Herrin der Falken - 3
beide von ihnen würden in Rapport mit ihr bleiben, um die Informationen an Carolin und seinen General weiterzuleiten.
Es kann nicht leicht für Jandria sein, gegen Lyondri ins Feld zu ziehen und zu wissen, daß sie hilft, seinen Tod herbeizuführen, denn jetzt rettet ihn nichts mehr vordem Tod. Romilly war sich in diesem Augenblick nicht sicher, ob es ihr eigener Gedanke war oder ob er von Maura oder vielleicht sogar von Lord Orain stammte. Sie hatten sich alle in einer dichtgeschlossenen kleinen Gruppe um Carolin geschart, und Alderic war unter ihnen. Am Rande ihres Bewußtseins nahm Romilly wahr, daß Alderic Jandria freundlich begrüßte und sie »Meine Lady Tante« nannte. Als sei es etwas, das sie vor langer Zeit geträumt hatte, zog es ihr durch den Sinn, daß sie mit Jandria verwandt sein würde, wenn sie Alderic heiratete.
Als Schwertfrauen sind wir schon geschworene Schwestern, ich brauche Alderic deswegen nicht zu heiraten. Wie hat Alderic gesagt? In die Verwandtschaft wird man hineingeboren, aber Freundschaft ist ein Geschenk der Götter…
Maura sah sie bedeutungsvoll an, und Romilly erinnerte sich an ihre Aufgabe. Schnell ging sie in Rapport mit Temperentia, die immer noch in sich erweiternden Kreisen über die weite Ebene flog. Endlich entdeckte sie durch die scharfen Augen des Vogels eine dunkle Staubwolke am Horizont. Rakhals Armee war auf dem Marsch und bewegte sich rasch auf die Deckung gewährenden bewaldeten Hügel zu. Während diese Information an Carolin weitergeleitet wurde, fing Romilly den Gedanken des Königs auf: Also will er sich unter den Bäumen verstecken, weil er weiß, ich bin nicht bereit, Haftfeuer oder auch nur normale Feuerpfeile da einzusetzen, wo die Harzbäume einen Waldbrand verursachen können. Irgendwie müssen wir ihn angreifen, bevor er den Wald erreicht, und ihm eine Schlacht an dem von mir, nicht von ihm gewählten Ort liefern. Und Romilly spürte, wie der König seine Gedanken Sonnenstern zuwandte:
So führe meine Männer an, großes Pferd…
Sie sah mit einem seltsam erweiterten Wahrnehmungsvermögen, verbunden mit Carolin, mit Sonnenstern, mit allen Menschen um sie. Sie wußte, daß Ranald den Zügel ihres Pferdes ergriffen hatte und es führte, damit sie auch in Rapport mit dem Kundschaftervogel ungefährdet ritt, und sandte ihm schnell ihre Dankbarkeit zu. Der Regen ließ nach, und nach einer Weile brach ein merkwürdiges, trübes, wässeriges Sonnenlicht durch die Wolken. Romilly ließ Temperentia über die Armeen fliegen, hoch genug, daß sie nicht gesehen werden konnte, aber mit kurzen Sturzflügen, um zu spähen. Rakhals Armee war zusammengeschrumpft, und im Norden rückte ein zweites Heer von Männern und Pferden heran. Kam es Rakhal zu Hilfe, jetzt, wo die erste Schlacht seine Reihen gelichtet hatte? Nein, denn die Männer ritten von Rakhals Haupttrupp weg, so schnell sie konnten. Und Carolins Gedanken jubelten.
Rakhals Leute verlassen ihn, sie haben erkannt, was er ist… sie schätzen seine Art von Kriegführung ebensowenig wie ich…
Trotzdem war Rakhals Armee immer noch groß. Sie machte auf der Kuppe eines kleinen Hügels halt. Romilly, die in Kommunikation mit Carolins Männern stand, erkannte, daß Rakhal das für ihn vorteilhafteste Terrain ausgewählt hatte. Hier würde er sich festsetzen und es verteidigen. Also stand die Entscheidungsschlacht bevor. Dem Drängen Carolins folgend, ließ sie den Vogel weiter hinuntergehen. So sahen Carolins Ratgeber durch seine Augen die Stärke der gegen sie aufgestellten Truppen. Rakhal hatte anscheinend den Vorteil des Terrains und der Überzahl.
Irgendwie müssen wir Rakhal von diesem Hügel locken…
Alderic ritt an seinen Vater heran und machte ihm eine dringende Mitteilung. Der kleine Teil Romillys, der nicht bei dem Vogel war, hörte Orain zu Carolin sagen: »Mit Eurer Erlaubnis, mein Lord. Mein Sohn hat mir einen alten Trick der Bergbewohner ins Gedächtnis zurückgerufen, und wir haben leronyn genug, um ihn durchzuführen. Gebt mir ein oder zwei Dutzend Eurer Männer mit den leronyn. Dann wollen wir die Illusion erzeugen, wir seien viermal so viele, um Rakhal zu zwingen, daß er uns angreift. Währenddessen faßt Ihr ihn in der Flanke.«
Carolin dachte nach. »Es könnte funktionieren«, meinte er endlich. »Aber ich werde meine leronyn nicht in Gefahr schikken. Die meisten von ihnen tragen nicht einmal Schwerter.«
Ranald Ridenow erklärte: »Mein Laran ebenso wie mein Schwert stehen Euch zu Diensten,
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