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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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drehte sich ihr, und sie setzte den halbleeren Krug ab. Aber alle beobachteten sie, und gegen besseres
Wissen trank sie ihn ganz aus.
»Wollen wir noch ein Spiel machen? Ich bin an der Reihe zu
gewinnen«, sagte einer der Männer, und sie zuckte die Schultern und überließ ihm den Pfeil. Im Nacken spürte sie dies
kalte, stechende Prickeln. Es bedeutete immer, daß sie von
jemandem, der sich nicht zeigte, beobachtet wurde. Was geht
in diesem Raum vor sich? Verdammt seien diese Intrigen!
Dann war Orain wieder da und schlug ihr auf die Schulter.
»Aye, jetzt hast du den Kniff heraus. Einem alten Hund kannst
du trotzdem noch nicht beibringen, wie man einen Knochen
abnagt. Gib mir die Pfeile, Junge.« Er nahm die gefiederten
Pfeile, wog sie auf der Hand, rief nach Wein für das ganze
Lokal. Romilly sah das aufgeregte Glitzern in seinen Augen.
Als das nächste Paar nach den Pfeilen griff, murmelte er ihr ins
Ohr: »Bei der nächsten Runde müssen wir uns absetzen; ich
habe eine Botschaft erhalten.«
Sie nickte, um ihm zu zeigen, daß sie verstanden hatte. Gleich
darauf wetterte Orain los: »Was in allen neun Höllen tust du
da, Mann? Deine großen Latschen stehen zur Hälfte über dem
Strich! Mit einem Betrüger werfe ich keine Pfeile, nicht einmal
zu Mittwinter. Geschenke mache ich gern, aber betrügen lasse
ich mich nicht um ein Glas Wein und nicht um ein Silberstück!« Wütend rempelte er den Mann an, der gerade werfen
wollte. Der Mann fuhr herum und schwang die Fäuste. »Wen
nennst du einen Betrüger, du Tiefland-Lümmel? Das Wort
wirst du mit deinem nächsten Glas hinunterschlucken, oder ich
ramme es dir in die Kehle.« Seine Faust stieß mit Orains Kinn
zusammen, und Orains Kopf kippte knirschend nach hinten. Er
taumelte gegen die Wand und drang unter wildem Gefuchtel
wieder vor. Romilly warf ihren Pfeil. Er landete in der Hand
des Mannes, der Orain schlagen wollte. Heulend drehte er sich
um und kam mit gespreizten Fingern auf Romilly zu, als wolle er sie erwürgen. Sie wich aus, stolperte über ein Faß und fiel in das Sägemehl auf dem Boden. Orain packte sie und zog sie
hoch.
Der Wirt nahte sich mit finsterem Gesicht und trennte die
Kämpfer mit rauhen Händen. »Hier gibt es keine Schlägerei,
Freunde! Trinkt aus!«
»Der dreckige kleine Bastard hat einen Pfeil nach mir geworfen!« Der Mann rollte seine Ärmel hoch und enthüllte ein rotes
Mal.
»Bist du ein Säugling, daß du wegen eines Bienenstichs
heulst?« fragte Orain, und der Wirt schob sie auseinander.
»Setzt euch! Alle beide! Die Strafe für eine Schlägerei ist eine
Lokalrunde, von jedem von euch!«
Mit gespieltem Widerstreben zog Orain sein Börse und warf
ein Kupferstück auf die Theke. »Trinkt und seid verdammt,
und ich hoffe, ihr erstickt alle daran! Wir wollen uns einen
ruhigeren Ort zum Trinken suchen!« knurrte er, faßte Romillys Ellenbogen und steuerte im Zickzack auf die Tür zu. Draußen richtete er sich auf und fragte schnell und leise: »Bist du
verletzt?“
»Nein, aber –«
»Dann ist es gut. Machen wir, daß wir wegkommen!« Er ging
mit einer Geschwindigkeit bergauf, daß Romilly ihm kaum
folgen konnte. Sie wußte, daß sie zuviel getrunken hatte, und
während sie benommen hinter Orain dreintaumelte, fürchtete
sie, sich übergeben zu müssen. Nach einer Weile drehte er sich
um, sagte freundlich: »Tut mir leid. Hier, Junge, nimm meinen Arm«, und stützte sie. »Du hättest diesen letzten Becher
nicht austrinken sollen.«
»Mir ist nichts anderes eingefallen, was ich tun könnte«, gestand sie.
»Und du hast mir damit das Leben gerettet«, flüsterte er ihr zu.
»Komm, vielleicht kannst du dich im Kloster noch etwas ausruhen, bevor… sieh doch!« Er wies zum sich aufklarenden Himmel empor. »Es hat aufgehört, zu schneien. Man erwartet von
uns, daß wir uns am Mittwinterabend beim Gottesdienst zeigen. Jeder Gast, der nicht mit gebrochenem Bein zu Bett liegt,
muß sich ihre verdammten Hymnen anhören! Und da das
Wetter sich bessert, wird diese Ratte Lyondri – « Er ballte die Fäuste. »Er kann schon angekommen sein, in voller Lebensgröße und zweimal so schmutzig, und seelenruhig auf der Empore
sitzen und wie ein besserer Mann Hymnen singen!«
Romilly fragte beunruhigt: »Würde er Euch erkennen,
Onkel?«
»Und ob«, antwortete Orain. »Und andere dazu.«
Kann es sein, daß Carolin selbst irgendwo im Kloster ist? Oder
sprach Orain von Alaric, dessen Familie von dem Hastur-Lord
zum Tod verurteilt worden war? Oder von Carlo,

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