Herrin der Falken - 3
mein König. Laßt mich diese Männer anführen.«
»So suche sie dir aus – und Aldones reite mit euch allen!« antwortete Carolin. »Wählt den Augenblick sorgfältig.«
»Das soll Mistress MacAran für uns tun«, sagte Ranald, die Hand auf Romillys Zügel.
Orain fuhr dazwischen: »Willst du eine Frau in die Schlacht führen?« Romilly machte sich kurz von dem Rapport mit dem Vogel frei. »Mein Lord Orain, ich bin eine Schwertfrau! Wohin mein Bruder geht, ich werde mit ihm gehen!«
Ruyven blieb stumm, aber sie spürte die Wärme, die ohne Worte ausdrückte: Tapfer gesprochen, Schwester, und dazu kam eine mentale Berührung von Alderic. Es erinnerte sie an den Tag, als sie zu Mittsommer in der Umgebung Falkenhofs auf die Beize gegangen waren.
Wenn ich diesen Krieg überlebe, werde ich niemals mehr zum Vergnügen jagen, denn ich weiß jetzt, wie es ist, wenn man gejagt wird… Verblüfft stellte sie fest, daß dieser Gedanke von Orain kam.
Wie gleicht das meinen eigenen Gefühlen! Wieder fühlte Romilly bitteres Bedauern über die Kluft, die sich zwischen Orain und ihr aufgetan hatte. Wir standen uns in so vielen Beziehungen nahe, waren uns so ähnlich! Aber die Welt würde gehen, wie sie wollte, und Orain war, was er war, und nicht, wie sie ihn sich gewünscht hätte. Sie konzentrierte sich von neuem auf den Rapport mit dem Kundschaftervogel und ließ Ranald an Orain und Alderic weiterleiten, was sie von Rakhals Armee sah.
Am Rand der Stellung zogen Reiter auf, dahinter Fußsoldaten und Bogenschützen. In der Mitte befanden sich mehrere große Wagen mit dem beißenden Geruch, den sie jetzt als die Ausdünstung von Haftfeuer kannte. Sie hatten die Kuppe des kleinen Hügels vollständig besetzt, und es war unmöglich, diese Aufstellung zu durchbrechen.
Aber genau das ist es, was wir tun müssen, dachte Alderic und ritt mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf den Hügel zu. Ihm folgten die kleine Gruppe von leronyn und dahinter zwei Dutzend Männer. Plötzlich ließ er anhalten.
Jetzt!
Romilly meinte, eine große Wolke aus Staub und Feuer rase unter Schreien und Hufedonnern dem Feind entgegen… was für Soldaten waren denn das? Und dann erkannte sie, daß sie diese Männer bereits gesehen hatte, die Männer, die von Rakhal abgefallen und davongeritten waren… Die Wirkung war die eines großen Spiegels, als werde das Bild dieser zweiten Armee auf Rakhals Männer geworfen. Eine Weile standen sie fest und sandten eine Wolke von Pfeilen hügelabwärts auf die dicht zusammengescharte Gruppe aus Soldaten und leronyn am Fuß des Berges, aber sie schossen zu kurz, sie zielten auf das Bild der anstürmenden Soldaten.
Vereinigt euch mit uns! Im Namen der Götter, jeder, der Laran hat, stehe uns bei, dieses Bild aufrechtzuerhalten … die Staubwolke raste weiter. Romilly erkannte jetzt undeutliche Formen darin, Pferdeköpfe wie große graue Totenschädel, die brennenden Gesichter von Skeletten, die in der Gräue leuchteten. Eine Stimme, die sie nie zuvor gehört hatte, hallte laut in ihren Gedanken wider: »Steht fest! Steht fest!« Aber gegen die angreifende Geisterarmee war kein Widerstand möglich. Rakhals Männer stürzten den Hügel hinunter, ritten mitten in die Wolke der Zauberbilder, schreiend vor Entsetzen. Ihre Reihen schwankten, brachen an einem Dutzend Stellen. Feuer schlug aus dem Boden, grüne und blaue Flammen leckten, wirbelten… dann war es, als fließe ein Strom aus Blut den Berg hinauf, zwischen den Hufen der Pferde hindurch. Sie hielten an, schnaubten, stampften, wieherten angstvoll. Einige der Reiter fielen. Ein paar Männer ließen sich nicht schrecken und riefen: »Es riecht nicht nach Blut, nicht nach Feuer, das ist ein Trick, ein Trick…« Es war zu spät. Die Pferde gingen durch, stießen zusammen, zertrampelten ihre Reiter. Die Offiziere kämpften wild darum, die Reihen zu schließen, einen Anschein von Ordnung wiederherzustellen.
»Jetzt! Carolin!«
»Ein Hastur! Ein Hastur!« Carolins Männer, der Haupttrupp der Armee, griffen an. Wie Wasser strömten sie den Hügel hinauf und in die zerrissenen Reihen der Reiter. Sie überrannten Rakhals äußere Verteidigungen, und dann begann der Nahkampf. Ranald und Alderic ließen sich nicht aufhalten. Sie drangen bis in die Mitte der feindlichen Stellung vor, wo der bewachte Wagen mit dem Haftfeuer stand. Männer eilten herbei und tauchten hastig Pfeile in das Zeug. Doch sie wurden niedergeritten, und die beiden jungen Männer erreichten den Wagen.
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