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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Stückchen zwischen den Zähnen hervor, und sein Gesicht war finster.
»Mallina, geh und wasch dir die Tinte von den Fingern. Romilly, hol deine Stickerei, und Mallinas kannst du auch gleich mitbringen«, befahl die Erzieherin, über Raels Pult gebeugt. Romilly trat stirnrunzelnd an den Schrank und zog ihren und ihrer Schwester Arbeitskorb hervor. Sie war recht geschickt mit der Feder, aber, so dachte sie ärgerlich, man drücke mir eine Nadel in die Hand, und ich könnte ebensogut Hufe wie
Finger haben!
»Ich will dir noch einmal zeigen, wie man den Knötchenstich
macht.« Calinda nahm das angeschmutzte, zerknitterte Stück
Leinen in die eigenen Hände und versuchte, es zu glätten.
Währenddessen stach Romilly sich beim Einfädeln mit der
Nadel in den Finger und jaulte auf wie ein junger Hund. »Das
ist eine Schande, Romilly. Ich glaube wirklich, Rael könnte es
besser als du, wenn er es versuchte!«
»Warum laßt Ihr es dann nicht Rael tun?« brummte Romilly.
»Pfui, ein großes Mädchen, beinahe fünfzehn, alt genug, um
verheiratet zu werden.« Calinda sah Rael über die Schulter.
»Was hast du denn da geschrieben?«
Aufgeschreckt von dem Ton der Erzieherin beugte sich auch
Romilly über die Schulter ihres kleinen Bruders. In ungleichmäßigen Druckbuchstaben stand da: ICH WÜNSCHTE MEIN
BRUDER RUYVEN KÄME NACH HAUSE.
»Das tue ich ja auch.« Rael blinzelte heftig und bohrte die
Fäustchen in die Augen.
»Zerreißen wir es, schnell!« Calinda nahm das Papier und ließ
dem Wort die Tat folgen. »Wenn euer Vater es sähe – du weißt,
er hat befohlen, daß deines Bruders Name in diesem Haus nicht
erwähnt werden darf!«
»Ich habe ihn nicht erwähnt, nur geschrieben«, verteidigte
Rael sich, »und er ist mein Bruder, und ich werde über ihn
reden, wann ich will! Ruyven, Ruyven, Ruyven – so!«
»Pst, pst, Rael«, mahnte Calinda. »Wir alle-« Sie verstummte
und beendete nicht, was sie hatte sagen wollen. Aber Romilly
hörte es mit ihren neuen Sinnen so deutlich, als hätte Calinda
es ausgesprochen: Wir alle vermissen Ruyven. Milder fuhr
Calinda fort: »Leg dein Buch weg und lauf zu deiner Reitstunde, Rael.«
Rael knallte die Fibel in sein Pult und raste zur Tür. Romilly sah ihrem Bruder neidisch nach und wandte den Blick dann sorgenvoll wieder auf die zerknüllte Stickerei in ihrer Hand. Nach einer Minute seufzte Calinda: »Für ein Kind ist es schwer zu verstehen. Dein Bruder Darren wird zu Mittsommer nach Hause kommen, und darüber bin ich froh – Rael braucht seinen Bruder, glaube ich. Hier, Romilly, paß auf – wickele den Faden so dreimal um die Nadel und zieh ihn durch – siehst du, du
kannst es recht gut, wenn du dir Mühe gibst.«
»Knötchenstich ist leicht«, bemerkte Mallina selbstzufrieden
und sah von dem glatten Stück gebleichten Leinens hoch, wo
unter ihrer Nadel eine leuchtende Blume erblühte.
»Schämst du dich nicht, Romilly? Mallina hat bereits ein Dutzend Kissenhüllen für ihre Aussteuertruhe gestickt, und jetzt
arbeitet sie an ihren Brautlaken.«
»Ja, was brauche ich denn bestickte Kissenhüllen?« fragte Romilly, in die Verteidigung gedrängt. »Ein Kissen ist da, um
darauf zu sitzen, nicht um schöne Muster zu zeigen. Und ich
hoffe, wenn ich einen Mann bekomme, wird er mich ansehen
und nicht die gestickten Blumen auf unsern Brautlaken!«
Mallina kicherte und errötete, und Callina tadelte: »Still, Romilly, wie kannst du so etwas sagen!« Doch sie lächelte.
»Wenn du dein eigenes Haus hast, wirst du stolz sein, es mit
schönen Dingen schmücken zu können.«
Das bezweifele ich sehr, dachte Romilly, doch sie nahm resignierend das Stück Stoff wieder auf und zog die Nadel hindurch. Mallina beugte sich über die Steppdecke, die sie in
Arbeit hatte, zarte weiße Sternblumen auf blauen Grund appliziert, und begann, winzige Stiche in die Umrandung zu setzen.
Ja, es war hübsch, dachte Romilly, aber warum kam es so sehr
darauf an? Eine einfache Decke würde sie des Nachts ebenso
warmhalten, sogar eine Satteldecke! Es hätte ihr nichts ausgemacht, etwas Vernünftiges herzustellen, einen Reitmantel
oder eine Haube für einen Falken. Aber diese dummen Blumenmuster! Sie sollten doch nur die komplizierten Stiche
zeigen, die sie haßte. Grimmig nahm sie von neuem ihre Arbeit
vor, die Nadel unbeholfen in der Faust. Da blickte die Erzieherin von dem Blatt mit den Additionen auf, die Romilly heute
morgen gemacht hatte.
»Hierin bist du über das, was ich dich lehren kann, hinausgewachsen,

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