Herrin der Finsternis Roman
sollen.«
»Nein«, erwiderte Tabitha in blasiertem Ton. »Zweifellos würde dein Serienkiller auch die Bullen ermorden. Zeig ihm deine Hand.«
Immer noch unsicher, trat Bride vor und gehorchte. »Hast du so etwas schon einmal gesehen?« Kyrian nickte, und sie schluckte angstvoll. »Werde ich sterben?«
»Nein«, entgegnete er und schaute ihr in die Augen, »das ist kein Todessymbol.«
Erleichtert seufzte sie auf. »Was ist es dann?«
Bis er antwortete, dauerte es eine Weile. »Nun, das kann ich dir wirklich nicht verraten. Aber ich verspreche dir, wer immer das passende Zeichen aufweist, würde eher sich selber töten als dich.«
»So etwas Ähnliches hat Vane auch gesagt.« Bride ballte ihre Hand, und Kyrians Blick schweifte zu dem Wolf hinüber.
»Dann kannst du ihm vertrauen. Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich halte eine Windel im Arm, die meinen Namen trägt.«
»Ist das alles, was du ihr erzählst, Kyrian?«, fragte Tabitha.
»Alles, was ich ihr erzählen kann «, sagte er in bedeutsamem Ton und stieg die Treppe hinauf.
»Oh, die personifizierte Informationsquelle«, spottete Tabitha.
»Bitte, Tabby.« Amanda ergriff ihren Arm und zog sie zur Sitzgruppe. »Lass ihn in Ruhe.« Freundlich lächelte sie Bride an. »Möchtest du etwas essen oder trinken?«
»Nein danke, ich bin okay. Wenigstens so okay, wie ich's an diesem beängstigenden Tag sein kann.« Bride setzte sich auf das Sofa vor dem Fenster, und ihr Wolf stürmte hinter Kyrian die Stufen hinauf.
»O nein!«, rief sie, sprang auf und wollte ihm folgen.
»Das ist schon in Ordnung.« Amanda ging um den Couchtisch herum und versperrte ihr den Weg. »In ein paar Minuten wird Kyrian ihn herunterführen.«
»Stört der Wolf deinen Mann wirklich nicht?«
»Nein, bestimmt nicht«, versicherte Amanda.
Soeben hatte Kyrian die Windeln seiner Tochter gewechselt, als er die Anwesenheit des Wolfs vor der Tür des Kinderzimmers spürte. »Bist du das, Vane?«
»Danke, dass du mich da unten nicht verraten hast.« Vane kam herein.
»Kein Problem.« Kyrian warf die schmutzige Windel in einen Eimer und hob Marissa hoch. Spielerisch schlug sie mit einem feuchten Händchen in sein Gesicht, dann kniff sie ihn in die Wange. »Also, was ist los mit euch beiden?«
»Keine Ahnung. Sie ist die Menschenfrau, mit der ich an jenem Abend verabredet war. Vorher bat ich dich um Rat.«
»Das dachte ich mir, als ich sie in der Halle sah. Hättest du uns bloß erzählt, dass es Bride ist!«
Frustriert ignorierte Vane den Vorwurf. »Wie erklärt man einer Menschenfrau, wer man ist? Wie hat Amanda reagiert, als sie herausfand, dass du ein Dark Hunter warst?«
»Darauf reagierte sie bemerkenswert ruhig und vernünftig. Natürlich hat es mir geholfen, dass ihre Schwester unzurechnungsfähig ist. Also war ich das geringere von zwei Übeln.«
Vane verdrehte die Augen.
»Gibt es in Brides Familie auch Wahnsinnige?«, fragte Kyrian.
»Nicht dass ich wüsste.«
»Dann musst du dich nicht aufregen.«
»Ach, du hast ja keine Ahnung!«, klagte Vane. »Mein Rudel weiß, dass ich mich in New Orleans aufhalte. Die Wölfe haben mir bereits eine Tessera auf den Hals gehetzt.«
Mitfühlend schaute Kyrian ihn an. Er hatte sich in einer ähnlichen Situation befunden. Deshalb wusste er, wie schwierig es war, seiner angeborenen Natur treu zu bleiben, wenn man sein Herz an einen Menschen verlor. »Willst du sie hierlassen?«
Vane betrachtete das Baby in Kyrians Arm, und dieser Anblick stimmte einen Teil seines Wesens wehmütig. Vor seiner Begegnung mit Bride hatte er nie an eigene Kinder gedacht. Und er fand es ziemlich seltsam, den einstigen Dark Hunter in der Rolle eines Daddys zu beobachten.
Wie mochte es sein, ein eigenes Kind an sich zu drücken? In seiner Fantasie sah er eine kleine Tochter mit dunkelrotem Haar und heller Haut – wie die Mutter.
»Nein, ich werde deine Familie nicht in Gefahr bringen«, erwiderte er.
»Wenn ich auch sterblich bin, kann ich immer noch kämpfen.«
Vane schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Und deine Frau genauso wenig. Mein Volk beherrscht die Magie und die Kräfte der Natur. Niemals hast du gegen die Katagaria gekämpft. Wozu sie fähig sind, weißt du nicht.«
Nun wurde Kyrians kleine Tochter unruhig, und er setzte sie auf den anderen Arm. »Was hast du vor?«
» Keine Ahnung«, gestand Vane. Diese Unsicherheit strapazierte seine Nerven. Vor einem Jahr hatte er genau gewusst, wer und was er war, wie er sein Leben führen und wie er
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