Herren des Wetens
meine Schuld!« verteidigte er sich.
»Habe ich das etwa behauptet?« Schwerfällig drehte sie sich zu ihm um und funkelte ihn an. Durch ihre Winzigkeit wirkte ihr geschwollener Bauch noch größer, als er ohnehin war. Garion hatte manchmal das Gefühl, sie strecke ihn ihm mit Absicht entgegen, als wäre er allein daran schuld.
»Das ist einfach unerträglich!« rief sie. »Warum hast du mich in dieses eisstarrende…« Sie unterbrach sich und verzog das Gesicht.
»Fühlst du dich nicht gut, Liebes?« erkundigte sich Garion.
»Sag nicht immer ›Liebes‹ zu mir, Garion. Ich…« Aufs neue unterbrach sie sich. »Oje«, keuchte sie.
»Was hast du?« Er sprang auf.
»Oje!« Ce'Nedra drückte die Hände auf ihr Kreuz. »Oje, oje, oje.«
»Ce'Nedra, das ist keine verständliche Antwort! Was ist mit dir?«
»Ich glaube, ich lege mich lieber hin«, murmelte sie fast abwesend. Möglichst würdevoll watschelnd durchquerte sie das Gemach.
Plötzlich blieb sie stehen. »Oje!« rief sie, diesmal heftiger. Ihr Gesicht war bleich, und sie stützte sich auf eine Sessellehne. »Ich glaube, es wäre gut, wenn du Lady Polgara rufst, Garion.«
»Ist es…? Ich meine, hast du…?«
»Brabbel nicht, Garion«, rügte sie ihn angespannt.
»Öffne die Tür und brüll ganz einfach nach deiner Tante Pol!«
»Willst du damit sagen, daß…?«
»Ich will nicht, ich tu es, Garion. Sieh zu, daß sie gleich hierherkommt!« Sie watschelte weiter zur Schlafgemachtür, und wieder hielt sie abrupt und aufstöhnend an. »O meine Güte!« keuchte sie.
Garion stolperte zur Korridortür und riß sie auf. »Holt Lady Polgara!« befahl er dem erschrockenen Posten. »Sofort! Lauft!«
»Jawohl, Eure Majestät!« Der Mann ließ den Speer fallen und raste den Gang hinunter.
Garion schlug die Tür zu und lief zu Ce'Nedra zurück. »Kann ich etwas tun?« fragte er händeringend. »Hilf mir ins Bett.«
»Bett«, echote er. »Ja.« Er faßte sie am Arm und begann daran zu ziehen. »Was soll das?«
»Bett!« Er deutete auf das königliche Himmelbett. »Ich weiß, was es ist, Garion. Hilf mir lieber, statt daß du mich dorthin zerrst!«
»Oh!« Er nahm ihre Hand, schlang den anderen Arm um sie und hob sie hoch. So trug er sie, die Augen weit aufgerissen und keines klaren Gedankens fähig, stolpernd in Richtung Bett.
»Setz mich ab, du großer Tolpatsch!«
»Bett!« drängte er und versuchte mit aller Beredsamkeit, deren er momentan fähig war, zu erklären. Behutsam stellte er sie auf die Füße und rannte voraus. »Schönes Bett«, rief er und strich auffor-dernd über die Decken.
Ce'Nedra schloß die Augen und seufzte. »Schon gut, geh mir nur aus dem Weg, Garion«, sagte sie resignierend. »Aber…«
»Wie wär's, wenn du das Feuer schürst?«
»Was?« Er schaute sich verständnislos um. »Der Kamin – diese Öffnung in der Wand mit dem brennenden Holz. Leg noch ein paar Scheite auf. Wir möchten doch, daß es mollig warm ist für das Baby, nicht wahr?« Sie erreichte das Bett und lehnte sich dagegen. Garion rannte zum Kamin und starrte ihn an. »Was ist denn jetzt schon wieder?«
»Holz«, antwortete er. »Kein Holz.«
»Dann hol welches aus dem anderen Gemach!« Welch brillanter Vorschlag von ihr! Er blickte sie dankbar an.
»Geh ins andere Gemach, Garion.« Ce'Nedra bemühte sich, langsam und deutlich zu sprechen. »Nimm dort ein paar Scheite. Trage sie hierher. Lege sie eines nach dem anderen auf das Feuer. Hast du das alles verstanden?«
»Ja!« versicherte er ihr aufgeregt. Er schoß ins andere Gemach, hob ein Scheit auf und raste damit zurück. »Holz!« rief er und hob es stolz hoch, damit sie es sehen konnte.
»Sehr schön, Garion.« Mühsam stieg sie ins Bett. »Leg es jetzt aufs Feuer und geh zurück und hol noch mehr.«
»Mehr«, bestätigte er. Er warf das Scheit in den Kamin und raste wieder durch die Tür.
Nachdem er die Holzkiste im Wohngemach geleert hatte – ein Scheit nach dem anderen –, starrte er wild um sich und überlegte, was er als nächstes tun könnte. Er griff nach einem Stuhl. Wenn ich ihn gegen die Wand schmettere, dachte er, müßte er in handliche Stücke zerbrechen.
Da schwang die Korridortür auf und Polgara trat ein. Abrupt blieb sie stehen und blickte den wildäugigen Garion an. »Was in aller Welt machst du mit dem Stuhl?« fragte sie scharf.
»Holz«, erklärte er und schwenkte das schwere Möbelstück.
»Brauch Holz – für das Feuer.«
Sie musterte ihn eingehend, während sie ihre
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