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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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ich dich nennen?«
Romilly hätte der Frau fast ihren richtigen Namen gesagt. Was kam es schließlich darauf an, jetzt, wo sie wußten, daß sie ein Mädchen war? Gerade rechtzeitig fiel ihr ein, daß ihr Vater sie vielleicht noch so weit entfernt suchen lassen würde. Sie nannte den ersten Namen, der ihr in den Sinn kam.
»Calinda.«
»Zieh mir mein Nachthemd an, Calinda, ich zittere!«
»Verzeiht, Mutter Mhari.« Sie benutzte die respektvolle Anrede für jede alternde Frau. »Mir ist etwas eingefallen.« Sie beugte sich dicht über die alte Frau, während sie sie in das Hemd und ein wollenes Tuch hüllte. Dann legte sie sie auf die Kissen zurück und trocknete sich die Hände mit einem Handtuch ab. »Ich… ich… ich will Euren Enkel gern heiraten.« Sie meinte, an diesen Worten zu ersticken.
»Um so besser für dich«, sagte die alte Frau. »Er ist ein guter, freundlicher Mann, und er wird dich gut behandeln und dich nie schlagen, falls du es nicht wirklich verdient hast.«
Romilly würgte. Das wenigstens hätte sie von Dom Garris nicht zu befürchten gehabt. »A-aber«, stotterte sie, und es fiel ihr nicht schwer, verlegen zu wirken, »er wird böse auf mich sein, wenn er heute nacht versucht, mein Bett zu teilen, denn – denn ich habe meine Tage und blute…«
»Ah, gut, daß du es mir sagst«, meinte die Alte. »Männer sind in der Beziehung komisch. Gut möglich, daß er dich dafür geschlagen hätte. Mein Mann hat mich ordentlich vermöbelt, wenn ich ihm nicht vor der Zeit Bescheid sagte, damit er sich fernhalten oder mit dem Milchmädchen schlafen konnte. Ah ja, früher einmal war ich recht wohlhabend, ich hatte ein Milchmädchen und eine Köchin, und sieh mich jetzt an! Aber mit der Pflege einer Frau wird es mir bald besser gehen, und Rory braucht keinen Brei mehr zu kochen und kein Brot mehr zu backen, was keine Arbeit für einen Mann ist. Freu dich, du bekommst einen braven Mann, er war sich nie zu gut dafür, seine alte Oma zu waschen und im Bett umzudrehen und ihr Essen zu bringen. Er hat sogar meinen Nachttopf geleert. Und da wir gerade von dem Nachttopf sprechen –« Sie zeigte darauf, und Romilly brachte ihr den Topf und war ihr behilflich.
    Sie glaubt, dies Leben sei ein Gewinn für mich. Wenn ich nur einen Mann habe, verlange ich nichts Besseres mehr, als mich in Stall und Küche abzuschuften und eine bettlägerige alte Frau zu bedienen. Hauptsache, ich kann mich Ehefrau nennen. Sie schüttelte sich bei dem Gedanken. Vielleicht würden sich manche Frauen wirklich glücklich preisen, ein eigenes Heim und einen schwer arbeitenden Mann zu bekommen, der gut zu seiner alten Großmutter war. Sie legte die alte Frau wieder im Bett zurecht und ging, den Nachttopf zu leeren. Sie war es gewöhnt, im Stall mit den Händen zuzufassen, und die Arbeit selbst hatte nichts Widerwärtiges für sie. Aber sie fürchtete sich vor Rory.
    Ich habe Dom Garris nicht verschmäht, um gewaltsam mit einem Bauern verheiratet zu werden, sei er noch so ehrenhaft und gut. Und jetzt habe ich ein paar Tage Zeit gewonnen. Ich werde mich demütig und gefügig verhalten, und früher oder später müssen sie mich einmal aus den Augen lassen.
    Als die alte Frau gewaschen und in ein reines Nachthemd gekleidet war, holte Romilly an der Pumpe im Hof Wasser. Sie hängte den großen Kessel über das Feuer, um warmes Wasser zum Wäschewaschen zu haben. Dann machte sie sich nach den Anweisungen von Dame Mhari daran, Brotteig mit kleinen Klumpen geschnittener Schwarzfrüchte zu kneten und zu bakken. Als das Brot in einem zugedeckten Topf in der Asche buk und Dame Mhari in ihrem Bettschrank döste, setzte sich Romilly auf eine der Bänke, um sich einen Augenblick auszuruhen und nachzudenken.
    Sie hatte Zeit gewonnen. Ein schneller Besuch im Abtritt zeigte ihr, daß ihr Pferd wieder abgesattelt und mit festen Knoten angebunden worden war. Nun, wenn sich eine günstige Gelegenheit zur Flucht ergab, mußte sie ihren Dolch bereithalten und die Stricke durchschneiden. Vielleicht ging das, wenn Rory seine Stiefel und hoffentlich auch seine Hose ausgezogen hatte. Ihr Bündel konnte sie zurücklassen, wenn es sein mußte – die Nahrungsmittel waren verbraucht, und die anderen Dinge waren nicht unbedingt lebensnotwendig. Ihren warmen Mantel mußte sie jedoch haben, auch ihre Stiefel und ihren Sattel… obwohl sie auf bloßem Pferderücken besser reiten konnte als die meisten anderen Frauen im Sattel. Auch etwas zu essen wollte sie mitnehmen. Das war

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