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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Martin Bruckmayer.«
    »Wie darf ich das interpretieren, Herr Hanhardt, dass ich Sie heute am Mittwoch das erste Mal in dieser Woche sehe? Als gutes oder als schlechtes Zeichen?«
    »Als Zeichen, dass ich viel zu tun habe. Es gibt ja nicht nur diese Ryschankawa-Sache. Außerdem stelle ich die Fragen, Herr Hartinger.«
    »Ich dachte, ich stelle auch mal eine, damit unser Plausch nicht wieder so gähnend langweilig wird.«
    »Danke, ich unterhalte mich bestens. Und als Erstes frage ich Sie, ob Sie es sich anders überlegt haben? Hatten Sie GV mit dem Opfer, zu welchem Zeitpunkt auch immer?«
    Dr. Mertens mischte sich ein. »Herr Kriminalhauptkommissar, so kommen wir doch nicht weiter. Sie wissen, dass ich am Montag Haftprüfung beantragt habe. Es ist eine Frage von Tagen, bis Herr Hartinger auf freien Fuß gesetzt wird. Sie haben nichts, aber auch gar nichts gegen ihn in der Hand.«
    »Natürlich habe ich das. Ich habe sein Sperma in einer Leiche. Und solange Herr Hartinger uns nicht sagt, wie es dorthin gekommen ist, ist er tatverdächtig.«
    »Das hat mein Mandant doch nun wirklich bis zum Erbrechen wiederholt.« Mertens seufzte laut. »Wir gehen davon aus, dass das Beweismittel gefälscht ist.«
    »Wie Sie wollen.« Jürgen Hanhardt schlug seinen Block zu, knipste das Diktiergerät aus und nickte dem Vollzugsbeamten zu, der an der Wand des Verhörzimmers saß. »Ende der Veranstaltung. Lassen Sie uns bitte raus.«
    Der Anwalt und der Ermittler erhoben sich und verabschiedeten sich von Hartinger. Der hörte, wie Dr. Mertens zu dem Kriminalpolizisten im Hinausgehen sagte: »Lassen Sie uns doch gemeinsam zu Mittag essen. Es gibt einen netten Italiener um die Ecke.«
    Diesmal hatte Albert Frey eine dünne Aktenmappe und eine Papprolle unter dem Arm, als er den Klingelknopf am Tor zu Martin Bruckmayers Villa drückte. Seine Laune war ganz ausgezeichnet.
    »Sind die Herrschaften im Erkerstüberl?«, fragte er die Hausangestellte, die ihm öffnete.
    »Ja, ich habe soeben das Abendessen reingestellt und wollte gerade gehen. Möchten auch Sie noch eine Portion Tellerfleisch? Ist noch warm.«
    Und ob Albert Frey wollte. Den ganzen Tag hatte er sich wieder mit den Personallisten der Amerikaner, der mikroverfilmten Einwohnerkartei und anderen Archivalien herumgeschlagen und darüber einmal mehr das Mittagessen vergessen.
    »Einen guten Appetit«, rief er Jo Saunders und Martin Bruckmayer zu, als er das Wohnzimmer betrat. Er setzte sich an den runden Tisch und wartete darauf, dass man ihm das Essen auftrug.
    »Haben Sie was Neues?«, wollte Martin Bruckmayer wissen.
    »Und ob.«
    »Wir würden vor Neugier sterben, Herr Frey, wenn Sie erst essen würden. Please …«, drängelte Jo Saunders.
    »Also gut. Heute alles in gebotener Kürze. Paul Rudolph lebt.«
    Jo Saunders legte das Besteck beiseite. »Hier in Garmisch?«
    »Ja.«
    »Wie haben Sie das wieder herausgefunden, lieber Herr Frey?«, wunderte sich Martin Bruckmayer.
    »Fleiß und Glück. Und ein Wimpel. Und die Heimatzeitung.«
    »Sie werden es uns ohnehin irgendwann berichten wollen, also, warum nicht gleich?« Martin Bruckmayer verdrehte die Augen zur zirbelhölzernen Kassettendecke. »Sicher ist das auch wieder eine dünne Theorie …«
    »Nun gut, wenn Sie es unbedingt genau wissen wollen«, freute sich Albert Frey. »Ich habe Ihnen erzählt, dass in der von mir gefundenen Box die mikroverfilmte Einwohnerkartei bis 1960 erhalten ist. Und dass die Unterlagen, die Veit Gruber von dem Manager der Ami-Hotels erhalten hat, ab 1960 sind. In diesem Jahr hat der Mann dort angefangen. Es gibt also eine Überschneidung von zwölf Monaten. Und jetzt sehen Sie, bitte.« Er ließ die Eckgummis des Aktendeckels auf dessen Rücken schnalzen und legte die Fotografie einer maschinengetippten Einwohnerkarteikarte auf den Tisch. »Die habe ich vom Lesegerät abfotografiert und beim Buidlmacher – Sie wissen, diesem Fotoladen in der Ludwigstraße – ausgedruckt. Hier steht: Paul Rudolph, geboren 14. 09. 1925 in Dresden. Zugezogen nach Garmisch-Partenkirchen am 27. 04. 1947. Wohnung Pitzaustraße 18. Abgemeldet am 15. 12. 1960. Kein neuer Wohnort bekannt.«
    Frey zeigte das nächste Foto in A4-Größe. Auch dieses zeigte eine alte Karteikarte, schwarzweiß und negativ. »Detlev  Gürtler, geboren am 14. 09. 1925 in Dresden. Zugezogen nach Garmisch-Partenkirchen am 15. 12. 1960. Wohnung Pitzaustraße 18. Kein weiterer Eintrag.«
    »Dasselbe Geburtsdatum, derselbe

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