Herr und Frau Hase - Die Superdetektive
Marlene dieses mulmige Gefühl, dass sie den beiden freundlichen Hasen viel zu sehr vertraute. Einerseits war es so angenehm, Hilfe zu bekommen, andererseits waren die beiden, realistisch gesehen, überhaupt keine Hilfe. »Hast du den Fuchsfinder denn schon ausprobiert?«
»Hab ich, aber das Glöckchen hat natürlich nicht geklingelt, weil keine Füchse in der Nähe waren. So gesehen kann man also sagen, dass er funktioniert.«
Marlene schwieg. »Und sonst fällt dir nichts ein?«, fragte sie schließlich, doch da fiel ihr Frau Hase ins Wort, die einen an die Haustür geklebten Umschlag gefunden hatte, ihn aufriss und las.
»Herrje, Herr Hase!«, rief Frau Hase.
»Was ist denn los?«, fragte Herr Hase.
»Wir haben Post.«
»Das sehe ich, aber von wem?«
»Keine normale Post, sondern eine Vorladung!«
»Oh nein. Doch nicht vom …«
»Doch. Man bestellt uns vor den Hasenrat!«
Und dann folgte entsetztes Schweigen.
Frau Hase hat Bedenken, dass ein Gefängnisaufenthalt ihrem Fell schaden könnte
»Dass uns das passiert, hätte ich nie gedacht«, sagte Herr Hase. »Hinter dieser Vorladung kann ja alles Mögliche stecken. Vielleicht beschuldigen sie uns, weil die früheren Besitzer des Hauses verschwunden sind.«
»Ach was, so unfair können die doch nicht sein«, sagte Frau Hase.
»Können sie und sind sie vermutlich auch!«, sagte Herr Hase. »Ich habe gelesen, dass das ein besonders strenger Hasenrat ist, der gern Fehler macht und Leute zu Unrecht ins Gefängnis wirft. Zack, peng bist du deine Hasenbürgerrechte los.« Er schnippte so zackig mit den Fingern, dass Frau Hase zusammenzuckte. »Die werfen mir glatt noch vor, dass ich ohne Führerschein fahre.«
»Du hast doch gesagt, du brauchst keinen«, sagte Marlene.
»Brauche ich auch nicht, aber bei denen weiß man nie«, sagte Herr Hase. »Wenn die zum Beispiel glauben, die Vorbesitzer hat nicht der Fuchs erwischt, sondern wir hätten sie umgebracht, um an ihr Haus und ihr Auto zu kommen, dann haben sie dafür natürlich keine Beweise. Stattdessen klagen sie mich wegen Fahrens ohne Führerschein an, buchten mich ein und Ende Gelände.«
»Erbarmen, Herr Hase!«, sagte Frau Hase. »Nicht auszudenken!«
»Würdest du auf mich warten?«
»Ein Weilchen bestimmt …«, sagte Frau Hase und ließ den Blick in die Ferne schweifen. »Vielleicht mache ich ein paar Backpflaumenkuchen und friere sie ein.«
»Karottenkuchen, meinst du«, sagte Herr Hase an Marlene gewandt. »Frau Hase mag Backpflaumenkuchen, macht aber nie welchen, weil ich nämlich keine Backpflaumen mag.«
»Pflaumen mag er schon, aber keine Backpflaumen. So ist der männliche Hase gestrickt.« Frau Hase verdrehte die Augen und fügte dann hinzu: »Hmmmm. Backpflaumen- oder Karottenkuchen?«
»Nicht jetzt, Frau Hase«, sagte Herr Hase. »Süßwaren müssen warten. Konzentrieren Sie sich bitte auf die Fakten.«
»Welche Fakten?«, fragte Frau Hase. »Wir haben keine Fakten. Die müssten uns doch zumindest einen Hinweis geben, warum wir dorthin bestellt werden.«
»So locken sie einen in die Falle«, sagte Herr Hase. »Wann ist denn der Vorladungstermin?«
Frau Hase las den Brief noch einmal durch. »Morgen sollen wir erscheinen, steht hier.«
»Aber für so was haben wir doch gar keine Zeit!«, rief Marlene verzweifelt.
»Marlene, mein Schatz, das ist kein Spiel. Der Hasenrat ist eine sehr ernste Angelegenheit«, sagte Frau Hase.
»Flo und Mildred zu finden aber auch!«, sagte Marlene. »Und dauernd kommt was dazwischen!«
»Keine Sorge«, sagte Herr Hase, »wir finden Flo und Mildred schon noch, bevor sie uns einlochen.«
»Und dann muss ich auch euch noch befreien«, sagte Marlene.
»Aus einem Hasengefängnis gibt es kein Entrinnen«, sagte Frau Hase. »Die sind absolut ausbruchsicher.«
»Oje, oje«, sagte Marlene.
»Los, machen wir uns an die Arbeit, herumsitzen und Trübsal blasen hat noch keinem geholfen«, sagte Herr Hase, und dann brachten sie Frau Hase zu ihrem Hutclubtreffen.
Frau Hase war wild entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen, obwohl die Versuchung, ihr Herz auszuschütten, riesengroß war. Mit das Beste an neuen Freundinnen waren schließlich all die langen, mitfühlenden Samtohren – wie gemacht zum Zuhören. Andererseits wusste man nie, wie die anderen auf solche Hiobsbotschaften reagierten, und sie war ja noch neu in der Gruppe. Vielleicht hatten sie überhaupt kein Verständnis. Womöglich stießen sie sie sogar aus!
Am besten sage ich kein
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