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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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mit ihm, gewöhnte ihn an den Zaum und rief nach einem Gebiß. Er wehrte sich überrascht ein bißchen dagegen. Romilly hatte Verständnis dafür, denn ihr würde es auch nicht gefallen, ein kaltes metallisches Ding in den Mund gezwängt zu bekommen.
Aber so ist es nun einmal, Schöner, du wirst dich daran gewöhnen, und dann kannst du deinen Herrn tragen.
Mittags brachte sie ihn zurück und schlug einer der Frauen vor, sie solle ihr sanfteres Pferd in den Pferch bringen und dem schwarzen Hengst ihre kleine Box überlassen. Romilly hatte bereits das nebelhafte Bild vor Augen, wie König Carolin auf diesem prachtvollen Pferd nach Hali einritt. Von dieser Arbeit, die sie leicht fand – nun, nicht gerade leicht, aber vertraut und angenehm –, wurde sie zur Übung im waffenlosen Kampf geschickt. Eigentlich hatte sie nichts dagegen, zu lernen, wie man fällt, ohne sich weh zu tun. Schließlich war sie, als sie reiten lernte, öfter vom Pferd gefallen, als sie sich erinnern konnte, und die Technik war ähnlich. Aber die ganze Reihe von Haltegriffen, Stößen und Würfen kam ihr unendlich kompliziert vor. Anscheinend wußte hier jede Frau mehr davon als sie, einschließlich der Anfängerinnen, mit denen sie die Grundbewegungen üben sollte. Eine der älteren Frauen beobachtete sie eine Weile, winkte sie zu sich, bedeutete den anderen, weiterzumachen, und fragte: »Wie lange ist es her, daß du dich der Schwesternschaft verpflichtet hast, mein Mädchen?«
Romilly überlegte. Die Ereignisse hatten sich in den letzten paar Monden so überstürzt, daß sie wirklich keine Ahnung hatte. Hilflos zuckte sie die Schultern. »Ich bin mir nicht sicher. Ein paarmal zehn Tage…«
»Und du siehst nicht viel Sinn in diesem Training, nicht wahr?«
Romilly gab sich Mühe, taktvoll zu antworten. »Ich bin überzeugt, es muß einen Sinn haben, wenn es in jedem Haus der Schwesternschaft stattfindet.«
»Wo bist du aufgewachsen? Wie lautet dein Name?«
»Romilly. Manchmal werde ich auch Romy gerufen. Und aufgewachsen bin ich im Vorgebirge der Hellers nahe Falkenhof.“
Die Frau nickte. »Das habe ich mir nach deiner Sprache gedacht. Du stammst nicht aus der Nähe einer großen Stadt, sondern aus einer abgelegenen Gegend, wo du nie einem Fremden begegnet bist?«
»Das ist richtig.«
»Also gut. Stell dir vor, du gehst in einer Stadt eine Straße entlang, und zwar in einem stark bevölkerten und schmutzigen Viertel.« Sie winkte, und das Mädchen Betta, das gestern beim Abendessen neben Romilly gesessen hatte, kam und gesellte sich zu ihnen.
»Du gehst eine schmutzige Straße entlang, wo es von Dieben wimmelt und die Männer alle Frauen für Huren halten«, erklärte die ältere Frau. Betta begann, an der Wand entlangzuspazieren. Plötzlich sprang die ältere Frau sie mit einem Würgegriff an. Romilly blieb die Luft weg, als Betta den Oberkörper verrenkte, die Frau nach vorn riß, auf die Knie warf und ihr den rechten Arm auf den Rücken zwang.
»Au! Betta, du bist ein bißchen grob, aber ich glaube, Romy hat verstanden, um was es geht. Nun greif mich mit einem Messer an!«
Betta ergriff einen Holzstock, der ungefähr die Größe eines Klappmessers hatte, und sprang mit zum Stich gesenktem »Messer« auf die Frau los. So schnell, daß Romilly nicht sah, was passierte, war das »Messer« in der Hand der anderen Frau. Betta lag auf dem Rücken, und ihre Gegnerin tat, als trete sie sie.
»Vorsichtig, Clea!« Betta lachte und rollte sich weg. Plötzlich riß sie an Cleas Fuß und zog sie zu Boden.
Nun lachte Clea und rappelte sich wieder hoch. Sie wandte sich an Romilly. »Siehst du jetzt, was es dir nützen könnte? Besonders in einer Stadt wie dieser, wo wir an der Grenze zum Trockenland sind, gibt es bestimmt Männer, die Frauen für Besitz halten, der in Ketten gelegt und eingekerkert werden müßte. Aber sogar in einer zivilisierten Stadt wie Thendara kannst du jederzeit solchen begegnen, die weder für einen Mann noch für eine Frau Achtung oder Höflichkeit haben. Jede Frau, die in die Schwesternschaft aufgenommen wird, muß lernen, sich selbst zu schützen, und…«, ihr lachendes Gesicht nahm den Ausdruck tödlichen Ernstes an, »… wenn du den Eid fürs ganze Leben ablegst, so wie ich, wirst du das hier tragen.« Sie legte die Hand auf den Dolch an ihrer Kehle. »Ich habe gelobt, eher zu töten, als mich mit Gewalt nehmen zu lassen, den Mann zu töten, wenn ich kann, mich selbst, wenn ich es nicht kann.«
Ein Schauer rann Romilly

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