Herrin der Finsternis Roman
Nase drangen, schmolz sie beinahe dahin und musste ein wohliges Stöhnen unterdrücken.
»Warum wartest du an der Tür?«, fragte er und rückte ein wenig von ihr ab.
»Weil kein Tisch für uns reserviert ist.«
Verwirrt zog er die Brauen hoch. »Ich lasse nie einen Tisch reservieren. Das habe ich nicht nötig.« Er nahm ihre Hand und führte sie zur Rezeption.
Sofort erschien der Maître d' und lächelte strahlend. »Ah, Mr Kattalakis! Wie schön, Sie wiederzusehen!«
»Hi, Henri«, grüßte Vane und schlang einen Arm um Brides Taille. »Ist mein Tisch bereit?«
Als Henris Blick zu ihr schweifte, erlosch sein Grinsen. »Oh, ich wusste nicht, dass Sie mit der Dame verabredet sind, Sir«, erklärte er zerknirscht, »sie hat mir nicht gesagt … Bitte, verzeihen Sie mir, Madam. Hat Tiffany Sie hier stehen lassen? Sie arbeitet erst seit Kurzem für uns. Natürlich werde ich ihr einen Verweis erteilen.«
»Nicht nötig.« Glücklich und maßlos erleichtert lächelte sie Vane an.
»Bist du sicher?«, fragte er.
»Ja, es war nicht ihre Schuld.«
Henri atmete auf. »Trotzdem werde ich mit ihr reden. So etwas wird nie wieder vorkommen. Das verspreche ich Ihnen.«
Entrüstet fauchte die schwarzhaarige Frau: »Wieso kriegen die einen Tisch ohne Reservierung, und wir müssen warten, Taylor? Der ist doch gar nicht beim Fernsehen.«
»Hör mal …«, begann Taylor.
Da drehte Vane sich um und warf den beiden einen Blick zu, der sie sofort zum Schweigen brachte.
»Bitte, folgen Sie mir, Madam – Mr Kattalakis«, sagte Henri, »Ihr Terrassentisch ist schon hergerichtet.«
Während Bride und Vane hinter dem Maître'd das Restaurant durchquerten, flüsterte sie: »Wieso genießt du einen so grandiosen Service?«
»Manchmal lohnt sich der Status eines Kings«, erwiderte Vane achselzuckend, die Hände in den Hosentaschen. »Geld regiert die Welt.«
Aha.
Sie gingen zu einem Ecktisch auf der Terrasse im ersten Stock, oberhalb des schönen, von üppiger Blumenpracht erfüllten Innenhofs. Beflissen rückte Henri einen Stuhl für Bride zurecht, und sie setzte sich. Vane zog seine Brieftasche hervor und gab dem Maître'd ein paar Hundertdollarscheine. »Tun Sie mir einen Gefallen, bringen sie den Typen da unten – diesen Taylor zum schlechtesten Tisch des Lokals.«
»Für Sie mache ich alles, Mr Kattalakis.« Henris Augen funkelten voller Belustigung.
Als er davoneilte, nahm Vane Platz.
»Das war sehr unartig von dir«, meinte Bride und lächelte kokett.
»Soll ich den Auftrag widerrufen?«
»Natürlich nicht, ich wollte nur betonen, dass es unartig war.«
»Ich bin nun mal ein großer, böser Wolf«, scherzte er, griff nach ihrer Hand und drückte einen Kuss auf die Handfläche, die das Zeichen aufwies. Seltsam – er schien es nicht zu bemerken. »Wie zauberhaft du aussiehst, zum Anbeißen süß.«
»Danke«, murmelte sie errötend. »Auch du siehst toll aus.«
»Entschuldige die Verspätung.« Er zog eine Rose aus seiner Brusttasche und reichte sie ihr. »Leider hat's länger gedauert, meinen Anzug ändern zu lassen.«
»Hast du für unser Date einen neuen Anzug gekauft?«
»Uh – ja. Eigentlich bin kein Anzugtyp, eher ein Naturbursche.«
Zwei schwarz gekleidete Kellner kamen an den Tisch. Den Älteren, einen distinguierten kleinen Gentleman mit dunkler Haut, hielt Bride für einen Cajun. Der andere war Anfang zwanzig.
»Guten Abend, Mr Kattalakis«, grüßte der Ältere. »Wie nett, Sie ausnahmsweise in Gesellschaft zu sehen.«
»Ja, sehr nett«, bestätigte Vane und warf Bride einen glühenden Blick zu.
»Möchten Sie Ihren üblichen Wein, Sir?«
»Gewiss.«
»Madam?«
»Evian, bitte.«
»Willst du keinen Wein trinken?«, fragte Vane.
»Nein, lieber Wasser.«
Als die Kellner davongingen, um die Getränke zu holen, runzelte Vane die Stirn. Bride griff nach ihrer Speisekarte. Dann merkte sie, dass er seine nicht anrührte. »Wie oft kommst du hierher?«
»Ein paarmal pro Woche. Hier gibt's ein richtig gutes Frühstück. Und ich bin nach dem Bananas Foster süchtig. Warst du schon mal hier?«
Entschlossen verdrängte sie den schmerzlichen Gedanken an Taylor, der sich geweigert hatte, sie hierher einzuladen. »Schon lange nicht mehr. Aber ich finde das Essen wundervoll, das hier serviert wird.«
Erleichtert lächelte er. Sie versuchte, sich auf die Speisekarte zu konzentrieren. Doch das fiel ihr schwer, weil er sie nicht aus den Augen ließ. In der Art, wie er sie beobachtete, lag etwas
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