Herrin der Finsternis Roman
Aber ich werde Bermudas und ein T-Shirt tragen.«
Vane lachte laut auf. »Dann bringt er dich um, Otto.«
»Wenn's bloß so wäre … Bis später.«
Bride hörte, wie Ottos Schritte im Flur verklangen. Wohlig rekelte sie sich im Bett und war erstaunt, weil sie Vane ihren nackten Körper so unbefangen zeigte. Eigentlich müsste sie verlegen sein, weil er so perfekt gebaut war. Doch sie empfand nichts dergleichen. Wie seltsam, neben einem Mann zu liegen, der sie mit all ihren Fehlern akzeptierte. Nichts an ihr wollte er ändern, das war eine ganz neue Erfahrung. Sie strich über sein Gesicht, die rauen Bartstoppeln und genoss den Anblick seiner attraktiven Züge. Aber eine mahnende Stimme flüsterte ihr zu: Alle guten Dinge gehen einmal zu Ende.
»Glaubst du an die ewige Liebe, Vane?«
»O ja. Wenn man vierhundert Jahre lang lebt, beobachtet man alle möglichen Dinge.«
»Und wie erkennt man den Unterschied zwischen Liebe und Leidenschaft?«
Er setzte sich auf und zog sie auf seinen Schoß. »Da gibt's keinen Unterschied. Ich glaube, die Leidenschaft gleicht einem Garten. Wenn man sie kultiviert und pflegt, entwickelt sie sich zur Liebe. Und wenn man sie vernachlässigt oder schlecht behandelt, stirbt sie. Um die ewige Liebe zu gewinnen, muss man sein Herz stets daran erinnern, wie es war, ohne sie zu leben.«
Verblüfft über seine Weisheit, starrte sie ihn an. »Was für tiefschürfende Worte – noch dazu aus dem Mund eines Mannes!«
»Das hat Anya immer gesagt.« Die Trauer in seinem Blick weckte schmerzliches Mitgefühl.
»Oh, ich wünschte, ich hätte sie kennengelernt. Offenbar war sie eine großartige Frau.«
»Das war sie.«
Als ihr ein neuer Gedanke durch den Sinn ging, hob sie die Brauen. »Kannst du sie nicht in der Vergangenheit besuchen? Oder noch besser – sie retten?«
Vane legte ihren Kopf unter sein Kinn und streichelte ihren Rücken. »Theoretisch – ja. Aber so etwas sollen wir nicht tun. Die Zeit ist ein sehr heikles Element. Damit darf man nicht leichtfertig umgehen. Außerdem hätte ich Anya nicht retten können. Die Schicksalsgöttinnen rächen sich unbarmherzig, wenn man in ihre Domäne eindringt. Wenn sie ein Leben beenden, darf man es nicht wiedererwecken. Sonst geraten sie in hellen Zorn.«
»Oh, das klingt so, als hättest du diesen Fehler begangen.«
»Nicht ich. Aber ich kenne jemanden, der es tat.«
»Fang?«
»Nein, und ich werde den Namen dieser Person nicht verraten. Kein Sterblicher sollte gegen das Schicksal rebellieren.«
»Aber wie wissen wir, was unser Schicksal ist? Ist es meine Bestimmung, bei dir zu bleiben oder vielleicht nicht ?«
»Keine Ahnung, Bride. Nur Ash könnte diese Frage beantworten. Doch er wird es nicht tun.«
»Nur Ash?« Das erschien ihr unwahrscheinlich. »Wie alt ist er denn? Einundzwanzig?«
»Nein, elftausend Jahre alt und der klügste Mann, den ich kenne. In der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt es nichts, was er nicht weiß. Leider teilt er diese Erkenntnisse mit niemandem. Und das ärgert mich ganz gewaltig. Zum Beispiel verkündet er, wir würden unsere Zukunft mit unseren Entscheidungen gestalten. Aber wie wir uns entscheiden, weiß er schon vorher. Und ich verstehe nicht, warum er uns das verschweigt.«
»Weil du aus deinen Fehlern lernen sollst. Wenn du eine falsche Entscheidung triffst und einen Fehlschlag erleidest, kannst du ihm nicht die Schuld daran geben, denn er hat dir nicht geraten, was du tun sollst. Und wenn sich alles zum Guten wendet, darfst du dich beglückwünschen, denn du hast den richtigen Entschluss gefasst. Gut oder schlecht, wir gestalten unser Leben immer selbst. O Gott, dieses kleine Bürschchen ist erstaunlich schlau.«
Lachend schüttelte Vane den Kopf. » Klein ist er nun wirklich nicht. Aber mit allem anderen hast du recht.«
Bride erwartete, dass er fragen würde, wie sie sich entscheiden würde, was ihre Beziehung mit ihm betraf.
Aber er schwieg und umarmte sie einfach nur, als wäre er in diesem Moment wunschlos glücklich.
Teilweise war auch sie glücklich. Aber ein anderer Teil ihres Ichs fürchtete sich. Welche Entscheidung wäre richtig? Sie wollte bei ihm bleiben. Aber wo? Sie war keine Wölfin, die in der Wildnis leben könnte, und er nicht der Mann, der mit einem Laden im French Quarter zufrieden wäre.
Letzten Endes war Vane wild und unbezähmbar. Nicht nur ein Mann. Ein Wachtposten.
Und ein Wolf.
Sie hob den Kopf und schaute ihn an. Könnte dieser Augenblick doch ewig
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