Herrin der Falken - 3
dem Weg hierher getötet hatte, bis zu schlanken Rappen der Rasse, die ihr eigener Vater züchtete. Sie trat in den Pferch zu ihnen (Betta entsetzte sich ebenso, als sei es ein Käfig voller fleischfressender Bergkatzen), ging zwischen ihnen umher und versuchte, das Pferd zu finden, mit dem sie am besten anfing. Sie mußte ausgezeichnete Arbeit leisten, denn sie wußte, es wurde gemurrt – sie sähe so jung aus, sagten einige. Deshalb würden sie scharf auf jeden Fehler achten.
Ich bin gar nicht mehr so jung, und ich habe seit meinem neunten Lebensjahr mit Pferden gearbeitet. Aber das wissen sie nicht.
Ein Pferd drängte sich gegen die hölzerne Abzäunung und begann zu treten. Romilly bemerkte die wild rollenden Augen, die über die Zähne zurückgezogenen Lippen.
»Komm raus, Romilly, geh weg von dem da, das ist ein Mörder. Wir wollen ihn der Armee zurückgeben, die ihn als Zuchthengst auf die Weide schicken kann. Den wird nie einer reiten. Er ist zu alt, um eingebrochen zu werden!« rief Tina ängstlich. Romilly, völlig konzentriert auf den Hengst, schüttelte nur den Kopf.
Er ängstigt sich beinahe zu Tode, das ist alles. Doch er wird mich nicht verletzen.
»Bring mir einen Führungsstrick und einen Zaum, Tina. Nein, du brauchst nicht in den Pferch zu kommen, wenn du dich fürchtest. Reich es mir nur herüber«, sagte sie. Tina tat es mit blassem Gesicht. Romilly, den Strick in der Hand, hatte nur für den Rappen Augen.
Nun, du Schöner, du, meinst du, wir könnten Freunde werden? Das Pferd wich nervös zurück, aber es hatte aufgehört zu treten. Welcher Idiot hat ihn eigentlich in diesen überfüllten Pferch gesteckt? Langsam, langsam, Schwarzer, ich tu dir nichts. Möchtest du nicht hinaus in den Sonnenschein? Sie formte ein deutliches Bild von dem, was sie vorhatte. Das Pferd ließ es unter unbehaglichem Schnauben geschehen, daß sie ihm Zaum und Führungsstrick überstreifte. Sie hörte, wie Tina überwältigt aufkeuchte, aber sie war jetzt so eng mit dem Pferd verbunden, daß sie für die Frau keinen Gedanken übrig hatte,
»Öffne das Tor«, befahl sie und hielt den engen Kontakt mit den Gedanken des Hengstes aufrecht. »Das ist weit genug. Komm jetzt, du schöner Schwarzer… Siehst du, wenn man es richtig behandelt, ist kein Pferd bösartig. Sie haben nur Angst und wissen nicht, was von ihnen erwartet wird.«
»Du hast auch Laran«, bemerkte eine der Zuschauerinnen grollend. »Wir haben keines. Wie können wir tun, was du tust?«
»Ob du Laran hast oder nicht«, entgegnete Romilly, »wenn dein ganzer Körper und jeder Gedanke in dir verkrampft ist vor Angst, glaubst du dann, das Pferd merke es nicht, rieche es nicht? Benimm dich so, als vertrautest du dem Tier, sprich mit ihm, bilde in deinem Geist ein deutliches Bild von dem, was du vorhast. Wer weiß, sie mögen ihr eigenes Laran besitzen. Und mach ihm vor allem klar, daß du ihm nicht weh tun wirst. Das Pferd wird es jeder Bewegung, die du machst, jedem Atemzug entnehmen, ob du Furcht vor ihm empfindest oder ob du ihm Böses tun willst.«
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Hengst zu.
»Nun komm, mein Hübscher, wir gehen in die Koppel, in den Sonnenschein… komm, komm… nein, nicht da entlang, Dummer, du wirst doch nicht zurück in den Stall wollen«, sagte sie halblaut und zog leicht an dem Strick. In der Koppel ließen ein halbes Dutzend Frauen Pferde an der Longe im Kreis laufen, riefen ihnen zu und brachten es im allgemeinen fertig, daß die Gangart eingehalten wurde. Romilly überprüfte kurz, was vor sich ging: Keine der Helferinnen machte ihre Sache wirklich schlecht. Allerdings hatte man für das Training bestimmt zuerst die gefügigeren Tiere ausgewählt. Dann suchte sie sich eine verhältnismäßig einsame Stelle. Eine oder mehrere der Stuten mochten rossig sein, und sie wollte nicht, daß der Hengst abgelenkt wurde. Die Longe in der Hand, trat sie zurück und schnalzte ihm zu.
Er war stark, ein großer, schwerer Hengst, und Romilly wurde beinahe von den Füßen gerissen, als er zu rennen begann. Er merkte, daß die Longe ihn festhielt, erkundete seine Möglichkeiten und begann im Kreis zu laufen. Romilly zog fest an, und er wurde langsamer bis zum Schritt. So ging es herum und herum. Nach einer Weile, als sie sicher war, daß er begriffen hatte, ließ sie ihn sich ein bißchen schneller bewegen.
Wie schön ist sein Gang; das ist ein Pferd für Carolin selbst. Oh, du herrliches Geschöpf, du!
Sie arbeitete fast eine Stunde
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