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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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der verstorbenen Svetlana Ryschankawa fernhalten, Herr Hartinger.«
    »Das ist ein freies Land. Behauptet man so.«
    »Herr Hartinger, bitte. Es gibt Leute, die würden Sie lieber hier drinnen als da draußen wissen. Machen Sie es uns beiden nicht unnötig schwer.«
    »Okay. Und was war jetzt mit der Svetlana? Sie lassen mich doch wegen eines Ermittlungsergebnisses frei und nicht, weil Ihnen gerade nichts Besseres einfällt. Die Ergebnisse müssen so eindeutig sein, dass Sie mich keine Minute länger hier drinnen schmoren lassen können.«
    Hanhardt kannte die Vorgeschichte seines Gegenübers. Was sollte er einem Mann vormachen, der beinahe doppelt so lange mit Kriminalermittlungen zu tun hatte als er? »Also gut. Aber nur, damit Sie endlich Ruhe geben. Und ich sehe es als Vorleistung auf Ihr Wohlverhalten, wenn Sie mich richtig verstehen.«
    »In Ordnung. Kein Herrgottschrofen, keine Eisstockhütte, keine ehemaligen guten Bekannten von der Svetlana besuchen.«
    »Danke, Herr Hartinger. Also, die Geschichte ist: Sie war schon tot.«
    »Wie? Als sie dort oben stand, war sie tot?«
    »Ja. Mindestens schon vierundzwanzig Stunden. Die ausgestreckten Arme: Leichenstarre. Und damit haben Sie ein Alibi. Wir haben Ihre Angaben überprüft. Obwohl das der Frau Dr. Allgäuer nicht wirklich geschmeckt hat. Aber sie hat an Eides statt versichert, dass Sie zwischen Samstag, fünf Uhr, und Montagmorgen, sieben Uhr dreißig, bei ihr waren. In ihrem Schlafzimmer, mehr oder weniger.«
    »Das hat sie ausgesagt?«
    »Hat sie. Und ein recht viel besseres Alibi gibt es eigentlich nicht.«
    »Außer wir haben gemeinschaftlich einen Mord begangen, oder sie deckt mich aus anderen Gründen.«
    »Das ist eher unwahrscheinlich. Außerdem hat uns Frau Dr. Allgäuer Beweismaterial vorgelegt.«
    »Beweismaterial? Also Beweise, dass ich bei ihr war?«
    »Sie wollten es ja wissen …«
    »Ja, das will ich, verdammte Hacke. Was für Beweismaterial?«
    »Audiovisuelles Beweismaterial.«
    Hartinger riss die Augen auf. »Einen Film?«
    »Endlosaufzeichnung auf Festplatte. In Farbe. Auch der Ton ist gut. Vor allem aber mit Datums- und Zeitangabe. Respekt, Herr Hartinger, wenn ich das an dieser Stelle mal sagen darf. In Ihrem Alter …«
    »Moment, Herr Hanhardt. Ich bin dreiundvierzig, da spricht man nicht umsonst vom besten Alter des Mannes.«
    »Schon gut, Herr Hartinger. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Wieso macht die das?«
    »Aus Selbstschutzgründen, sagt sie. Aber Sie können sie ja selbst fragen. Es steht einem direkten Kontakt zwischen Ihnen und Frau Dr. Allgäuer nichts entgegen. Sie wurde von allen Aufgaben entbunden, die mit Garmisch-Partenkirchner Fällen im Zusammenhang stehen.«
    »Und wie ich sie fragen werde, keine Angst. Die hat sie wohl nicht alle!«
    »Seien Sie mal froh, Herr Hartinger. Ohne die Aufzeichnungen würden Sie die nächsten Tage und Wochen sehr wahrscheinlich in U-Haft verbringen.«
    »Und die Todesursache bei Svetlana Ryscha … äh, Ryscha-dingsbums?«
    »Die Autopsie ist noch nicht abgeschlossen. Außerdem habe ich Ihnen schon mehr als genug erzählt. Lesen Sie die Zeitung, da wird rechtzeitig das Wichtigste drinstehen.«
    »Ich bin die Zeitung!«
    »Wenn Sie das bleiben wollen, dann sehen Sie mal zu, dass Sie Ihre Termine auf die Reihe kriegen. Auf Wiedersehen, Herr Hartinger.«
    Dr. Dorothee Allgäuer rauschte durch die Pforte des Gerichtsmedizinischen Instituts, stürmte mit wehendem rotem Kurzmantel und einem Blick, der auch Unbeteiligte hätte töten können, hinaus auf die Nußbaumstraße und marschierte mit großen, energischen Schritten und in Angriffslust leicht nach vorn geneigtem Oberkörper auf den Sendlinger-Tor-Platz zu.
    Ihr Zorn galt ihrem Chef und dem Mann vom LKA, die ihr gemeinsam eröffnet hatten, dass sie mit den Ermittlungen in Garmisch nichts mehr zu tun hätte, und dieser Zorn verflog nicht an der lauen Frühlingsluft, sondern steigerte sich mit jedem Meter, den sie zurücklegte. Sie hasste nichts mehr, als sich äußeren Umständen beugen zu müssen. Wie konnten sie ihr nur Befangenheit unterstellen? Und seit wann war die ein Grund, einen Rechtsmediziner von einem Fall – oder gar von Leichen aus einem ganzen geografischen Gebiet – abzuziehen?
    Das stank ja zum Himmel, da steckte mehr dahinter. Und dass nicht mal der Prof, wie sie Professor Dr. Dr. h. c. mult. Friedrich Marchsteiner nannte, in dieser Sache zu ihr hielt, sprach dafür, dass es sich sogar um eine

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