Herrin der Finsternis Roman
musst.«
Patrick schnitt eine Grimasse. Dann warf er eine Erbse über den Tisch hinweg. Bevor sie den Kopf seiner Schwester traf, fing Vane sie auf und schleuderte sie direkt zwischen die Augen ihres Bruders. Bride schrie vor Lachen.
»Kinder!«, tadelte Joyce. »Benehmt euch, oder ihr müsst in der Ecke essen.«
»Toller Reflex, Kumpel.« Gutmütig wischte Patrick seine Stirn ab. »Vielleicht sollten wir Sie fürs Team rekrutieren.«
»Lieber nicht, Pat«, protestierte Bride. »Vane will wohl kaum ein T-Shirt mit der Aufschrift ›Wer seine Tiere liebt, lässt sie kastrieren‹ tragen. Was dieses Thema betrifft, ist er ein bisschen heikel.«
Vane hob die Brauen. Aber er schwieg klugerweise.
Umso lauter lachte Paul. »Natürlich verstehe ich seinen Standpunkt. Kein Mann will für die ›Castratos‹ spielen. Seltsamerweise machen unsere Tierärzte umso eifriger mit.«
»Jedenfalls werde ich ihn bearbeiten«, kündigte Patrick an. »Einen Spieler mit solchen Reflexen könnten wir gebrauchen.«
Vane bemerkte Deirdres melancholische Miene. Schweigend saß sie da und breitete eine Serviette auf ihrem Schoß aus. Paul sprach ein Tischgebet. Dann stand er auf und tranchierte den Truthahn, während Joyce Teller für die Beilagen verteilte.
Während Vane die einzelnen Platten festhielt, füllte Bride seinen und ihren eigenen Teller. »Gibt's irgendwas, das du nicht magst?«, fragte sie.
»Eigentlich nicht.«
»Was für ein angenehmer Tischgenosse …«
Impulsiv küsste er ihre Wange, bis er merkte, dass ihre Familie ihn anstarrte. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich, weil er fürchtete, er hätte einen Fehler begangen.
»Unsinn«, erwiderte Joyce, »ich bin so glücklich, dass ich mein Baby endlich wieder lächeln sehe.«
Vane reichte die Schüssel mit dem Kartoffelbrei seinem Bruder, über Bride hinweg.
Misstrauisch verzog Fury die Lippen. »Was ist das?«
»Kartoffeln«, erklärte Vane.
»Was haben sie damit gemacht?«
»Probier's einfach, Fury. Glaub mir, es wird dir schmecken.«
Lachend schüttelte Paul den Kopf. »Woher kommen Sie denn, wenn Sie noch nie Kartoffelbrei gegessen haben?«
»Vom Mars.« Angewidert beobachtete Fury, wie das Püree am Servierlöffel klebte. Bevor er die Schüssel an Paul weiterreichte, nahm er sich eine ganz kleine Portion. Dann beugte er sich vor und schnüffelte wie ein Hund an seinem Kartoffelbrei.
Bride spürte Vanes Bein, das sich an ihren Füßen vorbeitastete, um gegen das Schienbein seines Bruders zu treten.
Sofort richtete sich Fury kerzengerade auf und sah Vanes warnenden Blick.
»Und woher kommen Sie wirklich?«, fragte Deirdre. »Seid ihr beide in dieser Gegend aufgewachsen?«
»Nein«, antwortete Vane. »In unserer Kindheit und frühen Jugend waren wir viel unterwegs. Wir lebten mal da, mal dort.«
Ihr Blick schien ihn zu durchbohren. »Und was hat Sie nach New Orleans geführt?«
»Willst du unser Dinner zu einer Inquisition umfunktionieren, Deirdre?«, mischte Bride sich ein.
»Nachdem Mom gesagt hat, dass du es ernst mit ihm meinst, sollten wir etwas mehr über deinen neuen Freund erfahren. Abgesehen von der Tatsache, dass er in Jeans gut aussieht.«
»Bitte, Deirdre«, sagte Paul in leisem, aber strengem Ton. »Lass deinen Zorn über Josh nicht an Bride und Vane aus.«
»Okay«, zischte sie. »Aber wenn er mit seiner Sekretärin durchbrennt und Bride ihren Kindern erklären muss, warum Daddy ein Mistkerl ist, werdet ihr euch hoffentlich an unsere kleine Diskussion erinnern.« Erbost sprang sie auf und stürmte aus dem Zimmer.
»Tut mir leid.« Joyce stand auf. »Esst nur weiter, ich komme gleich zurück.«
»Vor ein paar Monaten hat Deirdres Mann sie verlassen«, erklärte Bride an Vane gewandt. »Jetzt verbringen die Kids ihre Ferien bei ihm. Es fällt ihr sehr schwer, das zu verkraften.«
»Warum tun die Men…« Gerade noch rechtzeitig unterbrach sich Fury. »Warum tun die Männer so was?«
»Keine Ahnung, warum manche Männer sich so verhalten«, entgegnete Paul. »Jedenfalls sollte Deirdre froh sein, dass sie den Kerl losgeworden ist.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung.« Bride schaute Vane an, der unter dem Tisch ihren Schenkel streichelte und ihr Blut erhitzte. Geradezu elektrisierend, diese Liebkosung.
Joyce kam zurück, holte Deirdres Teller und ging wieder hinaus.
Bedrückt seufzte Paul. »Ich wünschte, ich könnte dem armen Mädchen die Situation erleichtern. Für einen Vater gibt es nichts Schlimmeres, als sein Kind leiden
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