Herr und Frau Hase - Die Superdetektive
Herr Hase.
»Und dann?«, sagte Marlene. »Was ist, wenn sie euch einsperren?«
»Unsinn«, sagte Frau Hase beherzt. »Das würde Herr Hase nie zulassen. Dem fällt schon was ein. Dem fällt immer was ein. Man darf die Hoffnung nie aufgeben, Marlene. Ich habe schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel als du, und ich kann dir sagen: Igendwas taucht immer auf. Vor allem, wenn es ganz düster aussieht.«
»Vielleicht solltet ihr dem Hasenrat von der Fabrik erzählen? Es würde doch helfen, wenn noch mehr Hasen danach suchen, oder? Wir sollten uns zusammentun.«
»Ohne Beweise ist das zwecklos. Wir bräuchten die entschlüsselte Karteikarte und mindestens noch zwei weitere Beweisstücke. Der Panikknopf für das Anti-Fuchs-Sondereinsatzkommando ist zwar direkt vor dem Ratssaal, aber wenn man ihn ohne handfeste Beweise für Füchse drückt, bekommt man eine hohe Strafe aufgebrummt. Außerdem nützt uns das Sondereinsatzkommando überhaupt nichts, solange wir nicht wissen, wo die Füchse sich befinden.«
»Und der Zettel von den Entführern?«
»Den könnte jeder geschrieben haben. Er ist ja nicht mal mit ›Die Füchse‹ unterschrieben, sondern mit ›Der Feind‹. Nein, Marlene, Geduld, wir brauchen noch mehr Beweise.«
Schweigend, im Fall mancher Mitfahrer auch schmollend, fuhren sie zurück zum Hasenhaus.
Dort klebte wieder ein Umschlag an der Tür. Frau Hase machte ihn auf und schnappte nach Luft.
»Na super«, sagte Herr Hase. »Noch ein Drohbrief vom Hasenrat?«
»Nein«, sagte Frau Hase. »Hier, lies. Das ist die Gelegenheit, auf die wir gewartet haben!«
Sie gab ihm den Zettel, und er las vor: »Ihr haltet euch wohl für oberschlau, weil ihr mir nachspioniert, was? Wir treffen uns unter der großen Eiche, oben an der Felskante. Gezeichnet: Der Feind.«
Marlene schrie auf. »Die Füchse! Wir dachten die ganze Zeit, wir spionieren ihnen nach, dabei haben sie uns nachspioniert!«
»Hm«, sagte Herr Hase. »Es sieht fast so aus, andererseits hätte der Fuchsfinder dann ja anschlagen müssen. Außerdem, oben an der Felskante? Seltsamer Ort für Füchse. Dahinter kommt gleich die Schickimickimeile von Rabbitville, und Füchse finden doch Geiz geil.«
»Wir müssen sofort hin«, sagte Marlene.
»Das geht nicht. Es ist schon spät, und wir müssen morgen früh raus und zum Hasenrat. Aber gleich danach fahren wir dort vorbei, versprochen.«
»Und wenn sie euch einsperren?«, fragte Marlene.
»Das werden sie nicht. Nur eines muss klar sein, Marlene: Allein gehst du da nicht hin. Hast du verstanden?«, sagte Herr Hase streng. »Ich bin froh über diesen Brief. Er zeigt, dass die Füchse mehr Angst vor uns haben als wir vor ihnen, sonst hätten sie uns doch einfach entführt, als wir ahnungslos in der Gegend rumkutschiert sind.«
»Angst vor uns?«, sagte Frau Hase. »Wo sie doch noch nicht mal vor Flo und Mildred Angst hatten?«
Marlene räusperte sich. »Vor denen kann man keine Angst haben. Ich liebe sie heiß und innig, aber furchterregend sind sie beim besten Willen nicht. Kommt, fahren wir gleich zur Felskante. Wir befreien Flo und Mildred, und dann seid ihr rechtzeitig für den Hasenrat wieder zurück.«
»Weißt du, Marlene, Füchse jagt man nie bei Nacht. Die sehen nachts sehr gut und stellen uns bestimmt eine Falle. Nein, die müssen wir bei Tageslicht zur Strecke bringen. Außerdem sind Frau Hase und ich jetzt im Geist schon bei der morgigen Hasenratversammlung; du und ich, wir beide haben den ganzen Tag spioniert, und Frau Hase ist erschöpft vom Klatsch beim Hutclubtreffen. Wir gehen jetzt ins Bett, wachen morgen früh ausgeruht auf, und nach dem Termin beim Hasenrat sausen wir los, um diesem furchterregenden Feind das Handwerk zu legen.«
»Na gut«, sagte Marlene. »Ich bin eigentlich auch müde. Und da ich nicht mit zum Hasenrat darf, würde ich gern ausschlafen. Weckt ihr mich bitte nicht?«
»Natürlich, mein Kleines«, sagte Frau Hase und tätschelte Marlenes Hand. Herrn Hase warf sie einen Blick zu. »Schlaf dich so lange aus, wie du möchtest.«
Und dann brachte sie Marlene ins Bett und stellte ihr noch ein Glas lauwarmen Karottensaft hin, der genauso köstlich schmeckte, wie er klingt.
Als Frau Hase ins Haus zurückkam, hoppelte Herr Hase zu ihrem Erstaunen rastlos vor dem Kamin auf und ab.
»Ich mache mir Sorgen um Marlene. Sie regt sich so auf wegen dieser nutzlosen Eltern. Anscheinend traut sie uns nicht zu, dass wir sie befreien. Dabei heißt es doch: Dem Hasen entwischt
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