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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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gerade herumwerkte. Dann eilte er in die Küche und setzte sich an seinen Stammplatz.
    In der Küche war seine Nichte nicht, aber in den Töpfen auf dem Herd blubberte und köchelte es. Sie konnte also nicht weit sein.
    Mit einem schweren Wäschekorb kam sie aus dem Keller herauf und stellte ihn direkt vor Albert Frey ab. »Wer kommt?«
    »Die Jo Saunders. Josepha Stiller! Da, schau!« Er hielt ihr den Ausdruck einer E-Mail unter die Nase. »Heute Nacht hat sie mir geschrieben. Sie will am Montag hier sein! Unglaublich, oder?«
    »Unglaublich«, stimmte ihm Kati zu. »Die alte Frau und E-Mail?«
    »Alter schützt vor Digitalisierung nicht, meine Liebe. Die Alten sind die heftigsten Nutzer, das wird oft vergessen, wenn es um den Schmarrn von wegen Facebook-Generation und so geht. Schau dir mal mein Archiv an. Tausende von Stunden habe ich alles eingescannt. Katalogisiert. Und ins Internet gestellt. Mit bestimmt dreißig, vierzig Geschichtsforschern stehe ich ständig im Austausch. Auf der ganzen Welt. Dabei geh ich auf die siebzig zu. Ich hab keinen Fernseher, weil mein Fenster in die Welt ist mein Rechner.«
    »Sag amal, Onkel Albert, irgendwas ist anders an dir heute.« Kathi schaute an Albert Frey auf und ab. Viel sah sie nicht von ihm, da ihm die Tischkante bis zur Mitte des Bauchs reichte. »Steh mal auf, bitte.«
    Der alte Mann tat, wie ihm geheißen. »Wieso, was soll sein?«, sagte er mit Unschuldsmiene.
    »Rote Cordhose, Hemd mit Manschettenknöpfen, dunkelgrünes Sakko … Onkel Albert, bist auf Fasching?«
    »Ab und an kann man doch mal was Neues anziehen, oder?«
    »Und beim Haareschneiden warst auch«, erkannte Kathi und zog die Brauen nach oben. »Cherchez la femme, würden da manche sagen. War’s gestern nett mit der Rechtsmedizinerin vom Gonzo, ja?«
    »Honi soit qui mal y pense, würden da andere antworten. Hör auf mit dem Schmarrn. Was soll denn die mit so einem alten Dackel wollen?«
    »Genau, das würden die allermeisten sagen. Aber wer sooo virtuell ist, ist vielleicht auch sooo viril.« Kathi lachte laut und herzhaft und wandte sich ihrem Wäschehaufen zu.
    »Ich muss schon sehr bitten. Katharina. Verwechsel mich nicht mit deinem Hallodri, dem Hartinger.«
    »Was soll denn das heißen, ›meinem Hallodri‹? Ich hab doch mit dem nichts zu schaffen, und das seit vierzehn Jahren nicht. Er ist mein Mieter. Oder war’s. Jetzt wohnt er ja auf Staatskosten, der Depp. Eine Schande ist das. Weil er überall sein Ding … Ach, was reg ich mich auf. Wir kennen ihn ja.«
    »Du wirst sehen, das klärt sich alles auf, wenn die Jo Saunders da ist. Dann wird die ganze Geschichte neu aufgerollt. Vielleicht vom LKA oder gleich vom BKA.«
    »Ah was, die gehören doch alle zusammen. Da hackt doch keine Krähe der anderen ein Auge aus.«
    »Dann müssen wir das eben tun, wir kleinen Spatzen.« Damit langte Albert Frey nach seiner Aktentasche, kramte darin herum und zog ein paar Blätter heraus, die er verkehrt herum auf den Esstisch legte.
    »Schau.« Er drehte das mittlere Blatt um. Ein Schwarzweißfoto war darauf zu sehen.
    »Ist das von der Pornokamera der Frau Doktor?«, ätzte Kathi.
    »Es ist ihre Überwachungs kamera. Und du musst keine Angst haben, du siehst deinen Don Juan darauf nicht. Aber das hier siehst du.« Er deutete auf einen Schatten, der auf der recht unscharfen Aufnahme zu sehen war, und zwar in einem Spiegel, der im Eingangsbereich von Dr. Dorothee Allgäuers Wohnung hing. »Und jetzt zehn Sekunden vorher.« Er drehte den links liegenden Ausdruck herum. »Und jetzt zehn Sekunden später.« Er drehte auch den rechten um.
    Auf den beiden links und rechts liegenden Aufnahmen war der Schatten nicht zu sehen.
    Kathi las die Datums- und Zeitangabe auf dem mittleren Foto vor. »Montag, 18. April 2011, 11 Uhr, 48 Minuten und 20 Sekunden.« Sie sah Albert Frey an. »Da war also jemand in der Wohnung. Kann man das aus dem Bild schließen?«
    »Messerscharfer Verstand, ganz der Onkel.« Er grinste sie an, dann wurde er wieder ernst. »Und zwar in der Küche der Wohnung. Denn daher kommt die Spiegelung. Der Spiegel hängt an der Flurwand gegenüber der Küchentür. Und in der Küche ist der Mülleimer. Und im Mülleimer … da ist … vom Karl-Heinz …«
    »Ich kann’s mir denken, Onkel Albert. Brich dir keinen ab.«
    »Genau. Die Samenraubthese ist somit untermauert.«
    »Ist aber eine wacklige Mauer. Wer soll das glauben? Und wieso soll der da auf dem Bild, wenn’s überhaupt ein Mensch ist,

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