Herren des Wetens
weiße Schürze glättete. »Ich verstehe«, murmelte sie. »Setz den Stuhl ab, Garion! Wo ist Ce'Nedra?«
»Bett«, antwortete er und stellte bedauernd den polierten Stuhl ab. Dann blickte er Polgara klug an. »Baby«, erklärte er ihr. Sie rollte die Augen himmelwärts. »Garion«, sagte sie wie zu einem Kind, »es ist viel zu früh für Ce'Nedra, sich hinzulegen. Sie muß herumgehen, in Bewegung bleiben.«
Eigensinnig schüttelte er den Kopf. »Bett«, wiederholte er. »Ba-by.« Er schaute sich um und griff wieder nach dem Stuhl.
Seufzend öffnete Polgara die Korridortür und rief den Posten herbei. »Junger Mann«, sagte sie, »wie wär's, wenn Ihr Seine Majestät in den Hof vor der Küche bringt? Dort liegt ein großer Haufen Holz. Besorgt ihm eine Axt, damit er ein bißchen Brennholz hacken kann.«
Jeder war heute ausgesprochen brillant, fand Garion. Er staunte über den großartigen Vorschlag, den Tante Pol soeben gemacht hatte. Er setzte den Stuhl wieder ab und stürmte durch die Tür hinaus, mit dem verwirrten Posten im Schlepptau.
In der ersten Stunde hackte er, wie es aussah, einen Klafter Holz.
So rasch schwang er die Axt, daß sie in der Luft zu verschwimmen schien, und die Späne flogen wie ein Schneesturm. Dann hielt er inne, zog sein Wams aus, und machte sich erst richtig an die Arbeit.
Mittags brachte ihm ein ehrfürchtig staunender Koch ein großes Stück heißen Rostbraten, ein riesiges Stück Brot und etwas Bier. Garion schlang drei oder vier Bissen hinunter, nahm ein paar Schluck Bier und griff wieder nach der Axt. Es war durchaus vorstellbar, daß er mit dem Holzhaufen vor der Küche fertig geworden wäre und sich auf die Suche nach zu fällenden Bäumen gemacht hätte, wäre Brand nicht kurz vor Sonnenuntergang zu ihm gekommen.
Der grauhaarige Hüne strahlte über das ganze Gesicht. »Meinen Glückwunsch, Belgarion«, sagte er. »Ihr habt einen Sohn.«
Garion hielt inne und blickte fast bedauernd auf das restliche Holz. Dann drangen Brands Worte schließlich in sein Bewußtsein.
Die Axt entglitt seinen Fingern. »Einen Sohn?« fragte er. »Wie erstaunlich. Und so schnell noch dazu.« Er blickte den Holzhaufen an.
»Ich bin gerade erst angefangen. Ich dachte immer, es dauert viel länger.«
Brand blickte ihn nachdenklich an, dann faßte er ihn sanft am Arm. »Kommt jetzt mit, Belgarion. Wir gehen hinauf, damit Ihr Euren Sohn begrüßen könnt.«
Garion bückte sich und hob einen Armvoll Scheite auf. »Für das Feuer«, erklärte er. »Ce'Nedra möchte, daß es mollig warm ist.«
»Sie wird sehr stolz auf Euch sein, Belgarion«, versicherte ihm Brand.
Als sie das königliche Schlafgemach erreichten, legte Garion behutsam das Holz auf den polierten Tisch am Fenster ab und näherte sich dem Bett auf Zehenspitzen.
Ce'Nedra wirkte sehr müde und schwach, trotzdem spielte ein zufriedenes Lächeln um ihre Lippen. In einer weichen Decke kuschelte ein winziges Menschlein neben ihr. Der Neugeborene hatte ein rotes Gesicht und fast kein Haar. Offenbar schlief er, doch als Garion herankam, öffnete er die Augen. Ernst blickte der Kronprinz seinen Vater an, dann seufzte er, rülpste und schlief weiter.
»O Garion, ist er nicht wunderschön?« fragte Ce'Nedra mit staunender Stimme.
»Ja«, antwortete Garion, und ein dicker Klumpen schien ihm im Hals zu stecken. »Genau wie du.« Er kniete sich neben das Bett und legte die Arme um beide.
»Sehr schön, Kinder«, lobte Polgara auf der anderen Bettseite. »Ihr habt beide eure Sache gut gemacht.«
Am nächsten Morgen unterzogen sich Garion und sein neugeborener Sohn einer sehr alten Zeremonie. Mit Polgara in leuchtendem blau-silbernem Gewand an der Seite trug Garion das Baby durch den Saal der Rivanischen Könige, wo die Edlen des Inselkönigreichs sie erwarteten. Als die drei den Saal betraten, schimmerte das Auge Aldurs auf Eisenfausts Schwertgriff in blauem Licht. Nahezu benommen näherte sich Garion seinem Thron. »Dies ist mein Sohn, Geran«, verkündete er – teils den Versammelten, teils aber auch auf merkwürdige Weise dem Auge selbst. Es war Garion nicht schwer-gefallen, einen Namen für seinen Sohn zu wählen. Obgleich er sich nicht an seinen Vater erinnern konnte, wollte er ihn ehren, und was würde da passender sein, als seinen Sohn nach seinem Vater zu nennen?
Er übergab Polgara behutsam das Baby, langte hoch und holte das große Schwert von der Wand. Er faßte es an der Klinge und richtete es auf den warm eingehüllten
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