Herrin der Finsternis Roman
ihre Wange, trennte sich von ihr und stand auf, um sich anzuziehen.
Als er ihre Kleider vom Boden aufhob und ihr reichte, fühlte sie sich unsicher. Er fragte nicht nach ihrer Telefonnummer oder nach irgendwelchen anderen Dingen. Stattdessen schlüpfte er wortlos in seine Jeans und die Stiefel.
Bereute er, was geschehen war? Sollte sie ihn um seine Telefonnummer bitten? Nein, das ließ ihr Stolz nicht zu. Vielleicht war es dumm. Aber nachdem Taylor sie abserviert hatte, wollte sie an diesem Abend nicht riskieren, dass ihr Selbstbewusstsein noch einmal angeknackst wurde.
Vane knöpfte ihr Kleid zu. Dann zog er das T-Shirt über seinen Kopf. »Steht dein Auto in der Nähe?«
»Im Hinterhof. Aber ich gehe zu einem Restaurant, das nur ein paar Häuserblocks entfernt liegt.«
Seine Finger glitten durch ihr Haar. Plötzlich las sie tiefe Trauer in seinen Augen. »Soll ich dich begleiten?«
Als sie nickte, schob er den Vorhang beiseite, und sie betrat den Verkaufsraum. Dann drehte sie sich um und beobachtete, wie er sein T-Shirt in die Jeans stopfte und sein Haar glatt strich. Seine spielerische Heiterkeit war verflogen, er strahlte jetzt die gefährliche Aura eines Raubtiers aus.
Während sie die Alarmanlage einschaltete und die Ladentür versperrte, wartete er auf dem Gehsteig. In wachsendem Unbehagen lächelte sie ihn an. Die Luft war kühl geworden, doch das schien er nicht zu bemerken. Er legte einen Arm um ihre Schultern, und sie gingen zu Tabithas Lieblingsrestaurant, dem Acme Oyster House. Unterwegs schwiegen sie. Bride suchte nach Worten. Was sagte eine Frau zu einem Mann, dem sie den besten Sex ihres Lebens verdankte?
Zu einem Mann, den sie nicht kannte, den sie vermutlich nie wiedersehen würde …
Oh, wie sie das hasste. Ihr erster One-Night-Stand! Einfach nur peinlich, solche Intimitäten mit einem Fremden!
In der Nähe des Restaurants verlangsamte er seine Schritte. Bride spähte durch das große, bemalte Fenster. Da saßen ihre Freundinnen schon, und sie beobachtete, wie Tabitha eine Nummer in ihr Handy tippte. Zweifellos hatte sie vorhin angerufen.
Wenn Bride nicht bald hineinging, würde die Freundin sich sorgen. »Also …«, begann sie und befreite sich von Vanes Arm. »Hier müssen wir uns verabschieden.«
Er nickte und lächelte freundlich. »Danke, Bride.«
»Nein«, erwiderte sie und berührte das Halsband, das er ihr geschenkt hatte. »Ich danke dir .«
Zärtlich küsste er ihre Fingerspitzen. Dann wandte er sich ab. Die Hände in den Jeanstaschen, schlenderte er langsam die Straße hinab zur Bourbon Street. Schweren Herzens schaute sie ihm nach und bewunderte seinen geschmeidigen Gang.
»Bride?«
Sie drehte sich um und sah Mina Devereaux in der offenen Tür des Lokals stehen. »Bist du okay?«
»O ja.« Bride zwang sich, ihr ins Restaurant zu folgen, und Mina führte sie zu einem Tisch am Fenster, an dem ihre Schwester Tabitha saß.
»Hi, Bride!«, grüßte Tabitha und wickelte einen Cracker aus. »Alles in Ordnung? Du schaust ziemlich verwirrt drein.«
»Keine Ahnung.« Bride nahm ihr gegenüber Platz. »So ein sonderbarer Tag. Ich glaube, ich habe den schlimmsten Fehler meines Lebens gemacht.«
Doch sie wusste nicht, was falsch gewesen war – mit einem Mann zu schlafen, den sie nicht kannte, oder ihn gehen zu lassen.
2
Von tiefem Bedauern erfüllt, ging Vane durch das French Quarter zur Ursulines Avenue 688, zu der Straßenecke, an der das rote Ziegelgebäude der Bar Sanctuary lag. Über der Tür im Saloon-Stil hing ein Schild, auf dem die dunkle Silhouette eines Motorrads auf einem Hügel vor einem großen Vollmond prangte.
Eine Touristenattraktion, wurde die Biker Bar wie üblich von zahlreichen Fremden, aber auch von Einheimischen bevölkert. Auf dem Gehsteig parkten bereits mehrere Motorräder, die der ortsansässigen Biker-Bande namens Vieux-Doo Dogs gehörten. Als Vane diese barschen Typen zum ersten Mal hier gesehen hatte, war er in Gelächter ausgebrochen. Offenbar ahnten die Biker nicht, dass die Kneipe nicht nur für sie bestimmt war, sondern der einzige sichere Hafen seiner Spezies war.
Auf der ganzen Welt und in verschiedenen Epochen hatten gewisse Were-Hunter-Familien Quartiere eingerichtet, wo sich die Katagaria auf der Flucht vor ihren Feinden verstecken konnten. Aber Mama Bear Peltiers Sanctuary war besonders beliebt und geschätzt. Vor allem, weil die Bar zu den wenigen Etablissements zählte, die Dark Hunter, Apolliten, Daimons und Götter gleichermaßen
Weitere Kostenlose Bücher