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Herrentier

Herrentier

Titel: Herrentier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Joseph
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ehrenamtliche Kreisligaplatzwarte vor sich vermutet – nicht aber die Oberliga der Rostocker Polizei. Sie goss den Kaffee ein und reichte die Tassen hinüber.
    »Für Sie mit Milch, oder?«
    »Nein, ich bin Behnke, Schwarz nimmt ihn weiß.«
    Dieses Wortspiel genossen die beiden sicher täglich, dachte sie. Da ihr Kopf schmerzte, versuchte sie erst gar nicht sich einzuprägen, wer von den beiden Schwarz war, wer Behnke und erst recht nicht, wie sie ihren Kaffee zu sich nahmen.
    »Sie sind sehr früh unterwegs. Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Heute Nacht hat’s gebrannt.«
    Sie kniff die Augen zusammen, »Ja, das weiß ich bereits. Ich bin, wenn Sie so wollen, gerade erst zurückgekommen. Ich war die halbe Nacht vor Ort.«
    »Woher wussten Sie von dem Feuer?«, fragte der mit dem weißen Kaffee, bei dem Evelyn nun eine Anstecknadel am Hemd bemerkte. Vielleicht doch eine Möglichkeit die beiden auseinanderzuhalten. War das eine silberne Feder? Nicht noch so ein Vogelfreund.
    »Einer unserer Sicherheitsleute hatte mich angerufen.«
    »Name?«
    »Den weiß ich nicht mehr. Henning Schwarck war es nicht, das ist der Einzige, den ich von der Firma kenne.«
    »Ist sie nicht die Chefin vom Zoo?«, fragte der ohne Anstecknadel übertrieben verwundert.
    »Unser Securitybereich ist ausgelagert. Den betreut ein externer Dienstleister,  Hansewache , und dessen Chef ist Henning Schwarck.«
    »Wann genau kam der Anruf?«, wollte die Anstecknadel wissen, die das Protokoll führte.
    Evelyn schob ihren Stuhl zurück.
    »Ich weiß nicht, kurz vor zwölf? Ich kann es im Handy prüfen, Moment.«
    Während sie aufstand, nickten sich die Beamten wohlwollend zu. Als sie wieder die Küche betrat, hörte sie, wie Behnke gerade genüsslich die Worte »Black dog« aussprach, als würde er im nächsten Moment einen Löffel Sahnecreme zum Mund führen. Schwarz ließ den Kopf sinken, griff sich ans Revers und knallte den Feder-Anstecker auf den Tisch, während Kommissar Behnke triumphierend das Protokoll zu seinem Kollegen schob.
    Na sauber, dachte Evelyn, gerade hatte ich mir gemerkt, wer wer ist. Komische Vögel. Sie sah die Kripoleute erstaunt an.
    »Und, was gefunden?«, fragte Behnke, fast vergnügt.
    »Sekunde!« Sie scrollte durch das Menü ihres Telefons. »23.58 Uhr. Brauchen Sie die Nummer?«.
    »Logen!«, antwortete Hauptkommissar Behnke volkstümlich und schaute, eine Grimasse ziehend, Schwarz an, der gerade Datum und Uhrzeit in das Formblatt trug.
    Robertos Nummer war die vorletzte in der Liste. Evelyn dachte schmerzerfüllt an den gestrigen Abend. Er hatte sich nicht mehr gemeldet. Dieses Weichei.
    »Wo waren Sie gestern in der Zeit von 21 bis 23.57 Uhr?«, wollte Behnke wissen, als Schwarz die siebenstellige Zahl notiert hatte.
    Evelyn zögerte. »Hier.« Es klang mehr nach einer Frage als nach einer Antwort.
    »Ihr Auto stand um diese Zeit aber am Zoo.« Schwarz blätterte gewichtig in seinen Unterlagen und tippte mit bedeutungsvoller Mine auf die betreffende Zeugenaussage. Sie schloss die Augen. Die beiden da rochen in ihren beigen Polyesterhemden am frühen Morgen schon so stark nach Altmännerschweiß, dass es ihr die Luft nahm.
    »Sie hat doch einen Renault  Kangoo  mit dem amtlichen Kennzeichen …« Behnke setzte nun in Zeitlupe mit beiden Händen seine Brille auf und schaute, als würde er im nächsten Moment am offenen Herzen operieren, dann ließ er sich vom neuen Protokollführer Schwarz die Stelle zeigen. »HRO-EH 1101?«, fragte er. Seine  Augenbrauen bewegten sich dabei über den Rand seiner Brille und verharrten dort so lange, bis Evelyn ihre Antwort vollständig aufgesagt hatte:
    »Ja, das ist richtig. Ich bin gestern zu Fuß nach Hause gegangen.«
    »Nanu, sie wird ja mit einem Mal so blass, alles in Ordnung?«
    Evelyn trank einen Schluck Kaffee. Behnke musterte sie mit einer Mischung aus Sorge und Misstrauen.
    »Die letzten Tage waren die Hölle. Erst der Mord an unserer Affendame und jetzt der Brand. Das ist ganz schön viel.« Sie hatte den Kopf auf eine Hand gestützt und begann mit zwei Fingern ihre Schläfe zu massieren.
    »Warum zu Fuß? Macht sie das öfters?«
    »Nein, ich wollte gestern einfach ein wenig frische Luft tanken.«
    »Sind Sie im Zoo nicht so viel draußen?«, mischte sich Hauptkommissar Schwarz ein.
    »Wollen Sie mir irgendetwas unterstellen?« In Evelyns Augen blitzte ein Funken Zorn auf.
    »Wir? Unterstellen? I wo! Wir fragen uns bloß, ob Sie nicht viel an der frischen Luft sind, so

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