Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
Vom Netzwerk:
warmes, wohlklingendes Lachen, das den leeren Saal füllte.
    Botschaft fühlte sich irgendwie betrogen durch ihre Reaktion. Er und Kheva hatten ihr Bestes getan, Ärger heraufzubeschwören, und sie lachte einfach darüber! Keine Schelte, keine ätzenden Bemerkungen, nur Gelächter. Er fand, daß diese Sorglosigkeit fehl am Platze war, daß sie die Sache nicht so ernst nahm, wie sie sollte. Das erbit-terte ihn ein wenig. Er hatte Schelte verdient, und sie enthielt sie ihm vor!
    »Ihr Bürschchen werdet doch alles aufräumen, nicht wahr?« fragte sie.
    »Natürlich, Lady Polgara«, versicherte ihr Kheva rasch. »Das wollten wir gerade.«
    »Sehr gut, Eure Hoheit.« Ihre Mundwinkel zuckten immer noch.
    »Bemüht euch, alle Federn fortzuschaffen!« Sie drehte sich um und ließ das schwache Echo ihres Lachens in der Luft zurück.
    Von da an wurden die Jungen besser beaufsichtigt. Es war nicht wirklich auffällig, aber irgendwie war immer irgend jemand in der Nähe, der die beiden davon abhielt, über die Stränge zu schlagen.

    Etwa eine Woche später, als es nicht mehr regnete und der größte Teil des Matsches auf den Straßen geschmolzen war, saßen Botschaft und Kheva auf dem Teppich in einem kleineren Gemach und bauten eine Burg aus hölzernen Bauklötzen. An einem Tisch am Fenster las Silk, prächtig anzusehen in glänzendem, schwarzem Samt, einen Brief, den er an diesem Morgen erhalten hatte. Er war von seinem Partner Yarblek, der in Gar og Nadrak geblieben war, wo er sich um das Geschäft kümmerte. Später am Vormittag kam ein Diener in das Gemach und richtete dem rattengesichtigen kleinen Mann etwas aus. Silk nickte, erhob sich und trat zu den spielen-den Jungen. »Was halten die beiden jungen Herren von ein bißchen frischer Luft?« fragte er sie.
    »Viel«, antwortete Botschaft und stand auf.
    »Und du, Vetter?« fragte Silk Kheva.
    »Auch viel, Eure Hoheit«, antwortete Kheva.
    Silk lachte. »Müssen wir so förmlich sein, Kheva?«
    »Mutter sagt, ich sollte bei jedem immer die ihm zustehende Anrede wählen«, erklärte ihm Kheva ernst. »Wahrscheinlich, damit ich es richtig lerne.«
    »Deine Mutter ist nicht hier«, sagte Silk lächelnd, »also können wir ruhig ein bißchen mogeln.«
    Kheva schaute sich nervös um. »Glaubst du wirklich?«
    »Ganz sicher«, antwortete Silk. »Mogeln ist gut für dich. Es hilft dir, die Dinge aus dem richtigen Blickwinkel zu sehen.«
    »Mogelst du oft?«
    »Ich?« Silk lachte laut. »Die ganze Zeit, Vetter. Immer. Holen wir unsere Umhänge und schlendern durch die Stadt. Ich muß nämlich kurz zum Abwehrhauptquartier, und da ich für heute zu eurem Hüter erkoren bin, kommt ihr beide am besten mit.«
    Die Luft war feuchtkalt, und der Wind peitschte die Umhänge um ihre Beine, als sie durch die kopfsteingepflasterten Straßen von Boktor spazierten. Die drasnische Hauptstadt war eines der bedeutend-sten Handelszentren der Welt, und so wimmelte es hier von Menschen aller Rassen. Vornehm gewandete Tolnedrer sprachen an Straßenecken mit ernsten Sendariern in warmem Braun. Auffallend bunt gekleidete und mit Schmuck fast überladene Drasnier feilsch-ten mit Nadrakern in enganliegendem Leder. Sogar ein paar Murgos in schwarzen Umhängen schritten durch die überfüllten Straßen, gefolgt von ihren thullischen Trägern, die schwere Beutel mit Han-delsware schleppten. Den Trägern wiederum folgten in unauffälligem Abstand die allgegenwärtigen Spitzel.
    »Geliebtes, hinterhältiges altes Boktor!« rief Silk gedämpft. »Stadt, in der zumindest jeder zweite, dem man begegnet, ein Spitzel oder Agent ist.«
    »Sind diese Männer Spione?« fragte Kheva und betrachtete sie überrascht.
    »Natürlich, Eure Hoheit.« Wieder lachte Silk. »Jeder in Drasnien ist ein Spion – oder möchte gern einer sein. Für dieses Gewerbe sind wir bekannt. Hast du das nicht gewußt?«
    »Ich wußte, daß es im Schloß eine Menge Agenten gibt, aber ich dachte nicht, daß sie auch auf den Straßen sind.«
    »Warum sollten im Schloß Agenten sein?« fragte Botschaft interessiert.
    Kheva zuckte die Schultern. »Jeder möchte wissen, was alle anderen tun. Je wichtiger man ist, desto mehr Spione beobachten einen.«
    »Beobachten auch dich welche?«
    »Von sechsen weiß ich es sicher. Aber wahrscheinlich gibt es noch ein paar weitere – und natürlich werden alle Spione von anderen bespitzelt.«
    »Welch ein merkwürdiger Ort!« murmelte Botschaft.
    Kheva lachte. »Als ich etwa drei war, fand ich ein

Weitere Kostenlose Bücher