Herrin der Finsternis Roman
und Freunde.« Plötzlich erhellte sich seine Miene, als ihm etwas einfiel, das sie trösten müsste. »Soviel ich weiß, kennst du Sunshine Runningwolf. Sie ist unsterblich.«
»Was?«, rief Bride schockiert. Seit Jahren kannte sie Sunshine. »Unsterblich?«
»Ja.«
»Kein Witz? Seit wann?«
»Schon immer. Ebenso wie ihr Mann.«
Wow! Wer weiß, dass die Frau, deren Kunstwerke meinen Laden und das kleine Apartment schmücken, unsterblich ist? Bei dieser Frage hielt sie inne. Moment
mal – das war unfair! »Warum können wir nicht auch unsterblich sein?«
Gleichmütig zuckte Vane die Achseln. »Weil es meinem Volk nicht beschieden ist. Wir leben lange, aber nicht ewig. Da gibt es gewisse Nachteile.« Er umfasste ihre Hände etwas fester. »Wenn du dich vollends mit mir vereinen willst, muss ich dein Blut in mir aufnehmen. Und in deinen Adern muss meines fließen. Ein Blutaustausch ist die einzige Möglichkeit, dein Leben zu verlängern. Außerdem – wenn einer von uns den Tod findet, stirbt auch der andere.«
Bride wurde blass. Welch eine beklemmende Vorstellung! Andererseits, mit anderen Dingen in Vanes Welt verglichen, erschien ihr das nicht so schlimm.
»Wie auch immer, Bride, du musst es nicht tun«, versicherte er hastig. »Die Entscheidung liegt einzig und allein bei dir.«
Seufzend dachte sie nach. Wozu sollte sie sich entschließen? Verdammt schwierig, was Vane von ihr verlangte. Nun gewannen die Worte »bis dass der Tod euch scheidet« eine ganz neue Bedeutung.
Aber als sie seinem sehnsüchtigen Blick begegnete, sagte sie sich, allzu schrecklich könnte eine Zukunft an seiner Seite nicht sein. Er war rücksichtsvoll und aufmerksam. In ihrer Welt eine Rarität. Zweifellos verdiente er eine zweiwöchige Probezeit. »Okay«, begann sie langsam. »Nun stelle ich meine Bedingungen. Wenn wir dieses Paarungsritual durchführen, verlange ich eine Hochzeit, wie sie bei den Menschen üblich ist. Sonst würden es meine Eltern nicht begreifen. Und alles will ich ihnen nicht erklären.«
»Einverstanden.«
»Das bedeutet, dass du meine Eltern kennenlernen musst.«
»Mit Vergnügen. So furchtbar wie meine können sie nicht sein.«
»Zumindest sind sie nicht gemeingefährlich, aber sehr besorgt um mich.«
»Schon jetzt liebe ich sie.«
Bride lachte nervös, als sie sein mutwilliges Grinsen sah. »Weißt du, ich dachte immer, eines Tages würde ich einem netten Mann begegnen und ein Jahr lang mit ihm ausgehen. Dann würde er in einem romantischen Ambiente auf die Knie sinken und mir einen Heiratsantrag machen. Eine solche Verlobung habe ich mir nie vorgestellt.« Sie spielte mit einer seiner langen Locken. »Aber das Leben verläuft nur selten so, wie wir es uns wünschen.«
Unmerklich zuckte er zusammen. Er hatte nicht geplant, ihr Leben so grundlegend zu ändern. Vielleicht war es grausam, aber sein Herz verbot ihm, Bride zu verlassen. Ihr allein gehörte es. Den Wolf in ihm drängte es ebenso wie den Mann, sie zu besitzen. »Alles werde ich tun, damit du glücklich wirst.«
Die Finger in sein Haar geschlungen, dachte sie, es wäre möglich, ihn zu lieben. Ja, sie könnte es … Doch sie war ein gebranntes Kind, scheute das Feuer, und sie kannte Vane kaum. Nur zwei Wochen hätte sie Zeit, um ihn besser kennenzulernen. Was sie bisher über ihn wusste, fand sie erschreckend – und faszinierend.
Hoffentlich würde er sie nicht belügen oder täuschen. Wenn er ihr den echten Vane zeigte, wenn dieser Wolfsmann ehrlich war, würde sie ihn akzeptieren. Am allermeisten fürchtete sie, er würde sich am Ende der beiden Wochen, wenn sie für immer vereint waren, in das brutale Tier verwandeln, von dem seine Mutter gesprochen hatte.
Was sollte sie dann tun?
Am Anfang der Beziehung war Taylor wundervoll gewesen. An ihrem ersten gemeinsamen Valentinstag hatte er ihr sogar Schokolade geschenkt. Doch mit der Zeit hatte er sich zu einem kompletten Mistkerl entwickelt.
Würde Vane sich auch so verhalten? Vierhundert Jahre waren verdammt lang, wenn eine Frau sie mit ein und demselben Mann verbringen musste. Nicht, wenn sie ihn liebt. Nun, vielleicht stimmte das. Wenigstens würde sie's versuchen und hoffen.
»Wohin gehen wir jetzt?«, fragte sie.
»Zu einem Ort, wo du sicher bist, wenn ich dich allein lassen muss.«
»Und mein Laden?«
»Den wird jemand anderer führen. Sicher finde ich eine geeignete Person.«
Das klang zu einfach. »Wie denn?«
»Am besten bitte ich Acheron wieder mal um einen Gefallen. Da
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