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Herrin der Finsternis Roman

Titel: Herrin der Finsternis Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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des Vaters und des Rudels bewahrt.
    Ganz sicher würde er der Frau, mit der die Schicksalsgöttinnen ihn vereint hatten, kein Leid antun.
    Er hörte, wie Bride das Wasser abdrehte. Sofort nahm er seine Wolfsgestalt an und versagte sich, den Raum zu betreten, wo er in Versuchung geraten würde. Das war auch nicht nötig, denn wenige Sekunden später kam sie in ein Badetuch gewickelt heraus. Zähneknirschend betrachtete er die lockenden Kurven, die sich unter dem feuchten Frottee abzeichneten. Das Tuch war zu klein und entblößte zu viel seidige nackte Haut. Dann ließ sie es zu Boden fallen.
    Beinahe hätte er gejault, als sie sich bückte und in einem Karton nach ihrer Unterwäsche suchte. Doch er konnte das leise Knurren nicht verhindern, das sich seiner Kehle entrang.
    Bride drehte sich zu ihrem neuen Haustier um, das sie mit seltsamer Intensität anstarrte. Wild und beunruhigend. Angstvoll begann sie zu zittern. »Du wirst mir doch nichts antun, mein Junge?«
    Da lief er zu ihr und wedelte mit dem Schwanz, sprang hoch und leckte über ihre Wange, dann zog er sich in eine andere Ecke des Raums zurück. Irgendwie unheimlich.
    Mit gerunzelter Stirn schlüpfte sie in ein Höschen und zog ihren Pyjama an. Der war ihr zu eng. Deshalb hatte sie ihn im Lagerraum verwahrt. Vor zwei Jahren hatte die Mutter ihr eine neue Garderobe geschenkt. Dank einer flüssigen Proteindiät war sie um fünfundzwanzig Pfund leichter geworden. Aber ein Jahr später hatte sie sich ihr früheres Gewicht wieder angefuttert, plus zehn zusätzliche Pfunde.
    Seufzend verdrängte sie die Erinnerung. Zum Teufel mit Taylor und seinem Diätwahn! So wie ihre Mutter und ihre Großmutter war sie nun mal eine typische rundliche Irin. An diesem Chromosomenschaden würde sich auch in Zukunft nichts ändern. »Wäre ich bloß in den Fünfzigerjahren auf die Welt gekommen!«, murmelte sie. »Da waren pummelige Figuren noch schick.« Resignierend streckte sie sich auf der Couch aus. Der Wolf kam zu ihr und legte seine Nase neben ihre. »Tut mir leid, Kid«, murmelte sie und tätschelte seinen Kopf. »Hier ist kein Platz für dich. Morgen besorgen wir uns ein richtiges Bett, okay?«
    Jetzt schmiegte er seine Schnauze an ihr Gesicht.
    »Wirklich nett, deine Gesellschaft.« Am besten schien es ihm zu gefallen, wenn sie ihn unter dem Kinn kratzte. Die Augen geschlossen, bewegte er langsam seinen Schwanz hin und her. »Und wie soll ich dich nennen?« Darüber dachte sie eine Weile nach. Nur ein einziger Name fiel ihr ein. Sei nicht albern, sagte sie sich. Das wäre lächerlich, nach einem One-Night-Stand. Und doch … »Macht's dir was aus, wenn ich dich Vane nenne?«
    Abrupt öffnete er die Augen und leckte ihr Kinn ab.
    »Okay, also bist du Vane Nummer zwei. Um's kürzer zu machen – Vane.« Dann griff sie über ihren Kopf hinweg, knipste die Lampe aus und drehte sich zur Seite, um zu schlafen.
    Reglos saß er im Dunkeln und beobachtete sie. Wie sie ihn in seiner Wolfsgestalt nannte – unglaublich. Wenn er es nicht besser wüsste … Nein, sie besaß keine psychischen Kräfte. Vielleicht mochte sie einfach nur den Klang des Namens.
    Er wartete, bis sie tief und fest schlief, bevor er wieder seine menschliche Gestalt annahm und sich vergewisserte, dass alle Türen und Fenster geschlossen waren. Vorerst würde ihr nichts zustoßen, also beamte er sich in sein Zimmer im Sanctuary.
    Dort war es stockdunkel. Er ging in den Nebenraum, den Fang bewohnte. Seit Vane ihn aus dem Sumpf hierhergeschleppt hatte, lag er komatös in seinem Bett.
    Müde seufzte Vane und ging zu ihm. »Wach endlich auf, Fang. Ich vermisse dich, kleiner Bruder. Und im Moment brauche ich wirklich jemanden, mit dem ich reden kann.«
    Aber es war sinnlos. Nicht nur das Blut hatten die Daimons seinem Bruder gestohlen, auch seinen Geist. Kein Wolf verkraftete eine solche Schande, wie sie Fang widerfahren war. Das verstand Vane sehr gut. So war ihm zumute gewesen, als er seine menschliche Hälfte entdeckt hatte. Wenn man von einem Feind angegriffen wurde und sich nicht wehren konnte – etwas Schlimmeres gab es nicht. Von Erinnerungen gequält, zuckte er zusammen. Zum ersten Mal hatte er seine menschliche Gestalt mitten im Kampf gegen einen wütenden Eber angenommen. Die spitzen Zähne des Biests hatten sich so tief zwischen seine Rippen gebohrt, dass er den Schmerz bei falschen Bewegungen immer noch spürte. Eben noch war er ein Wolf gewesen und im nächsten Moment lag er von den Stoßzähnen eines

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