Herren des Wetens
wäre?« fragte Belgarath angespannt.
»Das weiß Harakan nicht. Er weiß nur, daß er versagt hat.«
Belgarath lächelte kalt. »Ich glaube, wir brauchen keine Zeit mit der Verfolgung Harakans zu verschwenden.«
»Wir sollen ihn nicht verfolgen?« rief Ce'Nedra entrüstet. »Nach allem, was er gegen uns unternommen hat?«
»Urvon wird uns seine Bestrafung abnehmen, und sie wird
schrecklicher sein als alles, was wir uns für ihn hätten ausdenken können.«
»Wer ist dieser Urvon?« erkundigte sich General Brendig.
»Toraks dritter Jünger«, antwortete Belgarath. »Es gab ursprünglich drei: Ctuchik, Zedar und Urvon. Er ist der einzige, der noch auf Erden lebt.«
»Wir wissen immer noch nichts über Zandramas«, erinnerte sie Silk.
»Einiges doch. Beispielsweise, daß Zandramas jetzt das Kind der Finsternis ist.«
»Das paßt irgendwie nicht zusammen, Belgarath«, brummte Barak. »Weshalb sollte Urvon sich gegen das Kind der Finsternis stellen wollen? Sie sind doch auf derselben Seite, oder etwa nicht?«
»Offenbar nicht. Es sieht ganz so aus, als gäbe es Meinungsverschiedenheiten bei der anderen Seite.«
»Gut für uns.«
»Ich würde gern ein bißchen mehr wissen, ehe ich mich darüber freuen kann.«
Erst am Spätnachmittag wurde der letzte Widerstand im Südostviertel von Rheon gebrochen. Die Gefangenen brachte man durch die Straßen der brennenden Stadt zu den anderen auf dem Hauptplatz.
Garion und General Brendig standen auf dem Balkon des Hauses, in das sie Harakan gebracht hatten, und unterhielten sich mit der zierlichen, schwarzgewandeten Königin von Drasnien. »Was werdet Ihr jetzt mit ihnen tun, Majestät?« fragte General Brendig sie, während er auf die verstörten Gefangenen hinunterblickte.
»Ihnen die Wahrheit erzählen und sie laufenlassen, Brendig.«
»Laufenlassen?«
»Natürlich.«
»Ich fürchte, ich kann Euch nicht ganz folgen.«
»Sie werden bestürzt sein, wenn ich ihnen sage, daß sie von einem malloreanischen Grolim verblendet und benutzt wurden, Alorien zu verraten.«
»Sie werden Euch vermutlich nicht glauben.«
»Genügend von ihnen werden es«, entgegnete sie ruhig und zupfte den Kragen ihres schwarzen Gewandes zurecht. »Es wird mir gelingen, wenigstens einige von der Wahrheit zu überzeugen, und sie werden für ihre Verbreitung sorgen. Wird erst allgemein bekannt, daß der Grolim Harakan den Kult geleitet hat, dürfte es dem Kult bedeutend schwerer fallen, neue Anhänger zu gewinnen, meint Ihr nicht?«
Brendig ließ sich ihre Worte durch den Kopf gehen. »Ich glaube, Ihr habt recht«, sagte er schließlich. »Aber werdet Ihr jene bestrafen, die nicht auf Euch hören wollen?«
»Das wäre Tyrannei, General. Allein der Eindruck von Tyrannei sollte immer vermieden werden – vor allem, wenn es sich ohnehin vermeiden läßt. Ich bin sicher, sobald die Wahrheit die Runde macht, wird jeder mit einem Steinhagel vertrieben werden, der wieder anfängt mit dem Gerede von der heiligen Mission Aloriens, die südlichen Reiche zu unterwerfen.«
»Schön, aber was habt Ihr mit General Haldar vor?« fragte er mit ernster Miene. »Ihr werdet doch nicht auch ihn ungeschoren davonkommen lassen?«
»Mit Haldar ist es etwas anderes«, antwortete sie. »Er ist des Hochverrats schuldig, und so etwas darf nicht hingenommen werden.«
»Wenn er erfährt, was sich hier getan hat, wird er wahrscheinlich zu entkommen suchen!«
»Der Anschein kann trügen, General Brendig.« Sie lächelte kühl.
»Vielleicht sehe ich wie eine hilflose Frau aus, aber ich habe einen sehr langen Arm. Haldar kann gar nicht schnell genug oder weit genug laufen, als daß er mir entgehen würde. Und wenn meine Leute ihn gefaßt haben, wird er in Ketten nach Boktor zurückgebracht und vor Gericht gestellt werden. Der Richtspruch dürfte nicht schwer zu erraten sein.«
»Würdet ihr mich bitte entschuldigen«, bat Garion höflich. »Ich muß mit meinem Großvater sprechen.«
»Selbstverständlich, Garion.« Königin Porenn schenkte ihm ein herzliches Lächeln.
Garion stieg die Treppe hinunter und stellte fest, daß Silk und Javelin immer noch die Schränke und Truhen in dem großen Gemach durchstöberten. »Habt ihr etwas Brauchbares gefunden?« erkundigte er sich.
»Eigentlich eine ganze Menge«, antwortete Javelin. »Ich glaube, wenn wir hier fertig sind, haben wir die Namen aller alornischen Kultanhänger.«
»Das zeigt wieder einmal, was ich schon immer sage«, bemerkte Silk, während er weiterlas.
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