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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frey Dodillet
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raschelt, bin ich. Vergnügt bis zu dem Moment, wo sich die profilstarke Vibram-Sohle in etwas Unaussprechlichem suhlt, was vorgestern noch beim Metzger lag und zwischenzeitlich durch einen Hund hindurchgewandert ist.
    Da werde ich zum Tier.
    Luna hat in solchen Fällen alle Pfoten voll zu tun, um mich unter Kontrolle zu halten. Seit Jahren sucht sie schon einen Trainer für dieses Problem. Ihre Freunde meinen, die Reizlage sei für mich zu hoch, da könne man wohl nichts machen.
    Momentan versucht sie mich noch, mit Milka-Leckerchen
bei Laune zu halten. Aber ich fürchte, sie wird mich nicht mehr lange positiv bestärken. Meine süßen Tage scheinen gezählt. Ich kann mich warm anziehen.
    Neulich habe ich nämlich sie am Mac erwischt. Da war sie bei einer Leder- und Metallmanufaktur auf der Suche nach Sklavenhalsbändern mit Säbelnieten.

Erinnerungen an heiße Tage

Das erste Mal
    Das lose Weib gräbt sich am dritten Tag ihrer Standhitze – fruchtbarer kann man gar nicht sein – unter dem Gartenzaun hindurch und geht zweieinhalb Stunden lang Männer aufreißen. Sie findet keinen.
    Das wissen wir aber erst nach der Ultraschalluntersuchung beim Tierarzt, der uns mit der Bemerkung entlässt, zu fünfundneunzig Prozent könne da nichts drin sein, aber bei großen Hündinnen verstecke sich schon mal der ein oder andere Winzling hinter der Milz oder der Leber, das sehe man nach dreiundsechzig Tagen. Im Übrigen mache das fünfundachtzig Euro und einen schönen Tag noch.
    In der dreiundsechzigsten Nacht veranstaltet Madame einen derartigen Geburtsvorbereitungsrabatz, dass Stella und ich um zehn nach Mitternacht nervös Welpengeburt googeln und dort Beschreibungen von Zwölflingsgeburten vorfinden, die aufs Haar dem gleichen, was sich vor unseren entsetzten Augen abspielt.
    Hündinnen können in ein und demselben Zyklus mehrfach gedeckt werden. Von unterschiedlichen Kerlen! So kann es passieren, dass ein Schäferhundmischling wie Luna einen Wurf hinlegt, in dem drei Welpen wie die Mama aussehen, drei wie Dackel, drei wie Rottweiler und drei wie Boxer.

    Stella und ich halten die Luft an.
    Gleich ploppen sie raus, die Zwölf hinter der Milz, denken wir.
    Hinter der Milz ist aber keiner.
    Schwein gehabt.

Das zweite Mal
    In der Provence, mitten auf dem Lac de Sainte-Croix, macht Luna Anstalten vom Tretboot zu hopsen, nur weil fünfzig Meter weiter vorn in einem Kanu ein Rüde mit dem Schwanz wedelt. Der sieht wirklich bescheuert aus. Kümmerliche zwölf Pfund, pitschnass, knochig, Klobürstenfrisur. Luna zittert vor Erregung.
    Ich rede auf sie ein wie ein Irrer.
    Der sei doch nichts für sie, rhabarbere ich, viel zu dürr, kein Rückgrat, kein Einkommen, kein Sex-Appeal, der könne sie gar nicht ernähren und lasse sie mitsamt ihren Kindern sitzen, ein Filou der allerschlimmsten Sorte, und wenn es schon sein müsse, dann könne man sich doch mit einem stattlichen Hovawart arrangieren, aber bitte nicht mit so einer Kröte … platsch, weg ist sie!
    Bevor es zum Äußersten kommt, springe ich hinterher und fische meine Sexbombe beherzt aus dem Gewässer.

Das dritte Mal
    Das neue Schnuffelwuffel-Körbchen ist im Haus. Nicht zu weich und nicht zu hart, nicht zu kalt und nicht zu warm. Luna schnarcht. Die Müdigkeit passt zur Jahreszeit. Es wird
früh dunkel. Draußen fallen die Herbstdepressionen von den Bäumen. Wir schreiben den Tag dreiundsechzig nach Läufigkeit. Unsere Trine ist scheinschwanger. Da bleibt sie gerne länger liegen.
    Dreiundsechzig Tage nach der Standhitze müssten eigentlich Welpen geworfen werden, wenn man denn ordentlichen Sex gehabt hätte. Das hat sie versäumt, dennoch sind die Hormone nicht faul. Die Möchtegernmutter denkt, gleich kommt er, der Wurf.
    Und so trägt Luna denn im ganzen Haus die Spielsachen zusammen und nimmt sie mit in den Schnuffelwuffel und vergräbt sie in der Decke und wurschtelt sie wieder raus und atmet schwer in die Nacht und dreht Kreise auf dem Teppich und ächzt wieder ins Körbchen und hechelt flach wie wir Zweibeiner damals im Säuglingskurs und verdreht die Augen zum Gotterbarmen und lädt das ganze Elend dieser Welt auf ihre schmalen Schultern und seufzt und stöhnt und trübsalt.
    Wir seufzen mit und bleiben gelassen.
    Wir sind jetzt Profis.

Das vierte Mal
    Eine der anspruchsvolleren Übungen in unserem freien Training ist Sitz und Platz auf Entfernung per Handzeichen. Aus Menschensicht sieht das spitze aus. Die Hunde halten uns für total bescheuert. Luna und noch

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