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Herr Tourette und ich

Herr Tourette und ich

Titel: Herr Tourette und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pelle Sandstrak
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die Hirnhälften gerieben, während die Motorsäge im Hintergrund im Leerlauf dröhnt. Zucken im Bauch – ich rufe ihr zu. »He, du.« Sie hört auf zu kauen. Gut. Ich habe sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Sie fragt: »Hast du mich gemeint?« »Nein, nicht dich«, antworte ich und tue so, als würde ich weiter in Peer Gynt lesen.

    Schön – Zucken im Bauch.

    Gegen zwei Uhr kommt eine von den schwarzgekleideten Juroren ins Café. Sie hat die Liste der zwanzig dabei, die den Workshop besuchen dürfen. Ungefähr hundert Kandidaten drängeln sich zum Schwarzen Brett vor. Ich habe nicht zu Ende gedacht, ob ich mein Leben wirklich damit verbringen will, auf einer Bühne zu stehen und zu plappern, hauptsächlich sinne ich darüber nach, welchen Nachtzug ich zurück nehmen werde – in Stockholm umsteigen oder in Hallsberg? Die Ansammlung vor dem Schwarzen Brett hat sich jetzt wieder im Raum verteilt. Die meisten haben den Raum verlassen. Aber ich bleibe sitzen. Doch. Ich beschließe, den Nachtzug nach Stockholm zu nehmen, denn auf diese Weise werde ich mindestens fünf Stunden länger schlafen können, als wenn ich in Hallsberg umsteige. Ich gehe zum Schwarzen Brett, überfliege die Liste schnell, finde meinen Namen aber nicht. Ich breche nicht zusammen, ich bin nicht traurig, sondern empfinde eigentlich eher Erleichterung. Jetzt kann ich mit der körperlichen Arbeit weitermachen. Theater, Trikots und knutschende Pärchen sind nichts für mich, und außerdem sind die Geräusche in den Räumen hier zu schlimm, alles macht Lärm, ein ungeheures Echo erfüllt jeden Raum, es hallt sogar nach, wenn jemand drinnen im Herrenklo pisst.

    Ich bin gerade dabei, mich darauf vorzubereiten, das Gebäude zu verlassen, als die schwarzgekleidete Frau, die die Liste aufgehängt hat, kommt und im Vorübergehen schnell zu mir sagt: »Dann bis morgen.« Ich glaube erst, dass sie mit jemand anderem spricht, aber da ist niemand anderes. Es gibt nur sie und mich und eine anstrengende Türschwelle. Ich bleibe stehen. Bis morgen? Aber ich werde sowieso nicht kommen, und ich will sie morgen auch nicht sehen. Habe ich was verpasst? Gibt es auch für uns andere einen Kurs? Für uns achtzig, die nicht auf der Liste stehen? Etwas zieht mich zum Schwarzen Brett zurück – Intuition, ein Bauchgefühl, Misstrauen? Egal, irgendetwas veranlasst mich jedenfalls, mich noch einmal vor der Liste aufzubauen und die Namen der zwanzig ausgewählten Kandidaten zu studieren. Genau. Mein Name steht nicht auf der Liste. Mein Name nicht. Aber da, in Reihe acht, steht es: Kristinus Bergmann. Und das bin ja auch ich.

    Zucken im Bauch, Geräusch.

    Alle Pläne müssen umgeworfen werden. Neue Gedanken, neue Strategien. Und wo werde ich schlafen, in welchem Zug, der wann geht? Morgen früh um neun Uhr werden wir uns treffen und dann bis sechs Uhr abends arbeiten. In Gruppen. »Bringt bequeme Kleidung und Sportschuhe mit« steht ganz unten auf der Liste.

    Ich setze mich wieder ins Café. Lege mir eine neue Strategie zurecht, versuche, das eine auszuschließen, es durch das andere zu ersetzen, und entscheide mich dann für das dritte. Mein erster Gedanke ist, am Workshop teilzunehmen. Mein zweiter ist, mich auszuruhen. Ich muss ausruhen, ich merke, dass mit jeder Bewegung, die ich mache, Zwänge und Rituale immer näher rücken. Und eben dieses Gefühl gehört zu den schlimmsten, denen mein Körper ausgesetzt sein kann. Ausruhen ist oft eine gute Medizin, nicht ein übliches faules Ausruhen, sondern ein aktives Ausruhen – ich lege mich irgendwohin und liege einfach mehrere Stunden lang völlig still, ohne komplizierte Gedanken zu denken. Also fange ich an, nach einem Zimmer oder einer Ecke zu suchen, wo ich Körper und Kopf ein paar Stunden lang ausruhen lassen könnte. Ich finde eine Tür, die in ein kleines Kabuff führt, mit Lichtfiltern und Mikrofonen und verschiedenen Stoffstücken drin. Die Tür ist offen. Der Raum gefällt mir sofort, und ich wähle ihn aus, ohne groß mit mir selbst zu diskutieren. Ich sammele ein paar Stoffe zusammen und lege sie auf einen Haufen. Mein neues Bett nimmt das ganze Zimmer mit seinen acht, neun Quadratmetern ein. Ich hänge sogar ein Stück Stoff vor das kleine Fenster neben der Tür, falls jemand auf die Idee kommt, hier spontan reinzuplatzen. Ich lege mich aufs Bett und sehe zur Decke hinauf.

    Ein paar Stunden später wache ich auf. Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber die Schule scheint geschlossen zu sein, keine

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