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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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und einem Bier zu stehen fand er gemütlicher, als halb schwitzend, halb frierend in der kalten Halle auf der Reservebank zu sitzen.
    »Das heißt, unsere junge Frau, die da vor fünfzig, sechzig Jahren verscharrt wurde, war Eisläuferin?«, fasste Dorothee Allgäuer zusammen.
    »Zumindest hatte sie sehr früh in ihrem Leben sehr lange Zeit sehr enge Schuhe an. Und da bei uns der Eissport nicht gerade unbeliebt ist, liegt der Schluss nahe. Habt ihr schon die DNA-Untersuchung?«
    »Bis heute Morgen noch nicht. Aber wie gesagt, ich geh später wieder ins Institut und seh mal nach. Aber auf einen Soldaten würde ich jetzt nicht mehr tippen.«
    »Das wird ein Spaß bei dem Tunnel-Termin morgen.«
    »Vielleicht wollen sie mich deshalb ausschalten.« Dorothee Allgäuer geriet wieder in Rage.
    »Und die Todesursache von der Svetlana würde mich natürlich interessieren. Wenn du da was in Erfahrung bringst …«
    »Oh, das kann ich dir sagen. Sorry, hab ich ganz vergessen. Das hab ich noch mitbekommen. Hirnblutung.«
    »Hirnblutung? Schlaganfall?«
    »Das, was landläufig als Schlaganfall bezeichnet wird, ist eine Art der Hirnblutung. Aber in diesem Fall ist die absichtliche oder unabsichtliche Herbeiführung einer Hirnblutung wahrscheinlicher. Durch Über-Kopf-Hängen. Wir haben entsprechende Druckstellen an den Fußgelenken gefunden. Sie wurde stundenlang – wahrscheinlich einen ganzen Tag – an den Füßen aufgehängt.«
    »Und daran stirbt man?«
    »Schneller, als man denkt. Der menschliche Körper ist nun einmal für die andere Ausrichtung konstruiert. Zuerst wird die Zunge sehr schwer, allein daran sind schon Leute erstickt. Und die inneren Organe drücken auf das Zwerchfell, wodurch das Atmen schwierig wird. Und natürlich und vor allem kommt das Blut nicht mehr so leicht aus dem Kopf raus. Wenn da ein Blutgefäß zu schwach ist, dann platzt es. Und dann stirbt man, wenn man nicht schnell behandelt wird.«
    »Aber so Yogis stehen doch ganze halbe Leben auf dem Kopf.«
    »Aber keine Svetlanas. Ich sag immer: Leute seid vorsichtig mit Extremsport. Und Yoga gehört da ohne Frage dazu. Natürlich nicht das Yoga, das man in den schicken Münchner Studios und Turnhallen von Volkshochschulen praktiziert. Das ist Blümchenyoga. Der Sex der Einschichtigen. Ich meine schon das, was du meinst. Heilige Männer, die zwanzig Jahre lang nichts essen und trinken.«
    »Hat sie gelitten?«
    »Nein, das hat sie eher nicht. Man wird bewusstlos, und dann stirbt man langsam. Na ja, was die vorher mit ihr gemacht haben, möchte ich allerdings nicht haben. Zumindest nicht in der Ausprägung. Aber ich bin nicht sicher, ob sie das auch so gesehen hat.«
    »Kannst du mal Klartext reden? Was hat wer mit ihr gemacht?«
    »Sieht so aus, als wäre deine Freundin Svetlana in sexuellen Praktiken, die man gemeinhin als Sadomaso bezeichnet, recht erfahren gewesen. Zumindest sagen uns das die Narben und Male auf ihrem Körper.«
    »Dann war das vielleicht ein Unfall?« Hartinger korrigierte sich selbst. »Nein, war es nicht. Denn sonst hätte man sie nicht so theatralisch den Felsen hinuntergeworfen. Das war von vorn bis hinten durchgeplant. Auch, dass sie in meine Ausrüstung geplumst ist.«
    »Mit der Exegese der Fakten kennst du dich besser aus. Ich muss jetzt los«, sagte Dotti.
    »Ins Institut?«, wollte Hartinger wissen.
    »Nein, den Vormittag stehle ich ihnen. Ich schände jetzt erst mein Konto und dann erst wieder eine Leiche. Brauch dringend was Neues zum Anziehen.«
    »Und wann zeigst du mir das?«
    »Zum Anziehen, hab ich gesagt, nicht zum Ausziehen.« Damit beendete Dorothee Allgäuer das Gespräch. Sie wollte sich erst einmal darüber klar werden, ob sie wirklich für den Mann aus den Bergen die zweite Hälfte ihrer Karriere riskieren wollte.
    Als sie in der Maximilianstraße stand und sich entscheiden musste, welche Edelboutique sie zuerst heimsuchen sollte, zog es sie magisch zu dem Dessousladen. Die wirklich wichtigen Dinge waren zuerst dran. Eine Handtasche könnte sie sich auch noch auf dem Nachhauseweg gönnen.
    Der Ministerpräsident hatte kein gutes Gefühl. Dass er an diesem nebligen Mittwochmorgen dennoch nach Garmisch-Partenkirchen fuhr, lag daran, dass er sich als äußerst zuverlässig betrachtete und verkaufte. Vor seinem Garmisch-Partenkirchner Statthalter Meier hätte er einen Wortbruch locker abgefedert. Aber dem Baron von Storck hatte er erst am Wochenende auf der Jagd die Zusage gegeben, das gemeinsame Vorhaben intensiv

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