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Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Titel: Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Henner Hess
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alles reine Spekulationen«, erklärte sie äußerlich gefasst. »Wenn das alles wirklich zutrifft, warum hat der Beschuldigte das erst jetzt ausgesagt?«
    »Ich wollte verhindern, dass Nadin vom Staatsexamen ausgeschlossen wird, wenn das mit den Klausuren rauskommt«, erklärte der René mit besonnener Stimme.
    Der Leonhard blickte ihn überrascht an. »So viel Ritterlichkeit – obwohl Sie beide Affären hatten und faktisch getrennt waren?«
    Jetzt wurde der René puterrot im Gesicht, auch jenseits der Pickel, und dann quetschte er heraus: »Ich wollte doch, dass zwischen uns wieder alles so wird wie früher. Dafür wäre ich sogar ins Gefängnis gegangen!« Und daran kann man mal sehen, dass es auch »Klassemänner« gibt.
    Die Oberstaatsanwältin hatte eine Weile geschwiegen und die Zeit genutzt, um sich eine neue Strategie zurechtzulegen: »Wenn der Beschuldigte seine Freundin derart liebt, wie er behauptet, dann liegt es nahe, dass er die Richterin Kminikowski umgebracht hat, um zu verhindern, dass sein Verhältnis mit ihr ans Licht kommt. Immerhin wurden seine DNA -Spuren an der Robe gefunden, mit der das Opfer erdrosselt wurde.«
    »Ist doch logisch, dass da Spuren dran sind!«, rief der René aufgebracht. »Die hatte sie doch noch an, als wir …«
    Sein Satz brach jäh ab, als er die Blicke des Richters bemerkte. »Ich hab in meiner Laufbahn ja schon von einigen Fetischen gehört«, erklärte der Leonhard kopfschüttelnd. »Aber Robe ist neu.«
    Der René errötete erneut, doch er sagte keinen Ton.
    Die Gundelwein attackierte weiter: »Selbst wenn wir davon ausgehen, dass keine Vergewaltigung stattgefunden hat, haben wir immer noch die belastenden Fußspuren am Tatort und vor allem das verdächtige Verhalten des Beschuldigten. Dass er sich den Ermittlungsbehörden entzogen hat, bezeugt ja wohl sein schlechtes Gewissen!«
    An dem Punkt des Geschehens fielen dem Fickel die Worte des Kriminalrates wieder ein. »Auf der letzten Seite der Akte befinden sich neue Ermittlungsergebnisse, die den Fall in einem völlig neuen Licht erscheinen lassen«, erklärte er auf gut Glück.
    »Wie bitte?«, geiferte die Oberstaatsanwältin. »Warum weiß ich davon nichts?«
    »Vielleicht weil Sie sich lieber in Wellnesshotels vergnügen, als sich um die Ermittlungen zu kümmern?«, meinte der Fickel süffisant. Die Oberstaatsanwältin fokussierte ihren Exmann wie ein Raubtier, das eben eine Ahnung beschleicht, die vermeintlich leichte Beute könnte womöglich ein Köder sein. Der Leonhard blätterte neugierig in der Akte. René Schmidtkonz rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her.
    »Wie es aussieht, birgt unser geschätzter Landrat eine ganze Menge interessanter Geheimnisse. Jetzt ist auch noch ein bislang unbekannter Sohn aufgetaucht. Von wegen unfruchtbar!«, sagte der Ermittlungsrichter Leonhard amüsiert. »So was hab ich in dreißig Jahren Dienstpraxis nicht erlebt.«
    »Zeigen Sie mal!« Die Oberstaatsanwältin riss dem Richter die Akte förmlich aus der Hand. Beim Lesen wurde sie immer blasser.
    »Aber welches Motiv soll der denn haben?«, rief sie, der Verzweiflung nahe.
    »Keine Ahnung, immerhin scheinen ja begründete Zweifel an seinen kognitiven Fähigkeiten zu bestehen«, erklärte der Leonhard jetzt mit dienstlicher Entschlossenheit. »Jedenfalls war der Knabe offenkundig auch am Tatort. Da somit mehrere Kausalverläufe denkmöglich erscheinen, kann auch nicht länger von einem dringenden Tatverdacht gegen den Beschuldigten René Schmidtkonz ausgegangen werden. Der Haftbefehl wird mit sofortiger Wirkung aufgehoben. Beschlossen und verkündet!«
    Der Fickel brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass er soeben den größten Erfolg seiner gesamten juristischen »Karriere« eingefahren hatte, selbst unter Berücksichtigung aller angelegentlich auf Fakultätssportfesten und Skatturnieren des Anwaltsvereins eingeheimsten Pokale. Er klopfte seinem Mandanten so kräftig auf die Schulter, dass es nur so krachte, gewissermaßen Körperverletzung. Der Wachtmeister machte dem René gleichgültig die »Acht« ab und ging hinaus. René Schmidtkonz erhob sich als freier Mann und drückte seinem Verteidiger stumm die Hand. Der Fickel blickte in das wutverzerrte Gesicht seiner Ex. Allein dieser Anblick entschädigte ihn für alle Mühen der letzten Zeit.
    »Freu dich nicht zu früh!«, herrschte ihn die Oberstaatsanwältin an. »Ich habe bereits Ermittlungen wegen Menschenraubs gegen dich eingeleitet!«
    »Tu, was du

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