Herrin der Finsternis Roman
frisst ihn.«
Ash entriss ihr den Puppenmann, bevor sie ihn in den Mund stecken konnte. »Nein, nein, Simi, gegen Gummi bist du allergisch.«
»Ach wirklich?«
»Erinnerst du dich an deinen verdorbenen Magen? Nachdem du die Reifen von diesem Laster gegessen hattest, auf den du so wütend warst?«
Enttäuscht seufzte die Dämonin. » Deshalb ist mir schlecht geworden? Und ich dachte, weil die blöde Göttin da war …«
Ash drückte einen Kuss auf den Scheitel des Babys und legte es in Simis Arme. »Pass ein paar Minuten auf Marissa auf. Iss sie nicht. Und lass sie nichts essen.«
»Keine Bange, Akri. Niemals werde ich die kleine Marissa verspeisen. Sonst würde ich sie viel zu sehr vermissen.«
Liebevoll strich er über das Haar der Dämonin. Dann stand er auf und schlenderte zu Vane. Schlank und hochgewachsen, war Acheron der Inbegriff eines attraktiven Jünglings. Nur wenige Männer überragten Vane. Ash gehörte dazu.
Nicht nur seine Größe wirkte einschüchternd. Diesen Dark Hunter umgab eine deutlich spürbare, übermächtige Aura. Manchmal fürchtete ihn sogar das Tier in Vane.
Seit Jahrhunderten kannten sie sich. Ash hatte ihm damals geholfen, seine Mutter zu finden. Warum, wusste Vane noch immer nicht. Aber niemand verstand Acheron Parthenopaeus' Beweggründe.
»Es schickt sich nicht, anderen Leuten nachzuspionieren, Wolf«, begann Ash.
»Als könnte dir irgendjemand nachspionieren.« Vane schaute zu der Dämonin und dem kleinen Mädchen hinüber. »Seltsam, ich hätte dich nie für einen Babysitter gehalten.«
Nach einem kurzen Blick auf Vanes Hand fixierte Ash sein Gesicht. Aus seinen Augen, die flüssigem Silber glichen, sprühte ein verwirrendes Licht, das mystische Kräfte und alte Weisheit bekundete. »Und ich hielt dich nie für einen Feigling.«
Erbost über die Beleidigung, stürzte Vane sich auf ihn, doch der Atlantäer sprang blitzschnell aus seiner Reichweite.
»Nicht.« In diesem knappen Wort schwang ein gebieterischer Unterton mit, der Vane erstarren ließ. Dann wandte Ash sich zu der alten Frau. »Bring ihm bitte eine Tasse Tee, Liza.«
»Ich trinke keinen Tee.«
»Liza?«
»Gleich bin ich wieder da«, versprach die alte Frau und eilte in den Laden.
»Ich trinke keinen Tee«, wiederholte Vane.
» Ihren wirst du trinken, und er wird dir schmecken.«
Vanes Blick verdunkelte sich. »Da ich kein Dark Hunter bin, tanze ich nicht nach deiner Pfeife, Ash.«
»Das tun die anderen auch nicht. Aber das spielt keine Rolle.« Acheron legte den Kopf schief und schien auf etwas zu lauschen, das nur er hörte. »Offenbar suchst du Antworten.«
»Von einem Dark Hunter erwarte ich nichts. Niemals.«
Langsam stieß Ash seinen Atem aus. »Was mit Anya geschah, bedaure ich, Vane. Aber es musste sein.«
Mit seiner Beileidsbezeugung veranlasste er Vane, verächtlich die Lippen zu kräuseln. Der Verlust schmerzte immer noch. »Erzähl mir nichts vom Schicksal, das Thema habe ich satt.«
Zu seiner Verblüffung stimmte Ash zu. »Ja, dieses Gefühl kenne ich. Aber es ändert nichts an deinem Pro
blem.«
Vane starrte ihn an. »Was weißt du davon?«
»Alles«, erwiderte Ash. Die Arme vor der Brust verschränkt, beobachtete er ihn. Sein Blick zerrte an Vanes Nerven. »Könnten wir alles voraussehen, wäre das Leben so einfach, nicht wahr? Wird dein Rudel dich überfallen? Wird Fang genesen? Wird Bride dich jemals als ihren Gefährten akzeptieren?«
Vane fröstelte. »Wie hast du von Bride erfahren?«
Darauf antwortete der Atlantäer nicht. »Die Menschen besitzen die erstaunliche Fähigkeit, bedingungslos zu lieben. Unterschätze weder Bride noch dich selbst, weil du fürchtest, was vielleicht passieren wird. Stattdessen solltest du dich auf die Frage konzentrieren, was geschehen wird, wenn du sie verlässt.«
Klar, Ash hatte leicht reden, denn er wurde nicht gejagt. »Was weißt du über die Angst?«
»Genug, um lebenslang Lektionen zu erteilen.« Ash spähte an Vane vorbei und sah Marissa neben Simi auf wackeligen Beinchen stehen, die erst lernen mussten, ihr Gewicht zu tragen. »Wie schön sie ist, nicht wahr?«
Vane zuckte die Achseln. Die Schönheit eines menschlichen Kindes konnte er wegen unzureichender Erfahrungen nicht beurteilen.
»Kaum zu glauben. Hätte Kyrian kein Vertrauen in Amanda und eine gemeinsame Zukunft gesetzt, würde Marissa nicht existieren. Niemand würde ihr melodisches Lachen hören, ihr kostbares Lächeln sehen. Denk darüber nach, Vane. Eine Buchhalterin, die
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