Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
Vom Netzwerk:
weiß nicht, ob wir das am Stehtisch beim Metzger besprechen sollen.«
    Widerwillig lenkte der Bürgermeister ein. »Okay, aber nach der Besprechung holen wir uns was. Ich sterb vor Hunger.« Damit bat er seinen Gast doch in sein Büro.
    »Also, Hansi, um es kurz zu machen«, Grubers Euphorie war durch den Empfang, den ihm Meier bereitet hatte, bereits drastisch gesunken, »ich hab da den Plan, ich brauch nur das Eisstadion dazu. Oder das Skistadion.«
    »Aber warum rufst da nicht bei den Hausmeistern an, die haben doch die Belegungspläne.«
    »Naa, ich brauch’s nicht für eine Veranstaltung oder für einen Tag. Ich brauch’s für immer.«
    Bürgermeister Meier schaute reserviert. Ihm schwante, dass ihm der Gruber gleich einen unglaublichen Schmarrn auftischen würde.
    Der holte seinen Laptop aus der Aktentasche und klappte ihn vor dem Bürgermeister auf. Dann führte er ihn durch eine Präsentation, die seine Skizzen und die wesentlichen Kennzahlen des Businessplans beinhaltete.
    »Veit, du spinnst«, resümierte der Bürgermeister. »Aber gar nicht schlecht, die Idee, muss ich sagen. Unsere teuren Sportstätten stehen wirklich das ganze Jahr über nutzlos in der Gegend rum. Dir kann ich’s ja sagen, aber wenn jemals rauskommt, was die Schanze wirklich gekostet hat … Und dass wir da keinen Namenssponsor dafür finden, der sechs Millionen hinlegt, damit sein Logo draufpappt! Geht doch in München bei der Fußballarena auch. Ich versteh das nicht.«
    »Vielleicht weil die Schanze nur einen Tag pro Jahr beim Neujahrsspringen im Fernsehen ist und der Sponsor der Vier-Schanzen-Tournee dann das Logo vom Namenssponsor überklebt?«
    Der Bürgermeister schaute so, als hätte ihm gerade jemand gesteckt, dass es wahrscheinlich kein leibhaftiges Christkind gab.
    Gruber textete unter Volldampf weiter. »Drum sag ich ja, Hansi, des müssen wir ganz anders aufziehen. Ganz groß. Das Skistadion ist mir ja eh noch lieber als das Eisstadion. Weil da kann man die Besucher auch im Sommer außenrum beschäftigen. Die könnten da sommerrodeln, Flying Fox fahren und ein Olympiamuseum anschauen und was weiß ich für einen Schmarrn. Einen zweiten Kletterwald bau ich da auch noch hin. Aber das Kernstück wird die größte überdachte Eisfläche Europas werden. Und eine Paradise-on-Ice-Show vor Tausenden von Zuschauern jeden Abend. Und wenn ich’s mir recht überlege: Warum eigentlich nur Eis? Vielleicht überdachen wir gleich auch noch den Slalomhang am Gudiberg nebenan, dann können wir Sommerskifahren anbieten. Da soll dir noch einer vorwerfen, dass du Millionen für einen Skilift ausgibst, der nur ein paar Tage Spitzensport im Jahr ermöglicht. Ist das nicht die Lösung vieler Probleme?«
    Der Bürgermeister hatte Feuer gefangen. »Profitable Skihallen gibt’s in Castrop-Rauxel genauso wie in Saudi-Arabien, da hast recht, Veit. Und was die in Abu Dhabi können bei der Fußball-WM, das können wir auch«, war er überzeugt. »Wenn die ihre Stadien von fünfunddreißig Grad im Schatten runterkühlen, dann werden wir doch da im Sommer erst recht Eis und Schnee zaubern können. Grad bei unseren Sommern. Voriges Jahr war der Sommer, glaub ich, ein Mittwoch.«
    »Ja, freili! Überhaupt kein Problem heutzutage mit der Kühlerei. Brauchst halt a bisserl an Strom dazu. Die Kältemaschinen gibt’s ja auf dem Markt«, eiferte Gruber. »Das Walchenseekraftwerk hängt doch noch am Netz. Da können wir gleich den Strom von da beziehen. Und schon ist die ganze Sache auch noch unglaublich nachhaltig! Wasserkraft, um Eis und Schnee herzustellen. Natürlicher geht’s ja nicht: aus Wasser Eis machen.«
    »Nachhaltigkeit! Natürlichkeit! Jawoll. Ganz wichtig. Und dann können wir die Schneekanonen, die acht Monate nur nutzlos rumstehen, auch als nachhaltige Ganzjahresinvestition sehen!«, freute sich der Bürgermeister. »Mensch, Veit, ich hab’s ja immer gewusst. Mit solchen Visionären wie mit uns braucht sich dieser unser schöner Ort keine Sorgen um seine Zukunft zu machen!«
    Die beiden sahen sich an. Dann nickten sie sich gegenseitig zu. Die Sache war geritzt.
    »Nur noch eins, Veit«, warf Hans W. Meier nach einer kurzen Denkpause ein. »Das Pulver, wo kommt das her? Araber oder Chinesen diesmal?«
    »Bei dem Businessplan werden wir Mühe haben, die Investoren zu bändigen. Die werden uns die Bude einrennen, Hansi. Ich hab mir gedacht, legen wir einen Fonds auf, da kann sich dann auch der Garmischer Normalbürger beteiligen. Eine

Weitere Kostenlose Bücher