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Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Titel: Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Henner Hess
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Vernehmungsprotokoll. »Die Zeugin Pohl sagt allen Ernstes aus, dass die verstorbene Kollegin Kminikowski den Beschuldigten René Schmidtkonz als Samenspender missbrauchen wollte?« Nur wer den Leonhard genau kannte, konnte am leisen Zucken seines linken Mundwinkels erkennen, wie amüsant ihm die Vorstellung erschien.
    »Das ist doch absurd!«, erklärte die Oberstaatsanwältin hastig. Dem Fickel drängte sich der Eindruck auf, dass sie ein wenig nervös wurde.
    »Hat die Kollegin Kminikowski mit Ihnen denn über ihren Kinderwunsch gesprochen?«, fragte der Ermittlungsrichter Leonhard den Beschuldigten. Er war ganz in seinem Element. Der Fickel lehnte sich indes zurück. Jetzt bloß keinen Fehler mehr machen!
    »Nein«, antwortete der René, »aber sie hat immer so komische Tabletten eingenommen. Und als ich die mal gegoogelt habe, habe ich festgestellt, dass es sich um Medikamente zur Steigerung der Fertilität handelt.«
    »Das erscheint mir nicht allzu ungewöhnlich bei einer kinderlosen, glücklich verheirateten Frau – ab einem gewissen Alter …«, erklärte der Leonhard.
    Jetzt war der Punkt gekommen, an dem sich der Fickel bemüßigt fühlte einzugreifen: »Es ist doch allgemein bekannt, dass der Landrat Kminikowski zeugungsunfähig ist.«
    »Also, mir nicht!«, intervenierte die Oberstaatsanwältin. Auch der Ermittlungsrichter war, gelinde gesagt, verblüfft. »Na schön«, knurrte er nach einer kurzen Besinnungspause und wandte sich an den René: »Mal angenommen, das hätte sich so zugetragen: Können Sie uns gnädigerweise auch verraten, warum eine gestandene Kollegin wie die Richterin Kminikowski ausgerechnet auf Sie als Samenspender zurückgreifen musste?«
    Das hatte sich der Fickel natürlich auch immer wieder gefragt, aber sein Mandant war auch jetzt um keine Antwort verlegen: »Weil sie mich ganz einfach wieder loswerden konnte, nur deshalb. Für meine nächste Referendariatsstation hatte sie mir ja schon einen Platz bei der Generalstaatsanwaltschaft in Jena besorgt, danach wollte sie mich beim Ministerium in Erfurt unterbringen, und in der Anwaltsstation sogar bei Baker & McKenzie in Chicago. Hauptsache weit weg.«
    Der Richter Leonhard pfiff durch die Zähne. »Kein schlechter Deal für Sie!« Aber als er das zornige Gesicht der Oberstaatsanwältin sah, ruderte er eilig zurück: »Will sagen: Sie hätten also normalerweise nie erfahren, dass das Kind von Ihnen ist.« Der René bestätigte mit einem Achselzucken.
    »Der Beschuldigte behauptet also, er habe sich für seine Karriere prostituiert«, legte die Oberstaatsanwältin mit spitzer Stimme ihre persönliche Sicht der Dinge dar.
    Aber jetzt wurde der René richtig wütend: »Wenn das Prostitution ist, was hat denn dann der Landrat mit Nadin gemacht? Mit seinen Kontakten zum JPA [ 50 ]!«
    Und in dem Moment konnte der Fickel förmlich hören, wie sich der René auf die Zunge biss. Am liebsten hätte er den Satz wahrscheinlich zurückgespult, aber in einem Gerichtssaal gilt: Gesagt ist gesagt!
    »Was hat denn das JPA damit zu tun?«, erkundigte sich der Leonhard konsequenterweise. Da konnte sich der René winden, wie er wollte, jetzt hieß es Farbe bekennen. Und bei der folgenden Schilderung vom René konnte der Fickel auch noch was lernen. Das Prüfungsamt schickt nämlich vor einer Examenskampagne immer seine Klausuren an ausgewählte Richter, um Musterlösungen zu erarbeiten und festzustellen, ob die Fälle auch anspruchsvoll genug sind, damit mindestens ein Drittel der Kandidaten dabei Schiffbruch erleidet.
    »Stimmt, den Job hab ich früher auch mal gemacht«, bestätigte der Leonhard. »Und weiter?«
    Ob man’s glaubt oder nicht: Renés Bericht zufolge hatte Landrat Kminikowski seiner Praktikantin, der Nadin, tatsächlich versprochen, ihr die Examensklausuren vom Schreibtisch seiner Frau heimlich zukommen zu lassen unter der kleinen Bedingung, dass sie ihm im Gegenzug zu Willen war. Praktisch ein unmoralisches Angebot.
    »Das wird ja immer toller!«, rief die Oberstaatsanwältin dazwischen.
    Andererseits war der René ja nicht unbedingt mit einer besonderen Fantasiebegabung aufgefallen, bislang hatten sich seine Aussagen eher als hieb- und stichfest erwiesen.
    »Das sind in der Tat schwerwiegende Vorwürfe, die der Beschuldigte hier erhebt«, brummte der Leonhard. Er wandte sich an die Gundelwein. »Ich denke, dass sich die Staatsanwaltschaft mit den Vorfällen befassen wird.«
    Die Gundelwein saß stocksteif auf ihrem Stuhl. »Das sind

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