleicht bleibe ich eine Weile in Schweden, vor allem, wenn ich an der Theaterschule aufgenommen werde.

    Bei der Arbeitsvermittlung fragen sie, ob ich eine schwedische Personennummer habe, ich sage, das sei in Arbeit, sie glauben mir und bitten mich, ein paar Papiere und Formulare auszufüllen.

    Erst rufe ich die Theaterschule an. Sie bitten mich, am nächsten Freitag zu kommen, da wäre das Vorsprechen und – wenn man dann weiterkommt – eine Gruppenarbeit in Form eines eintägigen Workshops.

    »Was möchten Sie vorsprechen?«, fragt die Frau auf der anderen Seite der Leitung.

    »Habe mich noch nicht richtig entschieden.«

    »Was? Noch nicht entschieden? Aber es sind doch nur noch wenige Tage …«

    »Peer

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