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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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war das ein schönes Wochenende mit Ihnen und dem Baron vor zwei Wochen. So lange ist das schon wieder her. Kinder, wie die Zeit vergeht!«
    »Ja, ganz großartig war’s.« Brechtl vermied eine direkte Anrede, denn er wusste nicht, ob er hier wie an dem Wochenende in den Ammergauer Alpen den Ministerpräsidenten mit seinem Nachnamen oder mit »Herr Ministerpräsident« ansprechen sollte.
    »Mein lieber Herr Brechtl, was ich Ihnen persönlich sagen wollte: Ich werde Ihnen den Bayerischen Verdienstorden verleihen.«
    Brechtl schluckte.
    »Was sagens jetzt, Herr Brechtl? Da sind Sie baff, was?«
    Brechtl war baff, in der Tat.
    »Das war schließlich Ihre Idee mit dem Tunnel. Ich bin dem Herrn Baron so dankbar, dass er sie an mich weitergetragen hat. Eine gute Idee hat ja immer viele Väter. Aber der Kern des Gedankens, der Nukleus, der kam von Ihnen, lieber Herr Brechtl.« Der Ministerpräsident stieß mit seinem Glas an das von Brechtl und nahm einen langen Zug. Natürlich befand sich in seinem Weißbierglas die alkoholfreie Variante. »Auf den Nukleus, Herr Brechtl!«
    Brechtl ließ das Glas stehen. Er war von der Ehre, die ihm zuteil wurde, wie paralysiert. »Ja, aber ich hab doch nur … Ich mein, das lag doch auf der Hand, der ganze Platz wäre ja sonst verschwendet gewesen. Also direkt rausgeschmissen. Und das bei den ganzen vielen Millionen, die der Stollen kostet …« Nur allmählich erholte sich Brechtl von seinem Schock. Der Bayerische Verdienstorden. Die höchste Auszeichnung im Freistaat. Ihm, dem Versitzgrubensauger, dem Güllekutscher, dem Scheißeunternehmer. Er hatte es von ganz unten nach ganz oben geschafft.
    »Dennoch, das muss erst einmal jemandem einfallen«, fuhr der Ministerpräsident fort. »Nur ein Unternehmer mit Weitblick sieht so etwas. Und Sie wissen noch gar nicht, wie weit Sie geblickt haben, lieber Herr Brechtl.«
    »Na ja, es ist ja nur für eine Übergangszeit, gell?«
    »Das ist Auslegungssache, das mit der Übergangszeit, Herr Brechtl. Ich habe gute Nachrichten für Sie. Sehr gute.«
    »Wie meinens des jetzt, Auslegungssache? Und welche guten Nachrichten haben Sie denn noch für mich? Der Orden ist doch schon das Höchste!«, schleimte der Bagger-Toni.
    »Schauens, Herr Brechtl, Ihre Idee, die Akten des Bundesnachrichtendienstes während des Umzugs von Pullach nach Berlin in dem Tunnel dort draußen zwischenzulagern, die Idee war eins a. Wirklich erste Güte. Wieso sollten wir für das sauer verdiente Geld unserer Steuerzahler Hochsicherheitslagerhallen anmieten oder gar erst bauen, wenn wir doch diesen Tunnel haben, der trocken ist, der nur hinten und vorn einen Eingang hat und der nicht nur den Absturz einer 747, sondern auch einen Atombombenangriff überstehen würd?« Der Ministerpräsident musste lachen. »Mein Gott, Atombombenangriff, Herr Brechtl, diese abstrusen Sicherheitsvorschriften, so ein ausgemachter Schmarrn! Wer soll uns denn eine Atombombe aufs Haupt schmeißen? Die Österreicher? Die Griechen? Die Italiener? Tomba la Atombomba?«
    Der Landesvater kriegte sich vor Prusten gar nicht mehr ein. Er wischte sich mit dem gebügelten Schneuztücherl, das er aus der Brusttasche der Lodenjoppe zog, eine Lachträne aus dem rechten Auge. Dann wurde er wieder ernst.
    »Aber egal, Vorschriften sind Vorschriften. Auf jeden Fall habe ich das alles durch meine Beamten prüfen lassen. Und was soll ich sagen, der Anton Brechtl aus Garmisch-Partenkirchen hat recht. Nichts und niemand kann die Sachen, die da eingelagert sind, angreifen, stehlen, zerstören. Wenn man die beiden Tore hinten und vorn gut bewacht. Und bewachen können wir, lieber Herr Brechtl.«
    Brechtl nickte und nahm ebenfalls einen Schluck Weißbier.
    »Und als sie so das ganze Thema kreuz- und querverproben und zwischen den Abteilungen ventilieren, meine braven Beamten«, fuhr der Ministerpräsident fort, »kommen die doch mit einem wahnsinnig guten Vorschlag. Aber bevor ich Ihnen den erläutere, muss ich Ihnen den Eid abnehmen, dass Sie niemandem ein Sterbenswörtchen erzählen. Stehens auf, Herr Brechtl.«
    Brechtl stand auf. Der Ministerpräsident zog aus der Schublade des Zirbelholztisches eine Bibel. »Rechte Hand drauf, Herr Brechtl. Schwören Sie, so wahr Ihnen Gott helfe, keinem Menschen davon zu erzählen, was ich Ihnen jetzt gleich sage?«
    Brechtl legte die rechte Hand auf das Buch, dann sagte er mit bebender Stimme: »Ich sage niemandem kein Sterbenswörtchen nicht. So wahr mir Gott helfe.«
    »›Ich

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