Herrchenjahre
schlimme Wörter sagt.
»Du hast doch nicht wirklich schwammiges schwartiges Schrapnell gerufen?«, will Peter wissen. »Das ist doch ein unmöglicher Zungenbrecher.«
»Wenn man langsam spricht, geht’s«, murmele ich beschämt.
Der kleine Fünferstammtisch tagt wieder, und ich nehme mit dem Ausdruck tiefsten Bedauerns meine frühere Ansage zurück.
»Luna und ich werden dieses Jahr in der Toskana doch nicht Heititei machen«, verkünde ich.
»Heititei macht nicht friedlicher, was?«, fragt Walter und bestellt noch fünf Pils.
»Nein«, sage ich. »Es hilft nichts. Die wartet ab, bis ich mit Säuseln fertig bin oder zu Ende gebrüllt oder ausgeschwiegen habe, und macht dann einfach weiter mit ihrem Murks.«
Juppi sagt: »Im Manager Magazin stand neulich: Lasse drei Trainer deinen Hund beurteilen und ernte sieben Diagnosen, für die es jeweils mindestens vierzehn Lösungsvorschläge gibt.«
Wir starren ihn ungläubig an: »Im Manager Magazin ?«
»Na ja«, sagt Juppi, »eigentlich stand da: Lasse drei Unternehmensberater deinen Laden beurteilen … aber ich finde, es trifft’s.«
»Wir laden für die Toskana einfach ein feines App aufs iPhone«, sagt Ralf. »Unter den Zigtausend gibt es sicher eines, das Ninchenkiller heißt oder Hirsch Combat 2 . Dann kann Luna im Garten liegen und auf dem iPhone virtuell Viecher fangen.«
»Das kanalisiert den Beutetrieb und gestaltet die Weinproben ruhiger«, sagt Walter.
»Macht euch nur lustig über mich«, maule ich. »Dieser ganze Erziehungszirkus verunsichert mich. Mein Hund braucht eine Eiche als Halter und keinen Wackelpudding.«
Wir fünf gucken schweigend ins Pils.
»Gar nicht mal so schlecht«, sagt Peter nach einer Weile. »Speechless beer drinking.«
Die Verschnauf-Pause
In dem die Mitte des Buches erreicht wird
und die Erziehung kurzfristig ruht, weil Madame läufig
ist und ihre Ohren auf Durchzug stellt,
was nicht weiter stört, weil ich mit dieser Sexbombe
sowieso nur einsame Nachtrunden drehe
und niemandem begegne.
Hundehaufen rascheln nicht
Wenn man mit einer läufigen Hündin, zwei halbwüchsigen Töchtern und einer rührend besorgten Ehefrau unter einem Dach lebt, diskutiert man nicht selten schon beim Frühstück über solche Dinge wie das prämenstruelle Syndrom. Max, der Bruder von Lotta und Marie, frühstückt seit geraumer Zeit nicht mehr mit. Er habe keinen Appetit, sagt er. So elegant kann ich mich den morgendlichen Frauenthemen leider nicht entziehen. Ich bin seit Jahr und Tag für das Zubereiten der Schulbrote zuständig.
»Ich weiß genau, wie Luna sich fühlt«, wettert Lotta.
»Das mag ja sein«, sage ich und wedle mit der Edelsalami. »Aber muss man denn noch komischer werden, als man sowieso schon ist, nur weil man demnächst mal läufig wird?«
»Ja, das muss man«, sagt Lotta. »Dafür kann man nichts. Das überkommt einen halt!«
»Während der Läufigkeit vielleicht«, sage ich. »Oder in der Standhitze. Aber doch nicht schon vorher und dann auch noch nachher. Dieser Hund ist ja überhaupt nicht mehr normal.«
»Du verstehst das nicht«, sagt Marie.
»Nö«, sage ich. »Das verstehe ich nicht. Dreißig Tage vorher wird sie noch zickiger als sonst und pöbelt sogar Rüden an. Dann kommen zwanzig Tage Läufigkeit mit Jammern drinnen und obszönem Verhalten draußen. Danach ist sie
sechzig Tage scheinschwanger und trägt seufzend ihre Stoffbärchen durchs Haus.«
»Das macht insgesamt hundertzehn«, sagt Marie.
»Und bei zwei Mal Läufigkeit pro Jahr – zweihundertzwanzig«, grinst meine Frau.
»Das heißt, wir haben an hundertfünfundvierzig Tagen im Jahr einen normalen Hund«, sagt Lotta. »Das ist doch super. Andere wären froh.«
»Worüber?«, frage ich. »Dass sie an zweihundertzwanzig Tagen mit einer östrogengetränkten Rakete spazieren gehen dürfen?«
»Immer siehst du alles negativ«, sagt Lotta. »Ewig möpperst du rum.«
»Genau, du Doof«, sagt Marie. »Wahrscheinlich gibst du den Hormonen auch die Schuld, dass Lunas Nase anders wird.«
Das ist mir noch gar nicht aufgefallen.
»Wie anders?«, will ich wissen.
»Als Luna zu uns kam, hatte sie eine pechschwarze Lakritznase«, sagt Marie. »Alle schönen Hunde haben Lakritznasen. Und jetzt, nach ein paar Jahren, geht langsam die Farbe raus. Da kommt so ein Rosa durch, wahrscheinlich vom Drüberlecken.«
»Das liegt nicht an den Hormonen«, sagt Stella. »Die hat bestimmt Pinselreiniger in der Spucke.«
Oder Nitroglyzerin.
Bei diesem Hund wundert
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