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Herrin der Finsternis Roman

Titel: Herrin der Finsternis Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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willkommen hießen. Solange man sich in diesem Lokal friedlich benahm, durfte man es unbeschadet wieder verlassen. Sämtliche Körperteile blieben intakt.
    Beiß mich nicht, und ich beiß dich nicht. So lautete der Sanctuary-Slogan.
    Wer gegen diese Regel verstieß, wurde sofort bestraft. Entweder nahm ihn einer von Mama Bears elf Söhnen oder ihr riesengroßer Lebensgefährte auseinander. Es was allgemein bekannt, dass er sich niemals mit einer anderen amüsierte.
    Obwohl Mama Bear und ihre Jungs von Natur aus Bären waren, boten sie allen Katagaria-Arten ihre Gastfreundschaft an: Löwen und Tigern und Falken und Wölfen. Es gab keine einzige Gruppe, deren Mitglieder noch nie im Sanctuary untergetaucht waren.
    Verdammt, da saß sogar ein Drakos. Die Drachen ließen sich nur selten im einundzwanzigsten Jahrhundert blicken. Wegen ihrer Größe hatten sie lieber in früheren Zeiten gelebt, wo es ihnen dank einer spärlicheren menschlichen Besiedlung und offener Felder leichter gefallen war, Schlupfwinkel zu finden.
    Die Peltiers beschäftigten einen arkadischen Aufpasser. Das gehörte zu den größten Wundern der Bar. Die Arkadier waren Were Hunter mit menschlichen Herzen und die Erzfeinde der Katagaria, die tierische Herzen besaßen. Seit Jahrtausenden bekämpften sich die beiden Spezies.
    Angeblich waren die Arkadier die freundlichere Gruppe von Vanes Volk. Aber wie er aus Erfahrung wusste, bildeten sie sich das nur ein. Jederzeit würde er einem Katagari mit einem animalischen Herzen eher trauen als einem Arkadier mit einem menschlichen. Wenigstens griffen die Tiere ihre Gegner ehrlich und offen an. So hinterlistig wie die Menschen waren sie nicht.
    Und doch – keine einzige Katagari-Frau hatte ihn jemals so zärtlich umarmt wie Bride. Keine hatte diesen seltsamen Beschützerinstinkt in ihm geweckt, der ihn jetzt drängte, zu jenem Restaurant zu laufen, vor dem sie sich getrennt hatten, und sie in ihr Haus zu tragen. Wie merkwürdig – das ergab keinen Sinn.
    Als er das Sanctuary betrat, sah er Dev Peltier auf einem Barhocker neben der Saloon-Tür sitzen, einen von Mama Bears eineiigen Vierlingen. Obwohl sie identisch aussahen, unterschieden sie sich in ihrem Wesen.
    Dev war umgänglich, nur schwer aus der Ruhe zu bringen und besaß eine machtvolle Anmut. Wie die meisten Bären bewegte er sich methodisch und langsam, als hätte er alle Zeit dieser Welt.
    Aber Vane wusste, dass dieser Bär fast so schnell zuschlagen konnte wie ein Wolf. Einmal hatte er beobachtet, wie Dev in einem spielerischen Kampf über seinen jüngeren Bruder Serre hergefallen war, seither begegnete er ihm mit einem gewissen Respekt.
    An diesem Abend trug Dev ein schwarzes T-Shirt, das den Artemis-Bogen auf seinem Bizeps nicht ganz verbarg. Dieses Tattoo hatte er sich zugelegt, um die Daimons und Apolliten zu veräppeln, die gelegentlich in die Bar kamen. Er spielte gerade Five Card Draw Poker mit Rudy, einem menschlichen Angestellten. Offenbar ahnte der noch immer nicht, dass die Hälfte der Anwesenden Tiere auf zwei Beinen waren.
    Rudys glattes schwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden. Seinem grobschlächtigen Gesicht merkte man an, welch ein schwieriges Leben der Exsträfling geführt hatte. Sein schwarzer Vollbart war zerzaust und jeder entblößte Quadratzentimeter seiner Haut mit farbenfrohen Tätowierungen bedeckt. Wie üblich wirkte er ziemlich ungepflegt und im Gegensatz zu den hier beheimateten Were Huntern kein bisschen attraktiv. Gewissermaßen war dies das untrüglichste Kriterium, an dem man sich orientieren konnte, um die Menschen und die Tiere auseinanderzuhalten. Vanes Volk legte großen Wert auf Schönheit. Deshalb begegnete man nur ganz selten einem hässlichen Were Hunter.
    Wie seine Brüder hatte Dev langes blondes Haar, das offen an seinem Rücken hinabhing. Zu seinen engen ausgebleichten Jeans trug er schwarze Stiefel.
    »Hey, Wolf, alles okay?«, begrüßte er Vane.
    Achselzuckend blieb Vane bei den beiden stehen. »Ich bin nur müde.«
    »Dann solltest du drüben im Haus schlafen«, schlug Dev vor und nahm sich noch zwei Karten.
    Das Peltier House grenzte an die Bar. Dort konnten sie alle ihre tierischen Gestalten annehmen, ohne befürchten zu müssen, dass sie entdeckt wurden. Die Peltiers besaßen ein raffinierteres Alarmsystem als Fort Knox. Mindestens zwei Familienmitglieder hielten ständig Wache und wehrten unbefugte Eindringlinge von menschlicher oder anderer Natur ab.
    »Nein, danke«, erwiderte Vane.

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