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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Romilly«, stellte sie fest. »Ich will mit Dom Mikhail
sprechen und ihn fragen, ob dir der Haushofmeister Unterricht
im Führen der Bücher und im Rechnen geben darf. Es wäre
schade, eine solche Intelligenz wie deine zu verschwenden.«
»Unterricht vom Haushofmeister?« fragte eine Stimme von
der Tür her. »Unsinn, mestra. Romilly ist zu alt, um Unterricht von einem Mann zu bekommen; das wäre ein Skandal.
Und was braucht eine Dame Bücher führen zu können?« Romilly hob den Kopf von den verwirrten Fäden und sah ihre
Stiefmutter Luciella eintreten.
»Wenn ich meine Bücher selbst führen könnte, Pflegemutter,
brauchte ich nie Angst zu haben, von einem unehrlichen Haushofmeister betrogen zu werden.«
Luciella lächelte freundlich. Sie war eine kleine, mollige Frau
mit sorgfältig gelocktem Haar und so untadelig gekleidet, als
wolle sie die Königin bei einem Gartenfest empfangen. Sie
meinte: »Ich glaube, wir können einen Mann für dich finden,
der dir all diese Sorgen abnehmen wird, Pflegetochter.« Sie
beugte sich nieder, um Mallina auf die Wange zu küssen, und
tätschelte Romillys Kopf. »Ist Rael schon zu seiner Reitstunde
fort? Ich hoffe, die Sonne ist nicht zu stark für ihn, er hat sich
noch nicht wieder völlig erholt.« Stirnrunzelnd betrachtete sie
das Durcheinander von Fäden und die schwankenden Reihen
farbiger Stiche. »Oh, liebes Kind, so geht das nicht! Gib mir die
Nadel, Romilly, du hältst sie wie einen Striegel! Halte sie so,
siehst du? Jetzt ist der Knoten ordentlich – geht es nicht leichter, wenn du sie so hältst?«
Widerstrebend nickte Romilly. Domna Luciella war nie anders
als freundlich zu ihr gewesen. Aber sie verstand nicht, warum
Romilly nicht genauso wie Mallina war, nur ein Stück weiter,
da älter.
»Mach nun du ein Knötchen, so, wie ich es dir gezeigt habe«,
sagte Luciella. »Siehst du wohl, das ist schon viel besser, mein
Liebes. Ich wußte, du kannst es, du bist ja geschickt mit den
Händen – deine Schrift ist viel sauberer als die Mallinas. Du
versuchst es nur nicht. Calinda, ich wollte Euch bitten, den
Kindern einen freien Tag zu geben – Rael ist bereits zu den
Ställen gerannt? Auch gut, ich brauche nur die Mädchen. Ich
möchte, daß sie mitkommen und ihre neuen Reitkleider ausprobieren. Die müssen fertig sein, wenn die Gäste zum Mittsommerfest eintreffen.«
Natürlich quietschte Mallina vor Freude.
»Ein neues Reitkleid für mich, Pflegemutter? Welche Farbe
hat es? Ist es aus Samt wie das einer Dame?«
»Nein, mein Liebes, deins ist aus Gabardin, strapazierfähig
und aufs Wachsen berechnet«, antwortete Luciella. Mallina
murrte: »Ich habe es satt, Kleider mit dicken Säumen zu tragen, damit sie ein halbes Dutzend Mal verlängert werden
können, wenn ich wachse. Und dann ist der Stoff ausgeblichen, so daß jeder sehen kann, wo der Saum ausgelassen worden ist.«
»Du mußt dich eben beeilen, mit dem Wachsen fertig zu
werden«, erwiderte Luciella freundlich. »Es hat keinen Sinn,
ein Kleid nach deinen Maßen zu nähen, wenn du nach sechs
Monaten hinausgewachsen bist. Und du hast nicht einmal
eine jüngere Schwester, an die du es weitergeben könntest.“
Lächelnd setzte sie hinzu: »Du hast Glück, überhaupt ein
neues Kleid zu bekommen, weißt du. Du solltest Romillys alte
tragen. Allerdings nutzt Romilly, wie wir alle wissen, ihre
Reitsachen so ab, daß nach einem halben Jahr nichts mehr von
ihnen übrig ist – man kann sie kaum noch dem Milchmädchen
schenken.«
»Nun, ich reite ein Pferd«, erklärte Romilly. »Ich sitze nicht
nur auf seinem Rücken und lächele schmachtend dem Stalljungen zu!«
»Biest!« fauchte Mallina und trat ihr heimlich gegen den
Knöchel. »Das tätest du auch, wenn er dich nur ansähe! Aber
dich wird nie jemand ansehen – du bist wie ein angezogener
Besenstiel!«
»Und du bist ein fettes Schwein«, gab Romilly zurück. »Du
könntest meine abgelegten Sachen sowieso nicht tragen, weil
du so dick bist von all den Honigkuchen, die du schmatzt,
wann immer du dich in die Küche schleichen kannst!“
»Mädchen! Mädchen!« flehte Luciella. »Müßt ihr ständig
streiten? Ich habe um einen freien Tag für euch gebeten –
wollt ihr statt dessen bis heute abend im Schulzimmer sitzen
und Küchentücher säumen?«
»Nein, wirklich nicht, verzeih mir, Pflegemutter«, sagte Romilly schnell, und Mallina fragte muffig: »Soll ich mich vielleicht von ihr beleidigen lassen?«
»Nein, und du solltest sie auch nicht beleidigen«, seufzte Luciella.

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