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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Das blaue Licht spiegelte sich in den Brillengläsern des Beamten. Er blickte wieder nach oben und schaute Hartinger direkt in die Augen. »Herr Hartinger? Herr Karl-Heinz Hartinger?«
    »Steht doch drauf, oder?«, antwortete Hartinger ungeduldig. Das fehlte noch, dass er am Zoll aufgehalten wurde. Die Maschine der United würde nicht auf ihn warten. Er war spät dran.
    »Nach Amerika wollen Sie?«
    »Ja, ganz genau. Was dagegen?«
    »Grundsätzlich nicht«, sagte der Beamte. Hartinger hatte keine Ahnung, dass er einen kleinen Knopf unter dem Tisch gedrückt hatte. »Wohin denn in Amerika?«
    »Santa Barbara.«
    »Das in Kalifornien.« Der Beamte musste Zeit schinden.
    »Kennen Sie ein anderes?«
    »Und was machen Sie dort?«
    »Urlaub. Und jetzt gebens mir bittschön den Pass wieder.« Als Hartinger durch den kleinen Ausschnitt in der Plexiglasscheibe der Zollkabine langen wollte, machte es »klick«, und um sein Unterarmgelenk schloss sich eine Handschelle.
    Rechts neben ihm stand auf einmal ein Mann in Zivil. An seinem Handgelenk lag die andere Handschelle. Und links neben ihm stand plötzlich auch einer, und der drehte ihm den linken Arm auf den Rücken. Und einer war hinter ihm, der ihm mit seinen Füßen die Beine auseinanderschob.
    »Rechte Hand an die Wand, Beine spreizen!«, befahl die Stimme von hinten. Dann wurde Hartinger gründlich abgetastet.
    »Was soll der Scheiß?«, brüllte er.
    »Ganz ruhig, Herr Hartinger, ganz ruhig.«
    Sie drehten ihn um. Drei Meter hinter den drei Zivilpolizisten standen zwei Uniformierte der Bundespolizei mit Maschinenpistolen im Anschlag.
    »Das ist eine Verwechslung. Ich muss zum Flieger!«, wehrte sich Hartinger.
    Aber es hatte keinen Sinn. Sie drehten ihm auch den rechten Arm nach hinten und führten ihn vor den Augen der gaffenden Flughafengäste ab.
    Sie setzten ihn in ein kleines Kabuff der Bundespolizei und fesselten ihn mit den Handschellen an einen Stuhl. Dann verging eine Stunde, ohne dass etwas geschah.
    Hartinger verzweifelte. Sowohl seine Schimpftiraden als auch seine Bitte nach einem Glas Wasser verhallten scheinbar ungehört.
    Schließlich ging die Türe auf. Kriminalkommissar Hanhardt trat ein.
    »Spinnts ihr jetzt komplett? Das ist Freiheitsberaubung. Ich zeig euch alle an!«, legte Hartinger los. »Von allen Beamten will ich die Personalnummern. So eine Sauerei ist mir noch nie untergekommen!«
    »Herr Hartinger, Sie sind festgenommen«, sagte Jürgen Hanhardt lapidar.
    »Und weswegen?«
    »Wegen des dringenden Tatverdachts, Svetlana Ryschankawa ermordet zu haben. Möchten Sie einen Anwalt?«
    »Hä? Ist das ein Déjà-vu? Hängt die Platte? Sie haben mich genau vor einer Woche entlassen, weil ich ein Alibi habe.«
    »Es gibt Zweifel an Ihrem Alibi, Herr Hartinger.«
    »Aber es gibt einen Film davon, was ich gemacht habe in der Zeit!«
    »Videos können manipuliert werden, Herr Hartinger. DNA-Proben nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Die Leiche der Svetlana Ryschankawa wurde noch einmal einer genauen Untersuchung unterzogen. Dabei ist Sperma gefunden worden.«
    Weiß ich, von zwei Männern, hätte Hartinger um ein Haar gesagt. Doch er schwieg lieber.
    »Darunter Ihr Sperma, Herr Hartinger. Das hat eine DNA-Analyse ergeben.«
    Hartinger war fassungslos. »Welche DNA-Analyse? Sie haben doch gar keine Probe von mir. Schwachsinn!«
    »Doch, haben wir. Aber mehr werde ich Ihnen jetzt nicht erzählen. Ich bring Sie jetzt in die Stadt, und dort werden Sie einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Los jetzt. Ach ja, Herr Hartinger, immer noch keinen Anwalt?«
    Hartinger sah ein, dass er nichts tun konnte, außer sich zu fügen. Das mit dem Anwalt war vielleicht keine ganz verkehrte Idee, fand er. »Ich muss telefonieren.«
    Hanhardt rief einen Bundespolizisten herein und ließ ihn die Handschellen aufschließen. Mit dem bereitgestellten Diensttelefon wählte Hartinger erst Kurt Weißhaupts Nummer, und als der nicht an sein Mobiltelefon ging, rief er Albert Frey an. Er berichtete ihm in knappen Worten über das, was vorgefallen war, und bat darum, Frey möge über Weißhaupt einen fähigen Strafrechtler auftreiben.
    Nach dem Telefonat ließ er sich von Hanhardt und zwei Bundespolizisten zu einem dunklen BMW führen, der ihn in das Münchner Strafjustizzentrum in der Nymphenburger Straße brachte.
    Was Veit Gruber zu besprechen hatte, war einen offiziellen Termin im Rathaus von Garmisch-Partenkirchen wert. Normalerweise weihte er seinen alten Freund Hans Wilhelm

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