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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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erklärte ruhig: »Ich glaube nicht, daß Dom Carlo uns so im Stich lassen würde. Vertraut auf ihn.«
»Aye, aber letzten Endes ist der vai dom doch ein Hastur, und Blut ist dicker als Wein, heißt es…«, brummte Alaric. »Alaric!« Romilly fuhr zu ihm herum, so empört, daß sie nicht sprechen konnte. Dann gewann sie die Herrschaft über ihre Stimme zurück und sagte: »Ihr könnt doch wohl nicht annehmen, Carlo würde sich auf die Seite der Hastur-Lords gegen – nun, gegen uns und Orain stellen.«
»Na ja, nicht gegen Orain«, räumte er ein. »Leg den Sattel da auf, Junge. Wenn wir eine Chance haben – aber wie soll ich das wissen? Wahrscheinlich gehörst du selbst zu den Adligen…“
Er verstummte unsicher.
»Beeilt Euch mit dem Satteln und redet keinen Unsinn«, schimpfte Romilly. »Wollt Ihr bei diesem Kornsack mit anfassen? Ich kann ihn nicht allein heben.«
Er half ihr, einem Chervine den schweren Packen aufzuladen, und führte das Tier aus dem Stall. Eine Hand faßte ihren Arm mit hartem Griff. Ehe Romilly aufschreien konnte, erkannte sie selbst hier im Dunkeln, daß es Orain war.
»Hier entlang«, flüsterte er. Ja, das war seine Stimme. Vertrauensvoll ließ sich Romilly von ihm in den dunklen Gang führen. Sie hörte die Männer, die sich bemühten, leise zu sein. Nur hin und wieder knirschte und raschelte es. Irgendwer stieß sich den Zeh an einer Felswand und unterdrückte eine Obszönität. Dann erklang eine helle, kindliche Stimme.
»Mein Lord Orain.«
»Ah, du bist es, du Teufelsbrut.«
Von Caryl kam ein leises Quietschen. »Ich will Euch nichts Böses tun«, stieß er hervor. Romilly konnte im Dunkeln nichts sehen, schloß aber aus dem Schmerz in der dünnen Stimme, daß Orain ihn heftig gepackt hatte. »Ich wollte Euch doch nur zu dem Geheimweg führen. Ich will nicht, daß mein Vater Euch – den vai dom — findet. Er wird zornig sein, aber…«
»Laßt ihn los«, flüsterte Romilly. »Er sagt die Wahrheit.«
»Ah, ich verlasse mich auf dein Laran, Junge«, gab Orain zurück. Romilly hörte ein leises Stöhnen der Erleichterung. Er mußte das Kind aus seinem harten Griff entlassen haben. »Du kennst den Weg? Führe uns. Aber wenn du falsches Spiel mit uns treibst«, zischte Orain durch die Zähne, »stoße ich dir meinen Dolch in den Leib, auch wenn du nur ein Kind bist.«
Sie folgten Caryl durch einen engen Gang, rempelten in der Dunkelheit ihre Vordermänner an, und dazu gaben die Kundschaftervögel nervöse kreischende Laute von sich. Jemand fluchte vor sich hin, und Romilly sah Funken, die von Feuerstein und Stahl aufsprühten. Orain befahl scharf: »Mach das aus!« Das Licht verschwand, und dazu murrte und schimpfte irgendwer.
»Ruhe!« zischte Alaric. Danach war nichts mehr zu hören außer den Geräuschen, die die Tiere in den engen steinernen Gängen verursachten. An einer Stelle mußten sie im Gänsemarsch vorrücken, und eines der beladenen Chervines blieb stecken. Alaric und einer der anderen Männer mußten das Tier in aller Eile abladen. Im Flüsterton fluchend, zogen und schoben sie. An einer anderen Stelle war die Luft so schlecht, als stiege sie aus einer schwefelgefüllten Höhle im Inneren der Erde auf. Nicht einmal Romilly konnte das Husten unterdrücken. Caryl wisperte: »Es tut mir leid – das ist nur ein kleines Stück, aber paßt auf, es gibt hier Spalten und Risse, es könnte sich jemand ein Bein brechen.«
Romilly tastete sich im Dunkeln weiter, schob langsam die Füße über den Boden, um unsichtbare Spalten zu entdecken. Endlich waren sie alle hindurch. Ein Windstoß fegte eisige Gletscherluft in den Gang, und dann standen sie unter kaltem Sternenlicht im Freien. Das blasse Gesicht eines einzigen Mondes, des winzigen perlfarbenen Mormallor, hing dicht über dem Gipfel, kaum hell genug, um die Finsternis zu durchdringen, und ihre Füße rutschten über glattes, schlüpfriges Eis. »Niemand benutzt diesen Pfad«, hauchte Caryl, »außer einigen der Brüder, die sich in der Askese üben, indem sie nackt hier leben. Aber selbst wenn sie Euch sähen, würde es sie nicht interessieren, wer Ihr seid. Sie denken nur an das himmlische Reich, nicht an Könige und Kriege. Trotzdem, seid vorsichtig, meine Lords – oh, da sind Gefahren…«
»Was für Gefahren?« Alaric faßte den Jungen bei der Kehle.
Caryl stöhnte leise, schrie jedoch nicht.
»Keine Gefahren durch Menschen. Banshee-Vögel leben hier. Unsere Brüder haben einen Pakt mit ihnen. Sie sagen, der Heilige

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