Herren des Wetens
»Man sollte nie etwas schriftlich niederlegen.«
»Weiß einer von euch, wo ich Belgarath finden kann?«
»Schau doch mal in der Küche nach«, riet ihm Silk. »Sie ist hinten im Haus. Er sprach davon, daß er hungrig sei. Beldin ging mit ihm.«
Die Küche in Harakans Haus war der allgemeinen Plünderung durch Yarbleks Leute entgangen. Sie waren offenbar an Beute, die sich zu Gold machen ließ, mehr interessiert als an verderblichen Eßwaren. Die beiden alten Zauberer hatten es sich an einem Tisch vor einem niedrigen Bogenfenster bequem gemacht und beschäftigten sich noch mit den Resten eines Brathuhns. »Ah, Garion, Junge«, begrüßte ihn Belgarath. »Komm, setz dich zu uns.«
»Glaubst du, es gibt hier was zu trinken?« Beldin wischte sich die Finger an seinem Wams ab.
»Es wäre erstaunlich, wenn es nichts gäbe«, antwortete Garion.
»Immerhin ist das eine Küche. Habt ihr schon in der Speisekammer nachgesehen?«
Beldin stand auf und schlurfte zur angezeigten Tür.
Garion bückte sich leicht, um durch das niedrige Fenster zu den brennenden Häusern auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu blicken. »Es fängt wieder zu schneien an«, stellte er fest.
»Wir sollten zusehen, daß wir so rasch wie möglich von hier wegkommen«, brummte Belgarath. »Ich habe wirklich keine Lust, den Winter hier festzusitzen.«
»Ha!« rief Beldin aus der Speisekammer. Zufrieden grinsend kehrte er mit einem kleinen Faß zurück.
»Koste lieber erst mal vorsichtig«, riet ihm Belgarath. »Es könnte Essig sein.«
Beldin setzte das Faß auf dem Boden ab und schlug es mit der Faust ein. Er steckte einen Finger hinein, schleckte ihn ab und leckte sich die Lippen. »Nein, ganz gewiß kein Essig!« Er kramte in einem Geschirrschrank und brachte drei irdene Becher zum Vorschein.
»Nun Bruder, wie sehen deine Pläne aus?« fragte Belgarath.
Beldin tauchte einen Becher ins Faß und füllte ihn. »Ich werde sehen, daß ich Harakan aufspüren kann. Ich würde gern ein Ende mit ihm machen, ehe ich nach Mallorea zurückkehre. Seinesgleichen hat man nicht gern in einer Gasse lauern, durch die man gehen muß.«
»Du willst also wieder nach Mallorea?« Belgarath riß dem Brathuhnrest auf dem Tisch einen Flügel aus.
Beldin rülpste. »Das dürfte der einzige Ort sein, wo ich Auskunft über diesen Zandramas bekommen kann.«
»Javelin meint, daß es ein darshivischer Name sei«, sagte Garion.
»Das mag nützlich sein«, brummte Beldin. »Diesmal werde ich dort anfangen. In Mal Zeth konnte ich gar nichts erfahren, und diese Schwachköpfe in Karanda fielen jedesmal in Ohnmacht, wenn ich den Namen bloß erwähnte.«
»Hast du es in Mal Yaska schon versucht?« fragte Belgarath.
»Werde ich auch nicht. Urvon hat meine Beschreibung dort an jeder Wand aushängen. Aus irgendeinem Grund hat er Angst, ich könnte eines Tages auftauchen und ihm die Gedärme herausrei-
ßen.«
»Warum wohl?«
»Weil ich ihm damit gedroht habe, deshalb.«
»Du wirst also in Darshiva sein?«
»Für die nächste Zeit jedenfalls – das heißt, nachdem ich Harakan begraben habe. Wenn ich etwas über Zandramas erfahre, benach-richtige ich dich.«
»Halt auch die Augen nach lesbaren Abschriften der Malloreanischen Evangeliarien offen und nach den Ashabiner-Orakeln ebenfalls«, bat ihn Belgarath. »Nach dem Kodex sollte ich darin Hinweise finden.«
»Und was hast du vor?«
»Ich glaube, ich werde nach Nyissa reisen und sehen, ob das Au-ge die Spur meines Urenkels aufnehmen kann.«
»Die Tatsache, daß ein rivanischer Hirte ein nyissanisches Schiff gesehen hat, ist eine recht dünne Spur, Belgarath.«
»Ich weiß, aber momentan unsere einzige.«
Abwesend zupfte Garion ein paar Stücke von den Brathuhnresten ab und schob sie in den Mund. Jetzt erst wurde ihm bewußt, welchen Hunger er hatte.
»Nimmst du Polgara mit?« fragte Beldin.
»Glaube ich nicht. Garion und ich werden vermutlich nicht so leicht zu erreichen sein, und wir brauchen jemanden hier im Norden, der die Dinge im Auge behält. Die Alorner fühlen sich momentan recht stark. Sie werden eine feste Hand brauchen, die dafür sorgt, daß sie nicht leichtsinnig werden.«
»Das ist doch der übliche Zustand bei Alornern. Dir ist aber schon klar, daß Polgara nicht glücklich sein wird, wenn du ihr sagst, daß ihr sie nicht mitnehmen werdet.«
»Ich weiß«, erwiderte Belgarath düster. »Vielleicht lasse ich bloß eine Nachricht für sie zurück. Das hat das letzte Mal recht gut
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