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Herrin der Dunkelheit

Herrin der Dunkelheit

Titel: Herrin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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warf Franz ein. »Du weißt, dass übernatürlicher Horror mir die Brötchen verdient, sowohl dieser Unheimlicher Untergrund-Blödsinn, als auch …«
    »Nein!« protestierte Bonita.
    »… als auch der etwas ernsthaftere Kram. Doch manchmal versuchen Leute mir einzureden, dass es keinen übernatürlichen Horror mehr gibt, dass die Wissenschaft alle Geheimnisse gelöst hätte – oder sie lösen könnte, dass Religion lediglich ein anderer Name für Sozialdienst sei, und dass moderne Menschen zu aufgeklärt und gebildet seien, um sich von Geistern erschrecken zu lassen.«
    »Darüber kann ich nur lachen«, sagte Gun. »Die Wissenschaft hat das Terrain des Unbekannten sogar noch vergrößert. Und wenn es einen Gott geben sollte, so ist sein Name Geheimnis.«
    »Schicke doch all diese mutigen belesenen Skeptiker zu meinem Mr. Edwards oder meiner Mrs. Willis«, sagte Saul, »oder konfrontiere sie einfach mit ihren eigenen, verdrängten Ängsten. Oder schicke sie zu mir, und ich werde ihnen die Story von der unsichtbaren Krankenschwester erzählen, die einmal die geschlossene Abteilung des St. Luke-Hospitals terrorisiert hat. Und dann gab es auch noch …« Er zögerte und blickte rasch zu Cal hinüber. »Nein, das ist eine zu lange Geschichte.«
    Bonita machte ein enttäuschtes Gesicht. Ihre Mutter sagte: »Gibt auch seltsame Dinge in Lima. Brujas – wie sagt man? – Hexen!« Und sie erschauerte glücklich.
    Ihr Bruder grinste zum Zeichen, dass er das Wesentliche verstanden hätte, und hob die Hand, um einen seiner seltenen Beiträge zu einem Gespräch zu liefern. »Hay hechtseria«, sagte er laut, um sicher zu gehen, dass er verstanden wurde, »Hechiceria ocultado en murallas.« Er beugte sich ein wenig vor. »Murallas muy altas.«
    Alle nickten ihm zu, als ob sie ihn verstanden hätten.
    Franz fragte Cal leise: »Was bedeutet dieses hechi?«
    »Hexerei«, flüsterte sie zurück. »Hexerei, die in den Mauern verborgen ist. In sehr hohen Mauem.« Sie zuckte die Achseln.
    »Wo in den Mauern, frage ich mich«, murmelte Franz. »So wie Mr. Edwards’ Schmerz-Strahlen-Projektor?«
    »Ich frage mich etwas anderes«, sagte Gun. »Bist du sicher, dass du von den Corona Heights aus wirklich dein Fenster gesehen hast? Du sagst selbst, dass die Dächer wie ein Meer wirken, und das erinnert mich an die Schwierigkeiten, die ich oft habe, Ortsbestimmungen bei astronomischen Aufnahmen zu machen, und selbst bei Satellitenaufnahmen der Erde. Das ist ein Problem, mit dem jeder Amateur-Astronom konfrontiert wird – und oft sogar auch die Profis. Immer wieder stößt man auf Konstellationen, die fast identisch sind.«
    »Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Franz. »Ich werde das nachprüfen.«
    Saul lehnte sich zurück und sagte: »Hört mal, ich habe eine gute Idee. Wir könnten doch an einem der nächsten Tage ein Picknick auf den Corona Heights machen. Du und ich, Gun, könnten unsere Mädchen mitbringen – sie würden Spaß daran haben. Was hältst du davon, Bonny?«
    »O ja!« rief Bonita begeistert.
    Damit brachen sie auf.
    »Wir danken euch für den Wein«, sagte Dorotea. »Aber denkt daran: zweimal Tür verschließen und Fenster zu, wenn ausgehen.«
    Cal sagte: »Ich bin todmüde. Wenn ich Glück habe, werde ich zwölf Stunden schlafen. Franz, ich gebe dir deinen Schlüssel morgen zurück.«
    Franz lächelte und fragte Fernando, ob er Lust hätte, später eine Partie Schach mit ihm zu spielen. Der Peruaner nickte eifrig.
    Bela Szlawik, verschwitzt von der Anstrengung des Kochens, gab ihnen selbst das Wechselgeld heraus, als sie ihre Rechnung beglichen. Rose hielt ihnen die Tür auf.
    Als sie auf die Straße traten, blickte Saul Franz und Cal an und sagte: »Habt ihr nicht Lust, noch auf einen Sprung zu mir zu kommen? Ich möchte euch diese Story gern erzählen.«
    Franz nickte. Cal sagte: »Ich nicht. Sofort ins Bett.«
    Saul nickte. Er verstand sie.
    Bonita hatte mitgehört: »Du willst ihnen die Geschichte von der unsichtbaren Krankenschwester erzählen«, sagte sie vorwurfsvoll. »Ich will sie auch hören.«
    »Nein, du musst ins Bett«, widersprach ihre Mutter, doch nicht befehlend, und auch nicht sehr zuversichtlich. »Sieh, Cal geht zu Bett.«
    »Das ist mir egal«, maulte Bonita und drängte sich an Saul. »Bitte? Bitte?« bettelte sie.
    Saul packte sie, drückte sie an sich und blies ihr prustend in den Nacken. Sie quietschte glücklich. Franz, der ohne es zu wollen, Gun anblickte, sah, wie er das Gesicht

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