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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Valentin vom Schnee habe ihn geschlossen, als er ihnen predigte und sie Gottes kleine Brüder nannte.«
»Du hast uns in ein Banshee-Nest geführt, du Teufelsbrut?« fragte Alaric. Orain legte sich ins Mittel: »Laß ihn los, verdammt, Mann! Faß den Jungen noch einmal an, und es wird dir leid tun! Er hat die Banshees nicht herbestellt, er hat uns vor ihnen gewarnt, woran nicht einmal der Vater Meister gedacht hat.«
»Nimm deine Hände von dem Jungen, Alaric! Bist du verrückt geworden?« erklang eine neue Stimme, und Dom Carlo stand unter ihnen. Romilly hatte nicht bemerkt, von wo er gekommen war; er war einfach da. Später sagte sie sich, er müsse wohl einen anderen geheimen Tunnel genommen haben, aber im Augenblick war ihr, als sei er durch Zauberei aufgetaucht. Caryl schrie vor Schreck auf. Romillys Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt, und sie konnte das Gesicht des Kindes erkennen. Der Kleine streckte Dom Carlo für die verwandtschaftliche Umarmung die Arme entgegen und sagte einfach: »Onkel, ich bin so froh, daß Ihr in Sicherheit seid.“
»Es erfreut mein Herz, zu hören, daß du nicht mein Feind bist.« Carlo antwortete ihm nicht wie einem Kind, sondern wie einem anderen Adligen, ihm gleich an Rang und Alter. Er küßte den Jungen auf beide Wangen. »Wandle im Licht, Junge, bis wir uns wiedersehen.«
»Vai dom«, Caryls Kinderstimme schwankte plötzlich. »Ich bin Euer Freund, nicht Euer Feind. Aber ich bitte Euch, wenn mein Vater in Eure Hände gerät – verschont ihn um meinetwillen.«
Dom Carlos Hände lagen leicht auf Caryls Schultern. »Ich wünschte, ich könnte dir das versprechen, Sohn. Soviel schwöre ich dir bei dem Herrn des Lichts, dem ich diene wie du dem Lastenträger: Ich werde nicht gegen Lyondri kämpfen, solange er mich nicht angreift. Ansonsten hoffe ich von ganzem Herzen, daß er sich von mir fernhält. Ich wünsche ihm sehr viel weniger Böses als er mir. Er war einmal mein Freund, und den Streit habe nicht ich begonnen.« Noch einmal küßte er Caryl und entließ ihn. »Nun geh wieder in dein Bett, Kind, bevor dein Vater erfährt, daß du heute nacht draußen warst oder der Vater Meister dich bestraft. Die Götter seien mit dir, chiyu.«
»Und mit Euch, mein Lord.« Caryl wandte sich dem dunklen Eingang des Tunnels zu. Da faßte Alaric ihn um die Mitte. Das Kind wehrte sich, aber Alarics Faust war schnell, und es sackte mit leisem Stöhnen in den Armen des Mannes zusammen. »Seid Ihr wahnsinnig, vai dom’yn? « fragte er. »Lyondris eigener Sohn ist als Geisel in unsern Händen, und Ihr wollt ihn freilassen? Mit diesem Welpen in unserer Gewalt könnten wir uns noch aus Rakhals Klauen freikaufen, ganz zu schweigen davon, daß er unsere Sicherheit vor Lyondri Hastur gewährleistet!«
»Und Ihr wollt ihn so dafür belohnen, daß er uns in Sicherheit gebracht hat?« rief Romilly empört. Alarics Gesicht war hart und entschlossen.
»Du bist ein Dummkopf, Junge. Und Ihr auch, mit Verlaub, meine Lords«, wandte er sich an Orain und Dom Carlo. »Der Junge mag uns ehrlich geführt haben – wer möchte auch einem Kerlchen mit einem solchen Engelsgesicht mißtrauen? Aber seine Verwandten haben Laran. Selbst wenn er es gut mit uns meint, woher sollen wir wissen, ob sie uns nicht durch das Laran des Jungen aufgespürt haben? Ich will kein Haar auf seinem Kopf krümmen, aber er bleibt bei uns, bis wir die Gletscher und Lyondris Männer hinter uns haben! Wir können ihn in Caer Donn oder sonst einem Ort zurücklassen.«
»Wenn du ihn verletzt hast…«, begann Dom Carlo drohend, und Romilly hoffte, sein Zorn werde sich nie gegen sie wenden. Er befühlte die Stirn des Jungen. »Ich hätte die Loyalität des Kindes nicht so belohnt! Wir können ihn jedoch nicht bewußtlos hier liegenlassen; er würde erfrieren«, setzte er hinzu. »Dann nimm ihn mit, wenn es unbedingt sein muß. Wir dürfen nicht warten, bis er wieder zu sich kommt. Du wirst später von mir noch darüber zu hören bekommen, Alaric.« Er drehte dem Mann den Rücken zu. »Setzt den Jungen auf eins der Pferde, und du, junger Rumal«, er winkte Romilly heran, »reitest hinter ihm, denn er kann sich in diesem Zustand nicht allein im Sattel halten, und es widerstrebt mir, ihn wie einen Gefangenen zu binden. Beeilt euch!«
Der schlaffe, bewußtlose Körper Caryls wurde in den Sattel gehoben. Romilly stieg hinter ihm auf und hatte große Mühe, das Kind auf dem unebenen, eisigen Pfad vor einem Fall zu bewahren.

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