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Herren der Tiefe

Herren der Tiefe

Titel: Herren der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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als auch in seinem Blick war etwas, was Mike
nicht gefiel. Auch er spürte ein unbehagliches Frösteln beim
Anblick des bizarren Wesens, aber ihm kam es nicht wie ein
Ungeheuer vor. Nur sehr fremd und sehr verängstigt. Trotz der
Entfernung konnte er die Furcht, die das Wesen erfüllte, deutlich spüren. Er versuchte sich vorzustellen, wie es umgekehrt
gewesen wäre – hätte er sich an der Stelle dieses Geschöpfes
befunden und wäre von einem Dutzend erschreckend aussehender Kreaturen verschleppt worden.
»Was habt ihr mit ihm vor?« fragte Trautman.
»Nichts. Keine Sorge.« Denholm drehte sich herum und ging
auf die Männer zu, die die schuppige Gestalt in ihrer Mitte hielten. »Was ist passiert?« fragte er.
»Wir waren unten am Strand, um zu angeln«, antwortete der
Mann. »Fisch für das große Fest heute Abend. Sie
tauchten
plötzlich auf. Zwei oder drei aus dem Wald und zwei direkt aus
dem Wasser.«
»Sie haben euch angegriffen?« fragte Denholm.
Der Mann zögerte mit seiner Antwort; gerade lange genug, um
seinen Worten so viel von ihrer Glaubwürdigkeit zu nehmen,
daß Mike
– und wohl auch Denholm – mißtrauisch blieben.
»Wir hätten keine Chance gegen sie gehabt, wären die anderen
nicht aufgetaucht«, sagte er und deutete auf eine zweite, etwas
kleinere Gruppe von Männern, die hinter der ersten aus dem
Wald herausgetreten war. »Als sie sie sahen, haben sie die
Flucht ergriffen. Aber diesen einen hier konnten wir überwältigen.«
Das war nicht unbedingt eine Antwort auf Denholms Frage,
fand Mike. Denholm schien das wohl ebenso zu sehen, denn sein
Gesicht verdüsterte sich noch mehr. Aber er beharrte nicht weiter auf diesem Punkt, sondern sah den Fischmenschen sehr
nachdenklich an. Schließlich schüttelte er den Kopf und seufzte
tief. »Das gefallt mir nicht«, sagte er. »Ihr hättet ihn nicht herbringen dürfen. Schafft ihn ins Museum. Und bewacht ihn gut.
Ich werde entscheiden, was wir mit ihm machen.«
Während die Männer den Gefangenen fortbrachten und
sich
der Rest der Menge rasch zu zerstreuen begann, trat Mike auf
Denholm zu. »Was bedeutet das alles?« fragte er. »Was ist das
für ein Geschöpf?«
Denholm machte eine abwehrende Handbewegung. »Dazu ist
jetzt keine Zeit«, sagte er. »Das können dir deine Freunde erzählen. Jetzt habe ich Wichtigeres zu tun.« Er wandte sich an
Trautman. »Geht zu Malcolm und seiner Familie, dort wird man
sich um euch kümmern. Ich komme später nach. Sobald wir
entschieden haben, was jetzt zu tun ist.«
Mike wollte protestieren, aber Denholm wandte sich um und
ging mit raschen Schritten davon. Mike blickte ihm enttäuscht
hinterher. Denholm hatte ihm versprochen, all seine Fragen zu
beantworten, aber der bisherige Verlauf des Tages hatte wesentlich mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Und er hatte ihm
etwas gezeigt, was ihn sehr erschreckte, auch wenn er es bereits
geahnt hatte. Denholms Welt war nicht das kleine, aber sichere
Paradies, als das dieser es ihm zu beschreiben versucht hatte.
»Gehen wir zu Malcolm«, sagte Trautman nervös.
»André
und Chris warten sicher schon auf uns.«
Mike hatte im Grunde wenig Lust, jetzt einen Höflichkeitsbesuch zu machen. Aber in Trautmans Stimme war auch ein
drängender Ton gewesen, der ihm klarmachte, daß dies nicht der
Moment für lange Diskussionen war, also folgte er ihm und den
drei anderen wortlos.
Ihr Ziel war ein Haus ganz in der Nähe des Museums, das nun
zu einem Gefängnis umfunktioniert worden war, wie die beiden grimmig dreinblickenden und mit
langen Knüppeln bewaffneten Männer eindeutig bewiesen, die rechts und links der Tür
Aufstellung genommen hatten. Das Haus war ein wenig größer
als die meisten anderen Gebäude, und es sah nicht ganz so heruntergekommen und primitiv aus wie diese. So hatte es
zum
Beispiel eine richtige Tür, kein aus Schilfrohr und Korallen improvisiertes Etwas, die offensichtlich von einem der Schiffe unten im Hafen stammte und sich knarrend in groben, aus Holz
geschnitzten Angeln bewegte. Trautman öffnete sie, ohne anzuklopfen, und sie betraten einen kleinen, aber behaglichen Raum,
der anders als das Museum ein festes Dach und sogar ein richtiges Fenster hatte, so daß das Licht direkt hereinfiel. Wie die
Haustür stammten die Möbelstücke im Inneren des Hauses ganz
offensichtlich von einem Schiff; besser gesagt von mehreren, wie
die unterschiedlichen Stilrichtungen und das sichtbar unterschiedliche Alter der einzelnen Stücke

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